Richard Vyborny kehrt zum TSV Bad Königshofen zurück. Der Tscheche, der am 4. Juni 49 Jahre alt wird, wird in der kommenden Saison Nummer 1 der zweiten Mannschaft des TSV, die dann in der Tischtennis-Regionalliga Süd aufschlagen wird. Bereits von 2013 bis 2017 trug Vyborny das TSV-Trikot, führte damals die erste Mannschaft zu zwei Zweitliga-Meisterschaften und dem Aufstieg in die Bundesliga TTBL. „Was wollt ihr mit mir altem Mann in der Bundesliga“, erklärte er, als er den Weg dort hin maßgeblich geebnet hatte. TSV-Manager Andy Albert ernannte ihn zum sportlichen Leiter, nicht vollmundig, eher „honoris causa“, ehrenhalber. Ab und an war er dabei an der Box, dann stets im TSV-Trainingsanzug und im Coaching-Gespräch mit den Spielern. Sportlich folgten drei Jahre beim Drittligisten TTC Wohlbach. In der abgebrochenen Saison 2019/20 wurde er dort Vizemeister mit 15:10-Einzel-Bilanz im vorderen Paarkreuz und 11:4 im Doppel. Nach dem emotionalen Abschied haben sich Verein und Spieler nie aus den Augen verloren.
Frage: Richard, was macht die Hüfte?
Richard Vyborny: Danke, es wird langsam. Ich wurde ja erst am 15. April operiert. Ich denke aber, ich bin auf dem richtigen Weg. Wenn es mit Tischtennis wieder ernst wird, hoffe ich erstmals seit langer Zeit schmerzfrei spielen und mich besser bewegen zu können. Ich konnte ja die letzten zwei Jahre nur mit Schmerztabletten spielen.
Sie haben aber selbst mit Schmerzen wegen der Hüftprobleme in der 3. Liga eine respektable Bilanz erzielt. Wenn Sie schmerzfrei und voll belastbar sind, kann man dann davon ausgehen, dass Sie eine Liga tiefer in der Regionalliga alle vom Tisch fegen?
Vyborny: Sicher werde ich, wenn sich alles gut entwickelt, mich am Tisch wieder viel besser bewegen, viel mehr laufen können. Diesbezüglich habe ich ja nur das Nötigste gemacht und von meiner Erfahrung gelebt. Doch ich kenne die Liga nicht, gehe aber davon aus, dass auch hier sehr gute Leute spielen.
Wie kam es dazu, dass Sie wieder TSV-Spieler wurden?
Vyborny: Da muss ich etwas ausholen. Ich bin in meinem Leben viel in der Welt herumgekommen. In Wirklichkeit gibt es aber nur zwei Vereine, bei denen ich mich wie zuhause gefühlt habe und das waren in den letzten sieben Jahren Bad Königshofen und Wohlbach. Als ich die Information bekam, dass in Wohlbach nicht mehr genügend Geld da ist und ich mir einen neuen Verein suchen müsste, habe ich sofort das Telefon genommen und Andy Albert angerufen. Ich bin mir sicher, dass ich der B-Mannschaft sehr gut helfen kann und selbst der A-Mannschaft durch meine Erfahrung in Zusammenarbeit mit Koji Itagaki nützen kann. In Hofheim war ich ja weiterhin die ganze Zeit mit einem Minijob, maximal eine Woche im Monat, beschäftigt und ganz nahe an Bad Königshofen dran. Somit stehe ich immer, wenn ich da bin, den Kindern und Jugendlichen im Training zur Verfügung und den Spielern der A-Mannschaft, wenn sie da sind.
Welche ist ganz spontan Ihre schönste Erinnerung an die Zeit von 2013 bis 2017 in Bad Königshofen?
Vyborny: Das ist die Saison, in der wir mit Marek Klasek in der 2. Bundesliga als Vorletzter nach der Vorrunde am Ende noch Meister wurden durch den Sieg gegen Jülich. Es war das Jahr, als Kilian Ort lange verletzt war und ich mit Christoph Schüller taktisch die Position wechselte.
Nun steigen Sie also in die zweite Mannschaft ein, die ja eine ähnlich starke Entwicklung genommen hat wie seinerzeit die erste, von Aufstieg zu Aufstieg. Sicher werden Sie wieder der Leitwolf sein, eine Rolle, die sich bisher Marcin Miszewski und Christoph Schüller geteilt haben. Sie drei als die Erfahrenen mit den „Welpen“ wie Akito Itagaki, Max Keller oder Johannes Stumpf. Kennen Sie sie schon?
Vyborny: Natürlich kenne ich sie alle. Miscewski ist ja sogar mein Chef bei ESN in Hofheim. Einige waren bei mir im Tischtennis-Camp in Vodice in den Ferien. Und der Rolle mit dem Leitwolf gehe ich nicht aus dem Weg. Man muss sehen, wie sich das entwickelt. Das kann man nicht bestimmen. An Position 1 werde ich schon wegen meiner Q-TTR-Werte spielen.
Sie haben 2001/02 in Offenburg Bundesliga gespielt. Wäre es für Sie nicht reizvoll, einmal einen Einsatz in der ersten Mannschaft zu bekommen zur Abrundung Ihrer Karriere?
Vyborny: Für den Notfall wäre das vielleicht eine Option. Ich hoffe aber nicht, dass es jemals dazu kommt. Das würde bedeuten, dass zwei von dem Quartett verletzt wären. Dazu möchte ich aber auch sagen, dass ich damals in Offenburg noch nicht in bester Form spielte. Richtig gut habe ich Tischtennis erst mit 30 Jahren kennen gelernt, als ich in Italien war, wo ich unter dem besten Coach aller Zeiten für mich trainierte. Da habe ich die Philosophie und Psychologie des Tischtennis gelernt. Darin sehe ich auch den Grund, dass ich so lange auf so einem hohen Niveau spielen kann. Wenn ich ihn früher, etwa mit 20, kennen gelernt hätte, wäre meine Laufbahn vielleicht anders verlaufen. Heute kann ich solche Dinge an die Kinder und Jugendlichen weitergeben. Ich bin aber auch so mit dem zufrieden, wie alles war. Aber in der TTBL spielen, nein, da habe ich doch einen zu großen Respekt davor, wie dort gespielt wird. Mein Fokus liegt darauf, dass ich der Mannschaft so helfen kann, wie von mir erwartet wird. Und dafür werde ich alles tun.