Anfang Januar machte sie ihren Entschluss öffentlich: Im Sozialen Netzwerk Instagram veröffentlichte Jana Knaier ein Bild. Es zeigt sie so, wie die Sportschützenwelt sie kennt. Am Schießstand des Bundesligisten SV Buch stehend, das Luftgewehr im Anschlag, hoch konzentriert. Dazu schrieb die 31-Jährige: "Es ist so weit, irgendwann hat alles ein Ende!" Sie habe sich dazu entschieden, "mit dem Sportschießen nach über 22 Jahren aufzuhören".
Acht Jahre lang schoss Knaier für den Klub aus der Nähe von Ellwangen in Baden-Württemberg. "Ihr habt mein Leben bereichert und ich werde euch immer in meinem Herzen tragen", ließ sie die Bucher wissen. Außerdem bedanke sie sich bei allen, die sie auf ihrem Weg begleitet und unterstützt haben. "Größter Dank geht natürlich an meinen Vater, der mich jahrelang sicher über die Autobahn zu Wettkämpfen und Lehrgängen gebracht hat", schrieb Knaier.
Mit dem SV Buch schaffte sie im Januar 2017 den Aufstieg in die Bundesliga Süd. Ein Erfolg, den die aus Premich stammende Knaier als einen der größten ihrer Karriere bezeichnet. Ein anderer? "Der dritte Platz auf Bundesebene beim Shooty-Cup. 2007 war das, glaube ich", erinnert sie sich im Gespräch mit dieser Redaktion. Damals hieß sie noch Schlesinger.
Sie schloss sich 2011 dem SV Lauertal Burglauer an, 2013 den Turmschützen Niederlauer. In Niederlauer lebt sie mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn. "Die Nerven machen nicht mehr mit. Ich bin gedanklich immer beim Kind", nennt Knaier einen der Gründe, warum sie nun mit ihrem Sport aufgehört hat. Sie könne auch nicht mehr so regelmäßig trainieren, wie es nötig wäre, ergänzt sie einen zweiten.
Vor dem letzten Wettkampf in der Bundesliga liefen bei Jana Knaier die Tränen
Ein halbes Jahr lang habe sie über ihren Entschluss gegrübelt, sagt Knaier. "Zurzeit fühle ich mich noch gut mit ihm. Mal abwarten, wie es mir geht, wenn die Runde wieder losgeht und Bilder von den Wettkämpfen gepostet werden." Der Abschied vom Verein sei ihr schwergefallen, sagt sie. "Beim letzten Bundesligawettkampf sind mir schon vorher die Tränen gelaufen. Ich musste mich zusammenreißen, um überhaupt noch schießen zu können."
Ihre Teamkolleginnen und -kollegen sowie die Verantwortlichen in Buch hätten ihr versichert, dass ihr immer eine Tür offenstehe, sollte sie es sich anders überlegen. Das sei schön zu hören gewesen, sagt Knaier: "Die Leute in Buch waren wie eine kleine zweite Familie für mich."
Eine, die Knaier eher zufällig gefunden hatte. Als sie noch für den damaligen Zweitligisten Burglauer schoss, ließ sie einen Defekt an der Wettkampfwaffe bei einem renommierten Waffenmechaniker in Ulm beheben. "Der Mechaniker war Schütze beim SV Buch", hatte sie damals anlässlich ihres Wechsels nach Baden-Württemberg erzählt.
Jana Knaier ist Sportwartin der Turmschützen Niederlauer
Anfangs dachten sie in Buch, Knaier würde nur den Verein verlassen und woanders weiterschießen. Zum Beispiel bei den Turmschützen Niederlauer. Hier ist sie Sportwartin, hier ist ihr Mann Maximilian Teil der Bezirksliga-Ost-Mannschaft, hier ist ihr Schwiegervater Paul Schützenmeister, hier hatte sie in der Vergangenheit schon einmal das Team in die Unterfrankenliga geführt.
Nein, nach Niederlauer zu wechseln sah und sieht Knaiers Plan nicht vor. Deshalb schuf sie Fakten. Solche, die ihren Rückzug aus dem Sportschießen – fast – unumkehrbar machen. Ihre Wettkampfkleidung hat Knaier verliehen. Das Luftgewehr hat sie gar schon verkauft. Warum? "Bevor es im Keller liegt und einfach nur älter wird – und bevor ich es mir doch noch anders überlege."