Wenn ein Fußballer in weit über 1000 Spielen in der ersten Mannschaft seines Vereins mitgewirkt hat, muss er sich bereits in einem fortgeschrittenen Fußballeralter befinden. So ist dies der Fall bei Thorsten Fleckenstein, der inzwischen 41 Jahre alt ist, aber immer noch fester Bestandteil der Mannschaft des Kreisligisten SV Burgwallbach/Leutershausen ist.
Mit sechs Jahren begann Thorsten Fleckenstein mit dem Kicken, natürlich bei seinem Heimatverein SV Burgwallbach, der damals noch eigenständig war. „Damals gab es sportlich eigentlich nur Fußball. Jeder Junge in unserem Dorf spielte zu dieser Zeit Fußball. So wurde bei uns zuhause in unserem Hof in jeder freien Minute gebolzt“, erzählt der Älteste von fünf Jungs. In seinen Brüdern Thomas, Markus, Frank und André hatte er Mitspieler, die ebenso gerne dem runden Leder nachrannten. Dazu kamen immer noch Pflegekinder.
Manko Chancenverwertung
Wenn Fleckenstein an das Spiel vom vergangenen Wochenende zurückdenkt, schüttelt er nur beharrlich den Kopf. „Wir haben gegen Reichenbach mit 0:2 verloren, obwohl wir viel mehr Ballbesitz hatten. Vor allem in den ersten 45 Minuten haben wir meiner Meinung nach super gespielt, viele hohe Bälle in die Spitze an den Mann gebracht und uns viele Chancen erarbeitet“, berichtet der Maschinenschlosser, der aber dann sofort das Manko nicht nur in dieser Partie anspricht. „Wir vergeben viel zu viele Möglichkeiten. Unserer sehr jungen Truppe fehlt einfach noch die Abgezocktheit vor dem gegnerischen Tor.“ Er räumt ein, dass seine Mannschaft nach der Pause nicht mehr so gut agierte. „Da haben wir kaum mehr Druck aufgebaut und hatten in dieser Zeit auch keine klaren Dinger mehr.“
Das soll und muss für Fleckenstein, der am liebsten auf der rechten Außenbahn spielt, an diesem Samstag anders werden, wenn es für Burgwallbach/Leutershausen nach Fladungen geht. „Da müssen drei Punkte her. Das Spiel ist für unseren Trainer Matthias Stumpf, der eine sehr gute Arbeit macht, eine Prestigesache, da er in Oberfladungen wohnt. Das dürfen wir auf keinen Fall verlieren. Sonst müssen wir die ganze Woche im Training nur laufen, laufen und nochmals laufen.“
Für Trainer Stumpf ist Fleckenstein „die gute Seele der Mannschaft. Auf ihn kann ich noch nicht verzichten. Er hat eine unfassbare Kondition und gibt im Training und im Spiel immer Gas. Er ist immer gut gelaunt und ist für jeden Spaß zu haben. Er hat aber auch eine kleine Schwäche: Verliert er einmal das Leder, bleibt er stehen anstatt nachzusetzen“, beschreibt ihn sein Trainer.
Titel abgehakt
Fleckenstein lebt in seinem Heimatort zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ines Baumeister und den zwei Jungs, Finn (12) und Julius (7). „20 Jahre bin ich nun glücklich verliebt.“ Fußballerisch ist er seinem Heimatverein SV Burgwallbach stets treu geblieben. Das Titelrennen in dieser Saison in der Kreisliga hat er abgehakt, was durchaus verständlich ist. Denn sein SVB rangiert derzeit nur auf dem zwölften Tabellenplatz mit gerade einmal acht Punkten und hat bereits neun Zähler Rückstand auf den Tabellenführer Ramsthal, der seiner Meinung nach ein ernstes Wort bei der Titelvergabe mitreden wird: „Ramsthal oder Rödelmaier werden die Meisterschaft unter sich ausmachen.“
Für seine eigene Mannschaft erhofft er sich am Ende der Runde „einen vorderen Mittelfeldplatz. Den zu erreichen wird aber nicht einfach werden“, vermutet Fleckenstein, der nicht nur Spieler, sondern auch noch Platzwart ist. „Rasen mähen, allgemeine Platzpflege und das Sauberhalten des Umfeldes sind meine Aufgaben. Dazu nehme ich meist meine Kinder mit, damit sie sehen, welche Arbeit dahintersteckt.“
Gutes Potenzial
Mit den in der Saison erreichten acht Punkten ist er überhaupt nicht zufrieden. „Wir müssten mit dem guten Potenzial, das in unserer Elf steckt, weiter oben stehen. Die Truppe spielt noch zu inkonstant. Denn meist passen wir uns zu sehr der Leistung unseres Gegners an. Spielen wir gegen einen guten Gegner, spielen wir auch gut.“
Befragt nach seinem Lieblingsverein, gibt Fleckensten eine nicht alltägliche Antwort: „Es ist der SC Freiburg. Denn ich schätze dessen Trainer Christian Streich sehr. Er macht viel aus seinen Jungs. Leider müssen sie dann weiterverkauft werden.“ Als seinen Lieblingsspieler nennt er Javi Martinez vom Rekordmeister Bayern München, da „er ein ebenso bissiger Spieler wie ich ist. Er ist so etwas wie mein Vorbild.“ Außer Fußball hat der Routinier noch ein großes Hobby: seine Kinder. „Mit ihnen fahre ich auch gerne, wenn ich sonntags einmal frei habe, gerne Fahrrad.“
Als seine persönlichen Stärken gibt er seine läuferischen und kämpferischen Fähigkeiten an. „Außerdem bin ich ziemlich kopfballstark. Verbessern müsste ich noch, was aber in meinen betagten Fußballeralter schwer ist, meine Torgefährlichkeit und den Torabschluss. Ich lege halt lieber auf als selbst abzuschließen.“ Fleckenstein hegt insgeheim noch einen persönlichen Traum. „Es wäre genial, wenn ich noch einmal einen Aufstieg miterleben dürfte. Dazu muss das Team aber zusammenbleiben.“ Außerdem hofft der Senior im Team, der bereits die silberne Ehrennadel vom Bayerischen Fußballverband erhalten hat, dass er auch weiterhin von schwereren Verletzungen verschont bleibt. „Ich habe bisher keine schwereren erlitten, da ich regelmäßig beim Training und auch regelmäßig im Spielbetrieb war. Da ist man dann fit und man verletzt sich nicht so leicht.“ Als sein sportliches Highlight steht der Aufstieg in die Bezirksliga zu Buche. Das würde Fleckenstein gerne noch einmal erleben. Denn Träumen ist bekanntlich erlaubt.
