
Bereits in der vergangenen Woche hat der Bayernliga-Spitzenreiter TSV Aubstadt die Vorbereitung auf die zwölf Spiele umfassende Restrunde aufgenommen. Trainer Josef Francic hatte seinen Spielern im Vergleich zu den letzten Jahren für die Winterpause noch umfangreichere und beim Trainingsstart überprüfbare Hausaufgaben aufgegeben. Für den Zeitraum bis zum ersten Pflichtspiel, der Nachholpartie bei der SpVgg Bayern Hof am 23. Februar, hat er 21 Trainingseinheiten geplant, davon elf in der Soccer-Halle in Bad Kissingen und zehn in Strahlungen. „Vier Einheiten pro Woche auf Kunstrasen, das sind für unsere Verhältnisse überragende Bedingungen“, bekennt er. Vom 15. bis 17. Februar solle es eventuell ins Trainingslager gehen. Selten wie nie zuvor, nämlich zwei Mal gegen Landesligisten, will er seinen Kader in ein Testspiel schicken: an diesem Sonntag, den 3. Februar, in Rimpar (14 Uhr), und am Sonntag, den 10. Februar in Höchberg (15 Uhr).
Abwechslungsreiches Training
„Der ständige Wechsel draußen/drinnen macht den Spielern Spaß. Drinnen kannst du auf Kraft ohne Ende machen, ohne dass du verschwitzt in der Kälte rum stehst. Draußen können wir taktisch und läuferisch optimal arbeiten. Die Mannschaft ist bei bester Stimmung.“ Kein Wunder, mit dem Rückblick, punktgleich mit Gebenbach Tabellenführer zu sein, und dem Ausblick zum Saisonende mit dem besseren Direktvergleich gegenüber den nächsten sechs Verfolgern. Denn es redet in Aubstadt niemand mehr drum herum: „Wenn man zwei Mal als Zweiter in der Relegation gescheitert ist und nach zwei Drittel der Saison vorne steht, kann man nicht glaubhaft unter die ersten fünf kommen wollen.“
Drei Rückkehrer
Die Laune beim Training sei auch deshalb so gut, weil einige Spieler aus längeren Verletzungspausen zurück kommen, vergleichbar mit Neuzugängen: Daniel Leicht nach Hüft-OP. Jens Trunk nach Mittelfuß-OP, er hat noch kein einziges Spiel bestritten. „Beide sind etwa bei 50 Prozent. Sie machen Kraft-, Konditions- und Aufbautraining und technische Übungen individuell, noch nicht mit der Mannschaft.“ Etwas weiter zurück liegt Max Schebak, dem beim letzten Spiel vor der Winterpause in Würzburg das Syndesmoseband und alle Bänder im Sprunggelenk durch ein hartes Einsteigen gerissen sind. Der Pechvogel hatte damals schon nach 22 Sekunden das 1:0 erzielt. „Ich schätze, dass er Mitte Februar mit dem Aufbautraining beginnt und uns Mitte, Ende März zur Verfügung steht. Das wäre ein riesen Erfolg, wenn er das schafft und eine große Unterstützung für uns, wenn er wieder an seine Form anknüpfen kann“, hofft Francic. Wenn anderen Mannschaften solche Kaliber weg brechen, kann es das Ende der Träume bedeuten. Der TSV Aubstadt ging so breit aufgestellt in die Saison, dass er wie ein nach Punkten vorne liegender, angeschlagener Boxer über die Zeit kam.
Professionelleres Arbeiten
Francic räumt ein, „dass wir schon seit einiger Zeit die Intensität des Trainings angezogen haben, weil wir alles getan haben wollen, was den ersten Platz betrifft. Wir müssen dieses Trainingsniveau beibehalten, wenn wir eine Spitzenmannschaft der Bayernliga bleiben oder uns mit Regionalligisten messen wollen. Allerdings merkt man dabei, dass der eine oder andere körperlich an seine Grenzen kommt.“ Dabei bekennt der TSV-Coach: „Ich bin sehr zufrieden, unabhängig von meiner Arbeit. Wir arbeiten deutlich professioneller als vor zwei Jahren. Auch, weil wir mit einer Therapie-Firma kooperieren, wo auf einem sehr hohen Niveau gearbeitet wird, auch im direkten Zusammenwirken mit einer medizinischen Praxis. Beide sind sehr gut synchronisiert, so dass unsere verletzten Spieler auf einem hohen Level rehabilitieren und Ausfallzeiten verkürzen können. Hinzu kommen drei Physios, die unter der Woche abwechselnd das Training begleiten. Klar kostet das auch Geld. Es ist aber ein sinnvoll investiertes und für die Spieler sehr wichtig. Sie fühlen sich dadurch in der Vorbereitung, in der noch härter als sonst gearbeitet wird, irgendwie geschützt und geborgen.“
Beeindruckende Kontinuität
Und immer wieder mal reflektiert Francic seine eigene Situation: „Wenn du sieben, acht Jahre Trainer bei einem Verein bist, gehörst du zum Inventar. Natürlich schleichen sich Gewohnheiten ein und es kommt auch Kritik von außen auf, wenn es mal nicht so läuft. Dann heißt es, ist er zu lang da, brauchen die Spieler mal was Neues?“ Er wisse, dass auch viele gute Trainer, „vom Osten wie vom Westen“, darauf warten, an seiner Stelle arbeiten zu dürfen. „Der TSV Aubstadt ist schließlich eine überragende Station für ambitionierte Trainer.“ Dann beschäftigt er sich mit Christian Streich und dem SC Freiburg oder Daniel Weber und dem VfR Garching, der die Mannschaft von der Bezirksliga zu einem soliden Regionalligisten geformt hat. „Dann bin ich überragend zufrieden, dass wir es in den letzten drei Jahren geschafft haben, diese Kontinuität einer Spitzenmannschaft zu verteidigen und auch heuer zu bestätigen.“
Wenn manche Experten meinen, es müsse noch besser sein, sollten sie bedenken, was er bei seiner Analyse der Vorrunde festgestellt habe. „Jens Trunk fehlte immer, Daniel Leicht zum Schluss, Martin Thomann die letzten fünf Spiele, Max Schebak phasenweise immer wieder, in Bestform der beste Zehner der Liga, Julius Benkenstein monatelang. Das sind fünf Leistungsträger und sie konnten von den Neuzugängen nicht dahingehend ersetzt werden, dass sie selber Stammspieler wurden. Und dennoch wird an Stammtischen kolportiert, mit dieser Mannschaft müsse man mehr erreichen.“ Es gebe aber auch Stimmen, dass es ein hartes Stück Arbeit sei und viel Erfahrung brauche, Leistung und Stimmung in einem so breiten Kader, wie er auch nötig ist, zusammen zu bringen.
Derzeit plane man beim TSV Aubstadt zweigleisig. „Müssen wir ja, wenn wir glaubwürdig bleiben und gut vorbereitet sein wollen. Es wird zurzeit immens Energie investiert, auf Seiten der Spieler, des Trainerstabs und der Vereinsführung. Alle Spieler wollen eigentlich bleiben. Es gibt angenehme, aber auch unangenehme Gespräche zu führen. Es kommen möglicherweise viele neue Regelungen wie die U23 auf uns zu. Das alles machen wir aber sehr, sehr gerne“, sagt Francic.