Die 1:4-(1:0)-Heimniederlage des TSV Aubstadt in der Bayernliga Nord gegen den FC Amberg war ein Paradebeispiel von zwei Halbzeiten, wie sie gegensätzlicher nicht sein können. Wäre wie beim Profiboxen nach gewonnenen Runden gewertet worden, wäre dies ein gerechtes Unentschieden geworden. Die erste Dreiviertelstunde ging ganz klar an die Grabfelder, deren Einstellung an die so erfolgreiche Vorsaison erinnerte, denen der Gegner mit seiner offensiven Grundeinstellung aber auch entgegen kam. Und von der Taktik hatte sich Trainer Josef Francic wieder etwas Neues einfallen lassen, was er so begründete: „Ich hatte heute wieder einmal drei Innenverteidiger zur Verfügung und habe somit Julius Benkenstein gewissermaßen zweierlei Aufgaben mitgegeben: Die Vierer- zur Fünferkette bei Bedarf zu ergänzen und sich als dritter Sechser im Spiel nach vorne vermehrt einzuschalten.“
Dieses Konzept ging bis zum Seitenwechsel voll auf. Zum einen kamen die zuletzt mit neun Punkten und 13:0 Toren so erfolgreichen Amberger zu keiner einzigen Torchance. Ein Schuss von Kai Hempel ans Außennetz in der 45. Minute war alles, was von der FC-Offensive kam. Und Benkenstein erzielte die 1:0-Führung für die Aubstädter, indem er bei einem Rützel-Freistoß am Elfmeterpunkt hoch stieg und mit seinem Kopfball der FC-Abwehr samt Torhüter Matthias Götz keine Chance ließ. Amberg diktierte zwar das Tempo, aber Aubstadt konnte mit seiner konzentrierten Spielweise die Oberpfälzer immer weit genug vom Strafraum weg halten und war selber mit nadelstichartigen Kontern dem 2:0 einige Male näher als die Gäste dem Ausgleich. So konnte zum Beispiel Jens Trunk (37.) mit einer Grell-Vorlage erst kurz vor dem Abschluss an der Fünfmeterlinie von Alexander Jobst noch abgeblockt werden.
Obwohl die Rost-Elf in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit immer stärker wurde, musste TSV-Keeper Christian Mack keinen einzigen Ball abwehren. In der Kabine haben beide Trainer ihren Mannschaften geraten, „so weiterspielen“. Das machten aber nur die Amberger, während die Aubstädter zunehmend passiver agierten und es auch nicht mehr schafften, den Gegner weit genug vom Tor weg zu halten. Das Spiel kippte schließlich innerhalb von neun Minuten. „Da waren wir hinten im Kopf und mit dem Körper zu langsam“, sah Francic die Ursache, dass seiner Mannschaft das Spiel aus den Händen glitt. Beim 1:1 ließ der für Benjamin Werner (26.) eingewechselte Andre Karzmarczyk Dominik Grader stehen und passte vors Tor zu Tobias Wiesner: Keine Chance für Mack aus fünf Metern.
Der FCA roch Lunte und setzte nach, während beim TSV kaum noch Entlastung durch Gegenangriffe kam. Einen hohen, langen Ball blockten Daniel Werner und Christian Köttler mit vereinten Kräften zwar gegen Kai Hempel ab. Den zweiten Ball setzte der an der Strafraumlinie stehende Marco Wiedmann per Volleyschuss an den Innenpfosten und rein ins Vergnügen. Das war's schon (66.). Francic brachte zwar mit Daniel Leicht, Sascha Bäcker und David Noack drei Langzeitverletzte (nach zwei Trainingseinheiten), „auch wegen der Spielpraxis für die nächsten Spiele.“ Die Mannschaft verstand dies als Signal für das volle Risiko, mit dem sie selber zwar zu keiner Torchance mehr kam, sondern zwei Konter in der Schlussphase das Ergebnis noch um zwei Tore zu hoch ausfallen ließen. Vier Chancen, vier Tore für einen ungeheuer effektiven und verdienten Sieger FC Amberg.
Statistik zum Spiel
Bayernliga Nord
TSV Aubstadt –
FC Amberg 1:4 (1:0)
Aubstadt: Mack – Kirsten (70. Noack), Werner, Köttler, Grader – Trunk, Benkenstein, Rützel (67. Leicht) – Hümmer, Bauer (57. Bäcker) – Grell.
Amberg: Götz – Gorgiev, Wiesner, Werner (26. Karzmarczyk), Plänitz, Hempel, Ceesay, Lincke, Jobst (72. Konjevic), Wiedemann (76. Knorr), Seitz.
Tore: 1:0 Benkenstein (8.), 1:1 Wiesner (57.), 1:2 Wiedmann (66.), 1:3, 1:4 Seitz (86., 90. + 1).
Schiedsrichter: Engl (Rattelsdorf).
Zuschauer: 260.