
Es kam also doch wie mehr oder weniger erwartet, zumindest vom Endergebnis her: Der mit viel Vorschuss-Lorbeeren in die Saison gestartete TTC Fulda-Maberzell hat im hessisch-bayerischen Derby den TSV Bad Königshofen mit 3:1 bezwungen. Der Spielverlauf hätte freilich auch einen anderen Sieger hergeben können, wenn in einigen wenigen Momenten das Momentum auf Seite der Gäste gewesen wäre.
Konkret die Momente im zweiten und dritten Satz des zweiten Spiels zwischen Fan Bo Meng und Bastian Steger. Da machte der Königshöfer Leitwolf im zweiten bei 9:10 halt nicht das 10:10 bzw. glitten im dritten gleich sechs Kanten- und Netzbälle in die falsche Richtung. Millimeter-Entscheidungen.
Besonders ärgerlich und Tischtennis-untypisch dann der fünfte Satz mit einer vermeintlichen Schiedsrichter-Fehlentscheidung gegen Steger: Ein Kantenball, der nicht nach oben, sondern nach unten weg prallt, war eben nicht auf, sondern nur seitlich am Tisch. Die Schiedsrichter schmetterten aber den Protest des TSVlers ab, als wäre er irgendein Lausbub. Und das kurz vor Satz- und Spiel-Ende.
Steger kam nach dieser Benachteiligung nicht mehr auf die Beine. Hier ein Sieg, dann einer von Jin Ueda gegen Ruwen Filus und es wäre reingegangen ins Schlussdoppel, in dem Bad Königshofen seit eineinhalb Jahren unbesiegt ist – und der TSV hätte womöglich zwei Punkte mit über die Schwedenschanze herüber nach Bayern genommen.
Filip Zeljko schlägt sich gegen Dimitrij Ovtcharov beachtlich
Von Filip Zeljko war zum Auftakt gegen die ehemalige Nummer 1 der Welt, heute 14, Dimitrij Ovtcharov, keine Sensation erwartet worden. Doch dafür schlug er sich prächtig und brachte durch seinen forschen Auftritt und die unglaublich intensive Unterstützung der Königshöfer Fans in der Hubtex-Arena Mumm und Schwung und Glaubwürdigkeit in die Absicht, hier vielleicht doch was reißen zu können. Dass er im ersten Satz 5:0 führte und doch 10:12 unterlag, bekam erst im zweiten mehr Bedeutung, als er diesen 14:12 gewann. Danach setzte sich aber der Qualitätsunterschied von 85 Weltranglistenplätzen durch – 1:0 für Fulda.
Nun musste also eine von drei Bedingungen erfüllt werden, dieses Derby zu gewinnen. Im Generationen-Duell hätte Steger den in Würzburg geborenen Meng schlagen müssen, der noch nicht auf der Welt war, als Steger schon 1. Bundesliga spielte, vor 25 Jahren. Bisher hatte er ihn ja auch meistens im Griff. Doch Meng hatte vor 14 Tagen erst Timo Boll mit 3:0 abgefertigt, spielt zurzeit in der Form seines Lebens. Hier schaffte er ein 3:2 – 2:0 für Fulda.
Jin Ueda holt Sieg egen Ruwen Filus
Damit waren die zwei weiteren Bedingungen schon nur noch utopischer Art. Weniger jene von Ueda, den Fuldaer Abwehrkünstler Filus zu schlagen. Es kam zum erwartet unorthodoxen, mal weniger spektakulären, mal Weltklasse-Schlagabtausch, bei dem sich der Königshöfer Japaner fünf Sätze lang die Taktik zurecht dengelte, bis er seinen Gegner bezwungen hatte.
Das war mitunter geniales Tischtennis-Schachspiel, wie er Filus' Taktik, seine Noppen-außen- und Schaumgummi-Beläge bei seiner Unterschnittabwehr laufend zu drehen, durchkreuzte, 3:2 gewann und den Spielstand auf 2:1 stellte.
Dimitrij Ovtcharov zu gut für Bastian Steger
Doch die dritte Bedingung war einfach nicht zu erfüllen: Steger hätte im Tischtennis-Klassiker seinen ehemaligen Nationalteam-Kollegen Ovtcharov bezwingen müssen, damit hinterher das seit eineinhalb Jahre ungeschlagene Doppel den Siegpunkt hätte holen können. Doch es blieb beim Wenn und Hätte.
Steger ist ein veritabler Bundesliga-Spitzenspieler. Aber Ovtcharov ein absoluter Weltklassespieler mit der Qualität, wenn es eng wird und in die Entscheidung im Satz oder Spiel geht, noch einen Gang zuzulegen und seine Topleistung abzurufen. Gegen ihn und somit gegen Fulda war einfach kein Kraut gewachsen.
Tischtennis
Bundesliga, Männer
Fulda – Bad Königshofen 3:1
Dimitrij Ovtcharov – Filip Zeljko 3:1 (12:10/12:14/11:4/11:7).
Fan Bo Meng – Bastian Steger 3:2 (4:11/11:9/11:8/9:11/11:5).
Ruwen Filus – Jin Ueda 2:3 (11:7/6:11/11:7/3:11/8:11).
Ovtcharov – Steger 3:0 (11:6/11:7/11:5).
Zuschauende: 550.