Nein, über mangelnde Erfahrung ihres Trainers können sich die Fußballer des TSV Irmelshausen aus der A-Klasse Rhön 3 wahrlich nicht beschweren. Über fehlende Fachkenntnis in Sachen Technik, Taktik, Coaching, Spiele lesen und Spieler entwickeln ebenso wenig. Sie tun es auch nicht, sind sich bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist, einen solchen Fachmann auf dem Trainingsplatz und auf der Bank zu haben.
Bernd Knahn, der Jungbrunnen aus Breitensee, seinem neuen Domizil, seit er sich auch der Pferdehaltung verschrieben hat, ist immerhin schon 68, aber von der Bewegung und vom Denken her fit wie ein gut erhaltener Mittvierziger. „Nicht zuletzt deshalb, weil ich mich zum Glück nie ernsthaft verletzt habe. Ich kann heute noch alles machen, auch ein bisschen Fußball spielen.“ Er bringt eigentlich alles mit, um der „Heynckes von Irmelshausen“ genannt zu werden. „Fehlen nur noch die Erfolge“, schmunzelt er. Wobei er im speziellen Fall TSV Irmelshausen „Erfolg“ relativ sieht und nicht nur am aktuellen Tabellenplatz sechs, mit drei Nachholspielen in der Hinterhand, misst.
Knahn weiß zu differenzieren
Da hört man irgendwie den studierten Sportlehrer heraus, der Leistung zu differenzieren weiß und Veranlagung und was einer draus macht in Relation setzt. Deshalb widerspricht er auch jenen, die von einem Absteiger automatisch einen Aufstiegsplatz in der tieferen Klasse erwarten. „Dabei sollte man nicht vergessen, dass wir vier Abgänge von echten Leistungsträgern zu verkraften hatten und es vornehmlich um die Stabilisierung der Mannschaft und das Entgegenwirken von Auflösungserscheinungen geht. Was das betrifft und die ganze Grundstimmung beim TSV sind wir auf einem sehr guten Weg. Es ziehen fast alle so mit, wie ich mir das vorstelle“, wobei er das „fast“ nicht überbetont, aber auch nicht weglassen möchte.
Woher kommt sein reicher Erfahrungsschatz außer dem Sportstudium noch? Der gebürtige Bad Königshöfer spielte Schüler- und Jugend-Mannschaft, nur diese beiden gab es damals, und in der Ersten bei seinem Heimatverein TSV. In die Zeit seines Studiums hinein fiel der Wechsel zu den Würzburger Kickers in der Bayernliga, der dritthöchsten Liga damals. Es folgten zwei Jahre Auslandsstudium in Frankreich mit Fußball beim Zweitligisten AJ Auxerre.
Zurück in Deutschland spielte Bernd Knahn beim FC Haßfurt und FC Schweinfurt 05, beide Bayernliga, und noch ein Jahr bei den Kickers. Als Spieler wirkte Knahn noch lange Jahre in der Schweinfurt-05-Traditionself mit, die er heute gelegentlich noch managt und coacht.
Pause als Trainer
Nach seiner aktiven Zeit trainierte er erst den TSV Bad Königshofen, dann eine lange Zeit gar nicht. Es folgte die Jugend beim TSV, im Anschluss noch mal die erste Mannschaft. Danach gab es ein Gastspiel im Jugendbereich des TSV Großbardorf und dann nach einer weiteren Pause der ASV Alsleben/Eyershausen und nun in der ersten Saison der TSV Irmelshausen. Dass eine zweite folgen wird, ist schon besiegelt.
Eigentlich würde das alles schon reichen, um ein Rentner-Leben von Montag bis Sonntag als „erfüllt“ zu erleben. Bernd Knahn ist aber die Betriebsamkeit gewöhnt und wird sich nie ans Nichtstun gewöhnen. Dass er neben dem TSV Irmelshausen inzwischen auch die U 11-Jugend des TSV Aubstadt – in der auch Irmelshäuser spielen – betreut, entspricht wieder seiner „Vorliebe, Kinder und Jugendliche in ihrer fußballerischen Entwicklung zu begleiten und dort, wo es am wichtigsten ist und noch richtig fruchtet, zu fördern.“ In der Hauptschaffenszeit seines Lebens führte er ein Sportgeschäft in Bad Königshofen. In dieser Zeit entstand seine Mitarbeit als Marketing-Leiter der Werbegemeinschaft Bad Königshöfer Einzelhändler, die er auch nach der Übergabe seines Geschäfts noch weiter führt. Mit der gleichen Tätigkeit bringt er sich in der Tischtennis-Abteilung des TSV mit großem Ideenreichtum und Kreativität ein, die Vorbildcharakter für andere Bundesligisten hat. Zusätzlich moderiert er den TT-Talk nach den Heimspielen.
Breites sportliches Spektrum
Natürlich geht das Spektrum sportlicher Betätigungen bei einem wie Bernd Knahn weit über den Fußball hinaus, um nur Reiten, Tennis, Skifahren oder Schwimmen zu nennen. Seine markante Fitness ist kein Selbstläufer. Er tut schon was für seinen Körper und hält ihn durch irgend etwas Sportliches pro Tag auf Trab. Apropos Trab: Die Pferdehaltung hat ihn dazu veranlasst, seinen Lebensmittelpunkt von Bad Königshofen in ein Gehöft nach Breitensee zu verlagern.
Und weil das alles noch nicht reicht, begann Bernd Knahn vor knapp drei Jahren nach langer Fußballpause wieder ins Trainergeschäft einzusteigen, übernahm den A-Klassisten ASV Alsleben/Eyershausen. Als man dort die SG mit Gabolshausen/Untereßfeld einging, bot er seinen Rückzug an, weil ein Trainer übrig war. Und schon stand Irmelshausen auf der Matte. Dabei findet er, niemandem etwas beweisen zu müssen. Die körperliche Verfassung stimmt „und mein Herz hängt am Fußball, am Umgang mit jungen Menschen, der Ausbildung und Verbesserung junger Spieler, verbunden mit Spaß auf beiden Seiten. Dies im Aktivenbereich hinzukriegen wird aber immer schwieriger.“
Individualbetreuung gibt es auch
Bei Trainer und Mentor Knahn gibt es deshalb nicht nur die normalen Trainingseinheiten, sondern auch Individualbetreuung von Torhütern oder Schichtarbeitern am Vormittag. Mit den U11-Jungen aus Aubstadt und Irmelshausen fanden in der ersten Ferienwoche zwei kollektive und zwei individuelle Trainingseinheiten in Kleingruppen statt. „Die wollen das, haben Spaß dabei und deshalb muss man einiges auch individueller gestalten. Wo, in welcher Altersklasse oder Liga das ist, ist völlig egal und fasziniert mich immer noch.“ Mit dem Milzgründer Menschenschlag komme er gut klar. „Ich lege viel Wert auf Ordnung und Disziplin, habe das Gefühl, dass die Mehrzahl der Spieler vorwärts kommen will und der Vorstand dahinter steht. Das war aber in Alsleben und Eyershausen auch schon so.“