Der TSV Aubstadt hat mit den beiden Relegationsspielen um den Aufstieg in die Regionalliga Ende Mai gegen die SpVgg Oberfranken Bayreuth (2:2/1:1) die erfolgreichste Saison in seiner Vereinsgeschichte bestritten, 70 Punkte, im Schnitt 2,05 pro Spiel, geholt und den Aufstieg denkbar knapp und unglücklich verpasst. Die letzte Niederlage gab es am 31. März mit 1:2 gegen die DJK Gebenbach. Als man 2014 schon einmal in der Relegation gegen Schweinfurt 05 gescheitert war, folgten der neunte, achte und dritte Platz in den nächsten drei Jahren. Vor diesem Hintergrund und vor der neuen Saison stellte sich TSV-Trainer Josef Francic zehn Fragen.
Frage: Sie hatten in Ihrem siebten Jahr beim TSV Aubstadt Ihre erfolgreichste Saison. Ein Jahr Landesliga, sechs Jahre Bayernliga Nord: Sie haben sich in der Szene ein gewisses Renommee und Respekt erworben. Sind Sie mit Ihrer persönlichen Bilanz zufrieden?
Josef Francic: Sehr. Das hätte ich damals selber nicht gedacht, dass wir uns so gut entwickeln. Auch ich selber habe in meiner Entwicklung als Trainer große Schritte gemacht. Ich habe viele gute Trainer kennengelernt und durch Gespräche mit ihnen viel dazu gelernt. Manche sind ja sehr zugeknöpft. Mit den allermeisten Kollegen bin ich aber ausgezeichnet zurecht gekommen, so vor kurzem erst mit Damir Buric von Fürth, mit dem man sich über modernen Fußball austauschen kann, oder mit dem Ammerthaler Jürgen Press über den Fußball in der Liga. Diese Gespräche bereichern einen. Es gibt aber auch welche, die sind kaum in der Lage drei Sätze auszutauschen. So gab es auch den Tiefpunkt Albersinger von Bayreuth. Ich sehe meinen Kollegen nicht als Konkurrent, weil ich auf seinen Job keine Ambitionen habe. Der tollste Typ in den letzten Jahre war Uwe Ernst, mit dem du immer reden konntest, wobei er mehr profitierte als ich. Ich bin aber auch heute noch dafür dankbar, dass sich Aubstadt damals für mich entschieden hat, weil ich hier den Durchbruch schaffen konnte. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich irgendwo in der Kreisliga hängen geblieben. Ich kenne einige gute Trainer in der Region, die dieses Glück nicht hatten. Ja, ich bin dem Verein wirklich sehr dankbar.
Wie sehr schmerzt Sie der entgangene Aufstieg?
Francic: Es hat weh getan. Wir waren ganz nah dran. Und wir wollten auch aufsteigen. Wir waren uns einig, wenn es gelungen wäre, eine saubere Saison Regionalliga zu spielen und eventuell – nicht zwangsläufig – wieder abzusteigen und zusammenzubleiben. Es hätte keinen Zerfall gegeben. Die Jungs hätten sich die Regionalliga verdient gehabt.
Wie war demzufolge die Reaktion der Mannschaft und des Vereins?
Francic: Es waren ja einige dabei, die schon einmal Relegation gespielt hatten. Gegen Schweinfurt damals waren wir aber viel weiter weg. Für die Neuen war es ein großes Erlebnis. Meine Aufgabe war es, ihnen die Sichtweise zu vermitteln, dass dieses Erlebnis, diese Erfahrungen sie nach vorne bringen, wenn sie weiterhin an ihrem Talent arbeiten. Ich habe ihnen gleich beim ersten Training gesagt: ihr müsst das als Teil eurer Entwicklung in eurem Fußballerleben sehen. Ihr seid alle noch jung und kriegt noch einmal die Möglichkeit. Manche verlieren drei oder vier Mal ein Champions-League-Finale oder im Elfmeterschießen bei der WM und auf einmal gewinnen sie doch. Durch diese Relegation sind wir noch ein Stück stärker und erfahrener geworden, auch wenn es nicht geklappt hat. Auch dem Verein hat das einen Schub gegeben, darüber nachzudenken, was er schon hat und was er noch braucht. Rund um den Platz hat sich ja einiges getan: Eine Anzeigetafel und Fangnetze wurden installiert, rundum gepflastert. In der Planung ist eine Überdachung mit Sitzplätzen. So hat die Relegation schon etwas bewegt und Mut gemacht. Ich erkenne also keine Anzeichen von Resignation oder fehlender Motivation, im Gegenteil.
Wie ist Ihre Meinung zu den vier Abgängen?
Francic: Wir hätten David Noack gerne behalten, verstehen aber, dass er dem Beruf und dem Hausbau den Vorrang einräumt. Er ist einer, der immer mit Herz und Seele dabei war. Wir gehen total im Guten auseinander. Dasselbe gilt für Marino Müller, den seine Verletzung von der Rolle brachte. Er hat alles getan für seine Genesung, konnte es aber nicht umsetzen. Er hat alle menschliche Wärme bekommen. Es war einfach Pech, für ihn und für uns. Wer weiß, man sieht sich im Leben zwei Mal. Benedikt Stöcker ist ein junger, sehr guter Torwart und will in Bergrheinfeld regelmäßig spielen. Bei uns ist er an Christian Mack und Felix Reusch aber nicht vorbeigekommen. Auch Branko Krizanovic hat den Durchbruch nicht geschafft. Für ihn sehe ich gute Chancen, Rödelmaier mehr helfen zu können.
Wie ist Ihre erste Einschätzung zu den Neuzugängen?
Francic: Steffen Schmidt ist seinem Zwillingsbruder Christoph von Schweinfurt hierher gefolgt und der Defensive von beiden. Beide sind sehr starke Charaktere. Steffen war Kapitän beim FC 05 und ist gewohnt Verantwortung zu übernehmen. Er ist vorgesehen für die beiden Außenverteidiger- und die Sechserpositionen, ist technisch stark und bringt von seiner Art her alles mit, sich schnell und gut in eine neue Gruppe zu integrieren. Ebenso wird auch Markus Thomann, der jüngere Bruder von Martin, den Konkurrenzkampf schüren. Auch mit ihm haben wir eine gute Verpflichtung gemacht, genau so eine Kopie von Martin: sehr stark am Ball, gutes Tempo mit Zug zum Tor. Offensiv schon sehr gut, muss aber noch unsere Automatismen und die Verpflichtungen nach hinten dazu lernen, von denen er bisher meistens befreit war. Ich rechne damit, dass er spätestens nächste Runde noch 50 Prozent zulegen kann und das Niveau seines Bruders erreicht. Michael Kraus bringt eine Riesenportion Erfahrung mit rein, ist ein Kämpfertyp und immer bis unter die Haarspitzen motiviert. Er bringt neun Jahre Erfahrung vom FC 05 und zuletzt zwei von Euerbach/Kützberg mit, hat ein Haus gebaut und mir versichert, dass er jetzt noch mal richtig angreifen will. Er hat keine Zeit, sich bei uns zu entwickeln. Wir erwarten von ihm, dass er sofort zuschlägt. Ich glaube, dass er uns gerade in schwierigen Phasen mit seiner Erfahrung helfen wird. Die ganze Region war skeptisch, dass Daniel Fürst zu uns gekommen ist. Seine Torjägerqualitäten hat er uns schon in den ersten Trainingseinheiten und Testspielen gezeigt. Er weiß, dass er körperlich, am Speed und an der engen Ballbearbeitung noch zulegen muss. Ich war angetan, dass er sich gegen die Landesligisten so kaltschnäuzig vor dem Tor gezeigt hat. Dass er es schafft, bin ich, ist die Mannschaft gefordert, ihm Zuspruch zu geben. Johannes Sturm bringt die Schweinfurter Torwartschulung mit. Wir haben nun den erfahrenen Keeper Mack, den mittelerfahrenen Reusch und den jungen, talentierten Sturm. Ihm gehört die Zukunft.
Können Sie nach viereinhalb Wochen Vorbereitung sagen, dass die Neuzugänge integriert sind und der Hunger der Mannschaft auf die neue Saison da ist, so dass es keinen Fehlstart wie vor einem Jahr mit 0:4 gegen Ansbach gibt?
Francic: Diese Integration ist ein Prozess, den man nicht so genau terminieren kann. Er wird sich bei allen unterscheiden und in die neue Saison hinein ziehen. Ich habe aber von der ersten Minute an gespürt, dass wir charakterlich intakte Jungs bekommen haben, die den Konkurrenzkampf hoch halten und uns in der Breite qualitativ bereichern. Hungrig auf Fußball sind deshalb die Jungs auf jeden Fall. Und aus jener Niederlage von Ansbach sollten wir gelernt haben. Wir haben aber noch einen Neuzugang, nämlich Julian Grell als Assistenztrainer und weiterhin als Spieler. Das ermöglicht zum Beispiel auch mir, detaillierter zu arbeiten, wenn er Einheiten übernimmt. Ich sehe in Julian in dieser Funktion einen Riesengewinn. Er geht schon immer mit viel Professionalität die Dinge an und nimmt jede Übung ernst. Es war eine großartige Entscheidung des Vereins, so einen verdienten Spieler für weitere Aufgaben zu verpflichten.
Welche Sorgen machen Ihnen die Verletzungen von Jens Trunk und Max Schebak?
Francic: Es sind zwei sehr wichtige Spieler. Bei Jens wurde die erste Diagnose Bänderanriss vier Wochen später korrigiert auf Mittelfußbruch. Das ist für ihn und uns natürlich ein Schock und wirft ihn weit zurück. Wie wichtig er für die Mannschaft ist, hat man besonders am Saisonende gesehen, als er mit dieser Verletzung getapt noch drei Spiele absolvierte, was wir natürlich ohne Erlaubnis des Arztes nie gemacht hätten. Ein ähnliches Sorgenkind ist Max Schebak, der eine lange Leidensgeschichte hinter sich hat und die ganze letzte Runde schon ausfiel. Bei ihm wurde jetzt zum vierten Mal ein Muskel verletzt, obwohl er jeweils alle Ratschläge befolgte und gesund war, als er wieder anfing. Es sind beide sehr wichtige Spieler, mit denen ich vor Ende August nicht rechnen kann.
Ein Blick auf Ihren Kader vermittelt den Eindruck, dass Sie, wenn alle fit sind, jede Position doppelt besetzen können.
Francic: Wenn alle fit sind, haben wir 20 Feldspieler. Was nicht unbedingt heißt, dass jeder Posten von daher doppelt besetzt ist. Es sind aber so viele flexibel einsetzbare Spieler dabei, dass das schon hinkommt. Damit wir nicht ähnliche Probleme bekommen wie damals nach der Relegation gegen Schweinfurt, haben wir mit den Neuzugängen neue Motivationspunkte gesetzt. Außerdem brennt Christian Köttler nach fast einem Jahr Pause wie ein Neuzugang. Und wenn Max und Jens wieder dabei sind, stimmt auch die Qualität in der Breite wieder.
Wer sind Ihre Favoriten für die kommende Saison?
Francic: Ich rechne mit den selben wie letzte Saison, wobei Seligenporten für Aschaffenburg runter kam und schnellstmöglich wieder rauf will. Eltersdorf und der Würzburger FV haben letztes Jahr konstant gespielt, sich nicht geschwächt, sondern noch einmal drauf gelegt und spielen mit einer eingespielten Mannschaft. Auch Gebenbach traue ich einiges zu, zumal sie sich die Besten von den Absteigern Amberg und Weiden dazu geholt haben. Großbardorf hat für mein Gefühl heuer einen sehr guten und breiteren Kader beisammen. Sie haben einen Torjäger geholt und Pascal Stahl ist wieder fit. Ich rechne damit, dass sie wieder oben anknüpfen können.
Und Ihr Ziel für die Saison 2018/19?
Francic: Wenn man Zweiter war, kann man nicht das Ziel einstelliger Tabellenplatz ausgeben. Wir wollen Erfahrung vom letzten Jahr und Begeisterung mischen und wollen wieder eine top Runde spielen, heißt, wir wollen vorne dabei sein. Mit 70 Punkten, die wir zuletzt holten, wurde man vor fünf Jahren Meister. Wenn wir 71 erreichen würden, wäre ich sehr zufrieden. Und wenn es drei oder vier weniger sind und die Konkurrenz besser ist, werde ich auch nicht traurig sein. Nur einen Wunsch hätte ich, dass man uns nicht immer Vizemeister nennt und das aufs Brot schmiert, wenn wir mal verlieren. Gegen den Druck an sich haben wir nichts. Den haben wir uns selbst erarbeitet und ich werde ihn, so viel es geht, auf mich umlenken.
TSV Aubstadt
Abgänge
David Noack (FC Strahlungen), Branko Krizanovic (SV Rödelmaier), Benedikt Stöcker (TSV Bergrheinfeld), Marino Müller
Zugänge
Markus Thomann, Steffen Schmidt, Johannes Sturm (alle FC Schweinfurt 05 U23), Daniel Fürst (1. FC Eibstadt 05), Michael Kraus (SV Euerbach/Kützberg), Jona Köhler, Lukas Barthelmes (beide eigene U19)
Tor
1 Christian Mack, 28 Johannes Sturm, 33 Felix Reusch
Abwehr
2 Jona Köhler, 4 Christian Köttler, 5 Steffen Schmidt, 8 Dominik Grader, 12 Julius Benkenstein, 15 Patrick Kirsten, 20 David Bauer, 29 Lukas Barthelmes
Mittelfeld
6 Markus Thomann, 7 Daniel Leicht, 10 Sascha Bäcker, 14 Martin Thomann, 16 Steffen Behr, 17 Jens Trunk, 18 Christoph Schmidt, 19 Michael Dellinger, 23 Ingo Feser, 27 Philipp Kleinhenz
Angriff
9 Max Schebak, 11 Julian Grell, 21 Daniel Fürst, 22 Michael Kraus, 24 Julius Büttner
Trainerteam
Josef Francic (Cheftrainer), Waios Dinudis (Co-Trainer), Holger Pecat (Torwarttrainer)
Meistertipp
SV Seligenporten, Würzburger FV
Saisonziel
Platz 4 und besser