Ein Samstag im Januar, kurz vor zwölf Uhr am Nordhang des Kreuzbergs. Eine Wandergruppe, bestehend aus mehreren Familien mit Kindern, erreicht gerade die Waldlichtung, in der sich die Kreuzbergschanzen befinden. „Sind wir hier richtig bei den Skispringern“, fragt eine Frau die Helfer am Schanzenauslauf. „Wir möchten gerne den Skispringern zuschauen“. Das passt genau, denn immer samstags trainieren die jungen Rhönadler nahezu bei jedem Wetter auf ihren Hausschanzen.
Für Trainingingssprünge im Schnee geht es nach Thüringen
An diesem Samstag Ende Januar nieselt es, trotzdem konzentrieren sich die jungen Sportler nach dem kurzen Waldlauf auf die Übungen, die ihnen Trainer Maximilian Lange vorgibt und selbst vormacht. Sie fördern Konzentration, Koordination und Sprungkraft und dienen zudem dem Aufwärmen vor den Trainingssprüngen. Nach der Aufwärmphase folgen dann die Sprünge auf den Haselbacher Naturschanzen. Der ausbleibende Schnee und die oft frühlingshaften Temperaturen des Winters bereiteten den Wintersportlern Kummer. Auch die Rhönadler, die das ganze Jahr auf den mattenbelegten Kreuzbergschanzen trainieren, vermissen den Schnee. Zum Training auf Schnee fahren sie deshalb manchmal ins benachbarte Thüringen.
Während des ganzen Jahres nehmen die jungen Rhöner Skispringer an Wettbewerben teil, ein wichtiger ist die Serie der Nordwestdeutschen Mattenschanzentournee. „Vom Kleinkind bis zum Rentner geht da jeder, der mutig ist, an den Start“, sagt Lange. Die Veranstaltungsorte liegen in Rückershausen (Lahn), Willingen, Braunlage, Wernigerode, Winterberg und Meinerzhagen. 170 bis fast 300 Kilometer sind je nach Austragungsort zwischen Mai und Oktober einfach zu bewältigen – eine stolze Strecke für die jungen Sportler und ihre Betreuer. In der Gesamtwertung konnten am Ende vier Podestplätze errungen werden.
Höhepunkt im Jahr: Die Springen auf den Kreuzbergschanzen
Höhepunkte im Wettkampfjahr sind für die Rhöner die Veranstaltungen auf ihren Kreuzbergschanzen. Bereits im Juli 2019 fand die Auftaktveranstaltung des Bayerischen Schülercups in Haselbach statt. Im September folgte das Springen um den Kloster-Kreuzberg-Pokal. Der zweite Wettkampf des Bayerischen Schülercups in Bischofsgrün war ebenfalls ein Mattenspringen. Der langersehnte erste Wintersprunglauf des Schülercups 2019/2020, Mitte Dezember in Rastbüchl, musste dann aufgrund technischer Probleme des Ausrichters entfallen. In Berchtesgaden, bei der nunmehr vierten Veranstaltung der Serie, durften die Rhöner Skispringer endlich im Schnee zeigen, was sie können. Podestplätze gab es zwar keine, aber sie landeten alle im guten Mittelfeld.
Die Veranstaltung in Partenkirchen musste aufgrund von Schneemangel ebenfalls abgesagt werden. Der Ersatztermin wurde sehr kurzfristig mitgeteilt und auf das darauffolgende Wochenende terminiert – für die Rhöner Skispringer terminlich nicht mehr machbar.
In Rastbüchel wurde der letzte Schnee zusammengekratzt
Eine Veranstaltungsserie voller Hindernisse und Absagen schien somit unbefriedigend für die jungen Rhöner Skiadler zu Ende zu gehen. Doch da meldeten sich die Organisatoren vom WSV-DJK Rastbüchl zu Wort. Es wurden nochmals alle verfügbaren Kräfte mobilisiert, um die Schanzen in einen guten Zustand zu bringen. Somit konnten auch die jüngeren Teilnehmer auf der K35- und der K15-Schanze ihre Sprünge absolvieren. Anna Chlebowy sprang in ihrer Klasse S11 W auf Platz zwei, ebenso Jannis Kansog (beide WSV Oberweißenbrunn) in der S11 M. Marlene Günther (WSV Oberweißenbrunn) verfehlte das Podest nur knapp und kam auf den vierten Platz. In der Pokalwertung erreichte Anna Chlebowy sowohl im Springen als auch in der Pokalwertung der Nordischen Kombination den dritten Rang. Mit ihren Teamkollegen Amelie von Rosen, Louis von Rosen, Maximilian Ehrenreich, Tim Dickas (alle RWV Haselbach) und Valentin Koba (WSV Oberweißenbrunn) haben sich die Rhönadler nun ihre Sprunglaufpause verdient.
Trainer Maximilian Lange lobte sein Team: „In den letzten Monaten ist es richtig aufgeblüht und bei uns läuft es besser denn je.“ Auch im recht dürftigen Rhöner Schnee konnten die Sportler zweimal im Loipenzentrum am Roten Moor mit Langlaufskiern trainieren. Das zweite Langlauftraining war genau vor dem letzten Wettkampf in Rastbüchl und die Schneebedingungen waren sehr gut.
Nach einer kurzen Pause startet das Sommertraining wieder
Als kleine Belohnung für den Trainingseifer seiner Skispringer hatte er ihnen eine Überraschung versprochen. Er wollte mit ihnen in die Jumpfabrik fahren. Daraus wird aber jetzt vorerst nichts. „Das wird aber auf jeden Fall nachgeholt“, sagt Lange. Wie der Trainer der Rhönadler erklärt, gibt es jedes Jahr nach dem Bayerischen Schülercup eine Übergangsperiode und somit etwa anderthalb Monate kein Sprungtraining. Auch auf der Schanzenanlage wird quasi ein Frühjahrsputz gemacht, das Athletiktraining wird allerdings fortgeführt.
Damit es auch in diesem Jahr trotz der Einschränkungen durch die Corona-Krise durchgeführt werden kann, sind Lange und seine Schützlinge digital vernetzt. Er hat sie gut vorbereitet, schickt ihnen Trainingsvideos und gibt ihnen Algorithmen vor, wie z. B. Treppentraining. „Alle wissen, was zu tun ist und können für sich trainieren“, ist sich Lange sicher und freut sich auf die neue Saison mit seinen Rhönadlern.
Bayerncup 2019/20
Endstand, Pokalwertung, Skispringen, Schülerinnen 9/10: 1. Pia Schneider (SC Partenkirchen 200 Punkte; 2. Leila Schülein (SC Bischofsgrün) 171; 3. Mara Häfner (WSV Warmensteinach) 169; ... 8. Amelie Lucia von Rosen (RWV Haselbach) 38 (sie nahm nur an einem der sechs Wettkämpfe teil).
Schüler 9/10: 1. Linus Schmid (SC Oberstdorf) 192; 2. Quirin Wegerbauer (WSV-DJK Rastbüchl) 190; 3. Nikolai Holzer (WSV Oberaudorf) 185; ... 21. Maximilian Ehrenreich (RWV Haselbach) 58; 22. Valentin Koba (WSV Oberweißenbrunn) 45.
Schülerinnen 11: 1. Lisa Feicht (WSV Kiefersfelden) 200; 2. Noemi Hermann (WSV Reit im Winkl) 174; 3. Anna Chlebowy (WSV Oberweißenbrunn) 172.
Schüler 11: 1. Timo Häfner (WSV Warmensteinach) 200; 2. Luis Malcher (SC Ruhpolding) 182; 3. Noel Schmöller (WSV-DJK Rastbüchl) 170; 4. Janis Kansog (WSV Oberweißenbrunn) 167.
Schülerinnen 12/13: 1. Sina Kiechle (SC Oberstdorf) 200; 2. Sara Johannsen (WSV Oberaudorf) 185; 3. Sofia Eggensberger (SC Oberstdorf) 177; ... 6. Marlene Günther (WSV Oberweißenbrunn) 146.
Endstand, Pokal-Wertung, nordische Kombination, Schülerinnen 9/10: 1. Pia Schneider (SC Partenkirchen) 145 Punkte; 2. Mara Häfner (WSV Warmensteinach) 137; 3. Leila Schülein (SC Bischofsgrün) 123; ... 8. Amelie Lucia von Rosen (RWV Haselbach) 40.
Schüler 9/10: 1. Nikolai Holzer (WSV Oberaudorf) 150; 2. Linus Schmid (SC Oberstdorf) 133; 3. Quirin Wegerbauer (WSV-DJK Rastbüchl) 124; ... 20. Valentin Koba (WSV Oberweißenbrunn) 36; 22. Maximilian Ehrenreich (RWV Haselbach) 32.
Schülerinnen 11: 1. Lisa Feicht (WSV Kiefersfelden) 150; 2. Noemi Hermann (WSV Reit im Winkl) 132; 3. Anna Chlebowy (WSV Oberweißenbrunn) 128.
Schüler 11: 1. Timo Häfner (WSV) Warmensteinach) 145; 2. Anian Obermair (WSV Kiefersfelden) 132; 3. Noel Schmöller (WSV-DJK Rastbüchl) 132; ... 13. Janis Kansog (WSV Oberweißenbrunn) 92.
Schülerinnen 12/13: 1. Sina Kiechle 150; 2. Sofia Eggensberger (beide SC Oberstdorf) 135; 3. Amelie Grüner (SC Partenkirchen) 124; ... 5. Marlene Günther (WSV Oberweißenbrunn) 108.