Tischtennis
Bundesliga Männer TTC Zugbrücke Grenzau – TSV Bad Königshofen (Sonntag, 15 Uhr, Zugbrückenhalle)
Zieht man das Positive vorweg aus dieser Begegnung, dann spielt der ehemalige sechsmalige deutsche Meister, viermalige Pokalsieger, dreimalige Europapokalsieger TTC Grenzau, der auch ein Mal den ETTU-Pokal gewann, gegen den Senkrechtstarter dieser Saison. Der TSV Bad Königshofen führte nach den ersten sechs Spielen mit 10:2 Punkten die Tabelle der Tischtennis-Bundesliga an. Zwei wichtige Details ergeben aber eine ganz andere Sichtweise: das „ehemalige“, was Grenzau betrifft, und die Vergangenheitsform bei den Grabfeldern. Realistisch betrachtet spielt hier der Tabellenletzte mit 0:22 Punkten gegen den Achten mit 10:12.
Erst fünf Einzel gewonnen
Die Gründe sind bei den Gastgebern vielfältiger Natur und hier nicht zu erörtern. Bemerkenswert bleibt zumindest, dass der Verein aus dem kleinsten Ort der Bundesliga seit ein paar Jahren an dieser Liga festhält, auch weil es seit einigen Spielzeiten keinen Absteiger mehr gab. Seine Erfolgserlebnisse waren indes nie so dünn gesät wie in dieser Saison. Die wieder einmal zur Hälfte neu zusammengestellte Mannschaft hat erst fünf Einzelspiele (5:33) für sich verbuchen können.
Doch die Tischtennis-Fans im Westerwald-Kreis (Rheinland-Pfalz) nahe Koblenz, kommen unverdrossen weiter in die Halle des mit 100 Einwohnern kleinsten Stadtteils von Grenzhausen-Höhr. Wenn sie schon nicht ihre Mannschaft siegen sehen, dann wenigstens die zum Teil Weltklassespieler des Gegners. In der vergangenen Saison konnten sie sich noch über sieben Siege und Platz 9 freuen. Doch dann kam wieder das jährliche Wechsel-Karussell der Vereine dazwischen, das einem kontinuierlichen Neuaufbau immer wieder im Weg steht und den Klub von vorne anfangen lässt.
Marcelo Aguirre und Kirill Gerassimenko sprangen beim TTC Grenzau ab und bei Werder Bremen auf. Am vergangenen Montag kehrten sie zum Nachholspiel des elften Spieltags gegen ihren alten Verein nach Grenzau zurück und holten alle Punkte ab. Nur Anders Lind kam zu einigen Satzbällen gegen den Vizeweltmeister Mattias Falck. Miha Bobocica führte im fünften Satz sogar 5:0 gegen Gerassimenko, um am Ende doch wieder den Verlierer (8:11) spielen zu müssen.
Neuzugänge haben Probleme
Den Dänen Lind (20) und den Rumänen Bobocica (33) konnte der TTC also halten. Mit zwei weiteren jungen Wilden ergänzte er den Kader, dem US-Amerikaner Kanak Jha (19) und dem Griechen Ioannis Sgouropoulos (19). Jha ist als fleißiger Punktesammler bei Weltcup-Turnieren für seine Jugend sensationell auf Platz 26 der Weltrangliste gestürmt. Umso bemerkenswerter ist seine 1:8-Bilanz bisher in der TTBL, bestätigt aber die These, an die Bundesliga müsse man sich erst gewöhnen. Seinen einzigen Sieg schaffte Jha ausgerechnet gegen den Düsseldorfer Schweden Anton Källberg. Ioannis Sgouropoulos, der Jugend-Europameister von 2017 und 2018 sowie U21-Europameister von 2019 musste diese Gewöhnungsprobleme ebenso leidvoll zur Kenntnis nehmen. 0:7 lautet seine Bilanz.
Auch der langjährige Headcoach Dirk Wagner hat Grenzau den Rücken gekehrt. Vom Zweitligisten FSV Mainz 05 kam für ihn Chris Pfeiffer, der dort Jha und Lind schon trainiert hatte. Anders Lind hat mit 3:8 die beste Bilanz beim TTC. Er besiegte Rasmussen (Grünwettersbach), Walther (Düsseldorf) und Dyjas (Ochsenhausen).
Keine Abstiegsangst
Was bedeutet dies alles für den TSV Bad Königshofen, der die letzten fünf Spiele verloren hat und von Platz 1 bis auf 8 durchgereicht wurde? Der Rückstand auf den, als man noch vollzählig war, angepeilten vierten Platz beträgt inzwischen sechs Punkte. Deshalb richtet man wieder vermehrt den Blick nach unten. Der Vorsprung auf den Abstiegsplatz 11 (Jülich, 2:20) beträgt acht Punkte. Zu vergeben sind noch 22. Mit der Wiederholung der zwei Auftaktsiege, am Sonntag in Grenzau und eine Woche später gegen Jülich, könnte man den Sack zuschnüren. Abstiegsangst verspürten die Spieler bisher nicht.
Sollten aber auch diese beiden Spiele in die Hose gehen, dann muss man sich ernsthaft Gedanken machen. Kilian Ort ist noch nicht so weit, um dem Team zu helfen. Sein Vertreter Filip Zeljko, so beliebt er bei den TSV-Fans ist, müsste endlich auch einmal liefern, damit nicht immer nur Bastian Steger und Mizuki Oikawa die Last allein zu tragen haben. Zwei Spieler können bei diesem Spielsystem das Spiel gewinnen. Das ist aber keine Rechnung, die immer aufgehen muss. (rd)