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Super-Marathon
Rennsteiglauf: Was zwei Rhön-Grabfelder beim Super-Marathon über ihre Körper lernen
Training für das große Ziel: die beiden Rhöner Ultraläufer Nico Mühling (links) und Dietmar Schultheis.
Foto: Stefanie Mühling | Training für das große Ziel: die beiden Rhöner Ultraläufer Nico Mühling (links) und Dietmar Schultheis.
Michaela Greier
 |  aktualisiert: 12.10.2021 02:35 Uhr

"Dieses Lauferlebnis kann man nicht mehr toppen. Das ist und bleibt einmalig." So begeistert zeigen sich Dietmar Schultheis vom TSV Oberstreu und Nico Mühling aus Mellrichstadt nach ihrem Super-Marathon auf dem thüringischen Rennsteig. Knapp 74 Kilometer mit rund 2000 Höhenmetern waren vom Start in Eisenach bis nach Schmiedefeld zu bewältigen und das schafften die beiden Rhön-Grabfelder bravourös.

Wie man auf die Idee kommen kann, eine solche Strapaze auf sich zu nehmen, erklären die beiden so: "Nach dem 50-Kilometer-Lauf über die Gleichberge im letzten Jahr haben wir uns vorgenommen, einmal im Leben einen Ultralauf zu rennen." Gesagt, getan. Im Frühjahr startete das Duo mit dem Training, drei Läufe unter der Woche und einige wenige 30 bis 35 Kilometer-Runden am Wochenende standen auf dem Programm. Schultheis, der zwei Jahre zuvor noch durch Knieoperationen sportlich komplett ausgebremst worden war, kämpfte sich wieder in die Laufszene zurück und blieb schmerzfrei.

"Für uns stand einzig und allein das gesunde Ankommen im Fokus", erklären die beiden Sportler übereinstimmend. Natürlich habe man sich ein bestimmtes Zeitlimit gesteckt, "aber bei einem so langen und schweren Lauf müssen Kopf und Körper mitspielen". Daher sei man zwar gemeinsam gestartet, aber jeder sei sein eigenes Tempo gelaufen. "Das hatten wir im Vorhinein so vereinbart."

Treffen an jeder Versorgungsstation

Blickkontakt bestand aber fast während des ganzen Laufes. "An jeder Versorgungsstation haben wir uns getroffen und ausgetauscht", sagt Schultheis. Alle vier bis fünf Kilometer wurden die Sportlerinnen und Sportler mit ausreichend Getränken, Fettbroten und Obst versorgt. Dennoch hatten die Sportler selbst Salzwasser und Gels im Rucksack dabei.

Dietmar Schultheis hatte bereits auf dem ersten Drittel der Strecke Fußschmerzen durch einen zu eng gebundenen Schuh und verschaffte sich Linderung, indem er die Schnürsenkel lockerte. Bei Nico Mühling traten große Probleme bei Kilometer 56 auf: "Ich hatte heftige Schmerzen: In der Wirbelsäule, im Fuß, fast jeden Knochen habe ich gespürt und ernsthaft ans Aufhören gedacht." Daraufhin habe er seinen Coach Wolfgang Müller angerufen. "Er hat mir geraten zu dehnen, um locker zu werden. Und hat mich mit den Worten motiviert: Halte durch, es sind nur noch 19 Kilometer. Sonst musst du nächstes Jahr wieder her. Und plötzlich funktionierte das Laufen wieder."

Im Gegensatz zu den Trainingsrunden blieb für  Nico Mühling (links) und Dietmar Schultheis während des Rennens keine Zeit für Seitenblicke.
Foto: Nico Mühling | Im Gegensatz zu den Trainingsrunden blieb für  Nico Mühling (links) und Dietmar Schultheis während des Rennens keine Zeit für Seitenblicke.

Es sei schon "bemerkenswert, wie sehr der Wille den Körper beeinflusst", sagen Schultheis und Mühling. Immer wieder habe sich der Gedanke in den Vordergrund gedrängt, nicht durchhalten zu können. Der Blick für die herrliche Landschaft war so nur selten vorhanden. "Es ist eigentlich das Schwierigste gewesen, diese negativen Einflüsse zu verdrängen." So hangelte man sich von einer Verpflegungsstation zur nächsten mit dem unbändigen Willen, ans Ziel zu kommen.

Beide unterbieten ihr Zeitlimit weit

Beflügelt ging es dann auf die letzte Etappe von zehn Kilometern, die Nico Mühling tatsächlich in 50 Minuten bewältigte. "Ich war wie in einem Tunnel, die Schritte sind mir überhaupt nicht mehr schwergefallen", berichtet er. Im Ziel (8:22:30 Stunden) musste er nur wenige Minuten auf Dietmar Schultheis (8:26:56) warten. "Wir haben tatsächlich beide unser insgeheim gestecktes Zeitlimit weit unterboten." Der totale Erschöpfungszustand stellte sich bei keinem der beiden ein, auch "wenn die Beine natürlich schon geschmerzt haben". Dafür aber kam das unglaubliche Glücksgefühl und der Stolz, einen solchen Ultralauf geschafft zu haben.

"Ich bin daheim mit meinem Hund noch eine kleine Runde spazieren gegangen, um die Muskulatur zu lockern", sagt Schultheis. "Dafür nimmt man gerne ein paar Tage Muskelkater in Kauf", ergänzt Mühling, "denn dass nach dieser Strapaze nichts weh tun kann, ist nicht möglich".

 
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