Jetzt sind die drei Gerhardt-Brüder Matthias (47), Michael (45) und Thomas (42) wieder beim VfL Sportfreunde Bad Neustadt vereint. Der Aufsteiger in die Fußball-A-Klasse Rhön 3 vermeldet das Duo Matthias/Thomas als Neuzugänge, während Michael in den Hofwiesen bereits am Ball ist. Matthias und Thomas Gerhardt waren seit der Saison 2021/22 bei der SpVgg Hambach (Kreisklasse 1 Schweinfurt) als spielende Trainer bzw. Co-Trainer aktiv.
Sein Spielerpass liegt beim VfL Sportfreunde, dennoch ist Matthias Gerhardts Engagement bei der SpVgg Hambach nicht beendet. Er bleibt Coach und geht in seine dritte Saison. "Ich konzentrierte mich ausschließlich auf das Training, wollte nicht mehr den Druck haben, gegebenenfalls spielen zu müssen", sagt er am Telefon, als ihn diese Redaktion in der Reha-Klinik erreicht. Er würde aber bei den Samstags-Heimspielen des VfL Sportfreunde einspringen, "wenn sie mich brauchen. Da helfe ich gerne, das macht mir Spaß." Ansonsten besitzt die SpVgg Hambach Priorität, die ihre Punktspiele fast ausnahmslos an Sonntagen bestreitet.
Zeitaufwand wird zu groß für Thomas Gerhardt
Warum zieht es Thomas Gerhardt zurück? "Mein Bruder ist zum zweiten Mal Vater geworden", sagt Matthias. Der Zeitaufwand sei für ihn jetzt zu groß, um weiter für Hambach aktiv zu sein. Und ein bisschen mit eingefädelt hat seine Rückkehr auch sein Bruder Michael. Thomas Gerhardt wird beim VfL Sportfreunde als Spielertrainer fungieren. Obwohl inzwischen viele Jahre ins Land gezogen sind, erhofft sich der VfL Sportfreunde weitere Impulse von den neuen "Alten", die zu ihren Glanzzeiten sportliche Lorbeeren über den Rhön-Grabfeld-Kreis hinaus erworben haben.
Matthias Gerhardt, der ehemalige Fußball-Profi, schwärmt von den Zeiten beim FC 05 Schweinfurt, für den er acht Jahre (von 1995 bis 2002) in der ersten Mannschaft spielte. Unvergessen bleibt ihm die Saison 1999/2000. "Wir mussten in der Regionalliga Süd unbedingt Elfter werden, um dort auch nach der Reduzierung auf zwei Regionalligen zu bleiben." Deshalb waren die 05er am letzten Spieltag beim FC Augsburg zum Siegen verdammt.
Matthias Gerhardt ist stinkig wegen der späten Einwechslung
"Wir lagen nach einer Stunde 0:2 hinten, Augsburg verschoss noch einen Elfmeter. Ich war stinkig, weil ich erst spät, nach 60 Minuten, eingewechselt wurde." Seinen Frust setzte er in Energie um und hatte mit zwei Treffern entscheidenden Anteil am 4:2-Erfolg. "Das hat erst den Grundstein gelegt, dass wir in der Runde darauf den Aufstieg in die Zweite Bundesliga verwirklichen konnten." Für den ehemaligen Fußball-Profi war es eine denkwürdige, aufregende Runde 2001/02 trotz des sofortigen Wiederabstiegs, "in dieser Zeit habe ich viele Freundschaften geschlossen".
Seine Laufbahn hatte Matthias Gerhardt, der außer Fußball noch gerne Golf und Tennis spielt, als kleiner Bub beim TSV Brendlorenzen begonnen. Von der D- bis zur B-Jugend spielte der Stürmer und Freistoßspezialist dann bei den Sportfreunden Bad Neustadt, ehe es ihn als A-Junior zu den "Schnüdeln" zog. Nach acht Jahren bei der 1. Mannschaft der Nullfünfer folgte ein kurzer Ausflug zum SSV Jahn Regensburg, dann ging es wieder zurück in die Heimat, mit den Stationen in Großbardorf, Bad Neustadt, Bad Kissingen und Aubstadt. 2013 beendete er seine aktive Laufbahn. Er wurde Trainer, sprang aber immer wieder mal als Spieler in die Bresche.
Wenn die Mutter Matthias ruft, zuckt "Matze" zusammen
Matthias Gerhardt wohnt mit seiner Ehefrau Tanja im Haus seiner Eltern ("das haben wir jetzt übernommen") in der Bad Neustädter Gartenstadt und hat es nur einen Katzensprung zum Sportgelände in den Hofwiesen. Sein ganzer Stolz ist Sohnemann Diego (9). Sein sportlicher Wunsch? "Wenn wir drei Brüder noch einmal gemeinsam auf dem Sportplatz in den Hofwiesen spielen, das wäre eine tolle Geschichte. Wir hatten das schon mal beim TSV Großbardorf in der Bayernliga." Für alle ist Matthias seit Jahr und Tag nur der "Matze". Sagt oder ruft seine Mutter allerdings Matthias, läuten bei ihm die Alarmglocken. "Da bin ich immer zusammengezuckt und hab' gedacht, was hab' ich angestellt", sagt er mit einem Schmunzeln.
Matthias Gerhardt sieht klare Versäumnisse in der Vergangenheit
Wie beurteilt er die sportliche Situation des VfL Sportfreunde Bad Neustadt, der 2008 aus der Fusion des VfL mit den Sportfreunden hervorging? Matthias Gerhardt sieht klare Versäumnisse, die viele Jahre zurückliegen. "Die Fusion hätte viel früher erfolgen müssen, als die Sportfreunde noch alle Jugend-Altersklassen besetzt hatten. Wer weiß, wohin die Reise von Fußball-Bad-Neustadt hätte führen können", blickt er zurück.
Nach den letzten, sportlich turbulenten Jahren (nach der Spielgemeinschaft mit Burgwallbach/Leutershausen war man ein Jahr völlig von der Fußball-Landkarte verschwunden) sieht Matthias Gerhardt wieder einen Silberstreif am Horizont. Der VfL Sportfreunde ist wieder da, errang direkt nach dem Wiedereinstieg in der abgelaufenen Saison auf Anhieb die Meisterschaft in der B-Klasse Rhön 3. "Ehrlich, ich war skeptisch mit dieser weitgehend Alte-Herren-Mannschaft." Umso mehr freut er sich über die Entwicklung, betont aber, dass es von existenzieller Bedeutung sei, "immer wieder junge Spieler dazuzugewinnen. Aber der Verein ist auf einem guten Weg."
