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Fußball-Geflüster:
Die Söckchen bleiben an
Schiedsrichter trampt zum Spiel       -  _
Redaktion
 |  aktualisiert: 12.05.2015 15:41 Uhr

Wenn die Bezahlung zu stimmen scheint, sind viele Menschen zu allem bereit: Auch dazu, ihre Würde für ein paar Liter Alkohol zu verhökern. Eine bittere Erkenntnis, die sich am Wochenende einmal mehr bewahrheitet hat. Es ist Sonntagnachmittag, am Hirtshorn läuft die Schlussphase des Spiels der Fußball-Kreisklasse Rhön 2 zwischen der DJK Salz und dem SV Niederlauer. Soeben haben die Gastgeber das 3:0 (Endstand: 3:2) erzielt, der Klassenerhalt ist in greifbare Nähe gerückt. Die Sälzer starten ihren nächsten Angriff, der Ball schwebt in der Hälfte des SVN in Richtung Strafraum. Doch mit einem Schlag ist das Spiel uninteressant und alle Augen richten sich auf die andere Spielhälfte: Ein Flitzer!

Flitzer, das sind die Zeitgenossen, die – manchmal aus persönlicher Geltungssucht, manchmal einer Wette wegen – nackt über Sportplätze rennen. In diesem Fall ist es eine Wette. Jedenfalls stürmt ein junger Mann den grünen Rasen. Seiner Hosen, des Slips und des T-Shirts hat er sich entledigt, nur die schwarzen Söckchen trägt er noch am Leib. Draußen johlen die Kumpels, einer macht schnell ein Foto und schickt es an die Redaktion. „Wir Sälzer“, schreibt er in seiner E-Mail, fänden es super, „wenn wir dieses Bild nächste Woche in ihrer Zeitung bewundern könnten.“ Eineinhalb Stunden später kommt eine zweite E-Mail an, mit der Bitte, das Bild nicht zu veröffentlichen. Ihr entsprechen wir gerne.

Während wir also die Familienmitglieder, Nachbarn und Bekannten des jungen Manns vor dem Anblick bewahren können, haben andere dafür gesorgt, dass das Bild auf der ganzen Welt – von Kapstadt bis Reykjavik, von Anchorage bis Wladiwostok – zu sehen ist. Sie haben es im sozialen Netzwerk facebook hochgeladen und im Kommentar dazu auch den Hintergrund aufgeklärt: „Kreisklassenfußball ist, wenn ein A-Jugend Spieler Flitzer beim Derby der 1. Mannschaft für 9 Kisten Bier und 3 Flaschen Asbach macht. Und das Spiel entscheidend für den Abstieg ist. Grüße von der DJK Salz!“ Na dann: Prost! dr

 
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Kommentare
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  • E. L.
    Klar könnte man sagen, dass der kleine Kommentar in der Montagsberichterstattung gereicht hätte, aber so ist das halt mit der Presse. Die braucht halt Sensationen, weil das ist das, was der Leser lesen will...
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  • W. B.
    Warum kann man denn den Vorfall nicht einfach so stehen lassen, sondern muss diesen Scherz so aufblähen? Von der Aktion kann sich meiner Meinung nach jeder sein eigenes Bild machen. Der Verfasser dieses Textes allerdings hat sie nicht einmal live gesehen. Und jetzt stellt sich für mich die Frage, was an der Sache entwürdigender ist. Das Bild bei Facebook zu posten (übrigens auf einer Amateurfußball-Seite und nicht öffentlich für die ganze Welt) oder den jungen Mann in der Zeitung als würdelos zu bezeichnen? Was ist für Familienmitglieder, Nachbarn und Bekannte wohl schlimmer? Der Redakteur sollte vielleicht einmal darüber nachdenken, ob er sich mit diesem Kommentar nicht auf dasselbe Niveau begibt wie der Kumpel, der das Bild an die Zeitung geschickt hat.
    Als Jugendspieler hat man viele Flausen im Kopf, Unfug macht man viel in jungen Jahren. Kann man denn über so etwas dann nicht drüber stehen und einfach nur schmunzeln?
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