Der TSV Bad Königshofen befindet sich nach dem dramatisch zustande gekommenen 3:2-Auswärtssieg in Fulda auf Tabellenplatz 7 mit 10:8 Punkten und damit in einer vergleichbaren Situation wie vor einem Jahr. Was bedeutet, dass die Playoffs winken. Sie sollen diesmal aber nicht wieder für mehr Druck, weniger Konzentration auf das Nahziel Klassenerhalt und mehr Ablenkung durch den Blick nach oben sorgen: zum Fernziel Meisterschafts-Halbfinale durch die Teilnahme an den Playoffs. Selbst wenn der eine oder andere Sponsor – warum auch nicht – diese Mannschaft im besten Alter sieht und berechtigt, da oben anklopfen zu dürfen.
Ob man daraus gelernt hat, kann sich bereits an diesem Samstag (Spielbeginn um 13 Uhr) zeigen, wenn der Aufsteiger und Tabellenletzte FSV Mainz 05 in der Shakehands-Arena gastiert. An der Erfahrung sollte es bei Bastian Steger (41), Kilian Ort (26) und Filip Zeljko (25) jedenfalls nicht liegen. Und Yukiya Uda (21) wurde schon vor zwei Jahren japanischer Meister, tummelt sich in der Weltrangliste zwischen den Positionen 20 und 30, ist im Doppel dort sogar die Nummer 1.
Damit hat keiner gerechnet - nicht einmal Yukiya Uda selbst
Im Einzel wird er sich noch an die Bundesliga und das europäische Tischtennis gewöhnen müssen. Mit fünf Niederlagen in sechs Einzeln hatte niemand gerechnet, als seine Vertragsunterschrift auf dem Papier des TSV Bad Königshofen getrocknet war. Nicht einmal er selber. Doch bei seinem ersten Doppel, das Uda vergangenen Samstag in Fulda zusammen mit Kilian Ort spielte, brachte er seine Klasse voll zur Geltung.
Überhaupt schlägt sich die neue Doppelstärke der Mannschaft im Tabellenbild nieder. Fünfmal musste man ins Entscheidungsdoppel bei 2:2 nach den Einzeln. In allen fünf Doppeln war Kilian Ort beteiligt, viermal als Sieger. Je zweimal mit Martin Allegro und Bastian Steger, einmal mit Yukiya Uda. Uda und Allegro bieten sich als Linkshänder besonders an.
Bastian Steger ist immer noch eine Option für die Einser-Position
Mit Steger harmoniert Ort inzwischen blind. Doch der war im Einzel (7:3-Bilanz) bisher am erfolgreichsten, ist auch von seiner Nervenstärke her immer noch eine Option für die Einser-Position, der einzigen für zwei Einzel. Auch Filip Zeljko ist eine Option für das Doppel. Sich wegen der neuen Doppel-Stärke beim TSV jeweils ein Schlussdoppel zu wünschen, wäre prickelnd, aber ein Tanz auf der Rasierklinge.
Genau so wären auch Träume wie jener von den Playoffs. Zum Blick nach hinten in der Tabelle bräuchte es kein Fernglas. Grenzau, Bergneustadt und Fulda (je 4:14) sind zwar sechs Punkte weg, aber stark genug, jeden Gegner, außer Düsseldorf (18:0), zu schlagen und aufzuholen. Zudem hat Fulda ab 1. Januar einen top Hongkong-Chinesen unter Vertrag.
TSV Bad Königshofen will keine böse Überraschung erleben
Wer sich von den 2:16 Punkten der Gäste aus Mainz blenden lässt, könnte eine böse Überraschung erleben. Der Aufsteiger ist in jedem Spiel auf Augenhöhe, musste aber schon viel Lehrgeld bezahlen. Viermal verlor er knapp mit 2:3. Doppelbilanz 0:4. Der überragende Spieler ist der Japaner Yuto Muramatsu, fast immer für zwei Einzelsiege gut, 11:2-Bilanz. Wenn er mit Uda die Klingen kreuzt, liegt Weltklasse in der Luft. Hinter Maramatsu flacht das Potenzial etwas ab. Andrei Putuntica (1:8) und Luka Mladenovic (2:8) konnten es aber gegen Ionescu bzw. Gauzy andeuten.
Wer die Mainzer unterschätzt, dem kann es gehen wie Ochsenhausen, das daheim 1:3 gegen sie unterlag. Derartige Belehrungen benötigen die Bad Königshöfer Spieler indes nicht, deren ganzes Leben sich um Tischtennis dreht. Außer Filip Zeljko fehlte jeder der anderen vier schon mehrfach in dieser Runde.
Mannschaft hält zusammen wie Pech und Schwefel
Martin Allegro ist nach einer Hüft-OP noch lange außer Gefecht. Yukiya Uda ist erst seit drei Spielen regelmäßig dabei, Ort und Steger fehlten abwechselnd. Wie ein Bollwerk steht das Publikum hinter der Mannschaft. Die ihrerseits trotz unterschiedlicher Herkunft, Nationalität und Trainingsort wie Pech und Schwefel zusammenhält, eine Einheit mit Mentalität und Kämpferherz bildet, wie es die Egalisierung von Rückständen in den meisten Spielen beweist.
Mit dem nicht nur erfolgsorientierten Publikum bildet das Team eine Symbiose, eine Allianz, was gegenseitige Sympathiebekundungen vor und während bzw. nach dem Spiel belegen. So ist damit zu rechnen, dass die Tischtennis-Begeisterten trotz der ungewöhnlichen Anfangszeit 13 Uhr auch in diesem letzten Heimspiel der Vorrunde wieder in die Shakehands-Arena strömen werden.