Tischtennis (rd)
Bundesliga Männer TSV Bad Königshofen – TTF liebherr Ochsenhausen (Sonntag, 15 Uhr, Shakehands-Arena)
Im Vergleich zu dem, was jetzt im letzten Vorrunden-Drittel in der Tischtennis-Bundesliga TTBL auf den TSV Bad Königshofen zukommt, waren die ersten sechs Spiele ein leichter Aufgalopp. Umso mehr hätte ihm der Sieg vor zwei Wochen in Bergneustadt gut getan, der bis 60 Sekunden vor Ende des Dreieinhalb-Stunden-Spiels sicher schien und bis 30 Sekunden davor noch möglich war. Bad Königshofens Slowene Darko Jorgic führte im fünften Spiel im fünften Satz mit 6:0 und 7:1, dann 10:8.
Dann glich der Spanier Robles auf 10:10 aus – und gewann mit 12:10. In der Endabrechnung bedeutete das das 3:2 für Bergneustadt. Der zweite Bundesligasieg wäre der Bad Königshöfer Mannschaft um Kilian Ort gut zu Gesicht gestanden, bevor es nun gegen TTF Liebherr Ochsenhausen geht, danach zum Serien-Meister Borussia Düsseldorf und zum Vorrunden-Ende gegen den aktuellen Tabellenzweiten Mühlhausen.
Ochsenhausen ist momentan zwar nur Fünfter mit 6:6 Punkten, aber gerade dabei, das Feld nach drei Auftaktniederlagen von hinten aufzurollen. Wettbewerbübergreifend sechs Siege hintereinander gelangen den Oberschwaben, drei in der European Champions League, in der sie auf Kurs Viertelfinale liegen. Die Tendenz zeigt eindeutig nach oben beim deutschen Meister von 1997, 2000 und 2004, zweifachen Europa-Pokalsieger und vierfachen deutschen Pokalsieger. Das Motto der Saison hat wieder realistische Züge bekommen. Es lautet: „Ein Team – ein Ziel: Der Titel“.
Verein mit täglichem Casting
In der 15000-Einwohner-Stadt rund 50 Kilometer nördlich des Bodensees ist Tischtennis klar die Nummer 1, mit nationalen und internationalen Erfolgen, seit ein Großunternehmer als Namensgeber eingestiegen ist. Es folgten der Bau einer gleichnamigen, modernen Tischtennishalle und die Gründung eines Masters College. Das ist ein Tischtennis-Leistungszentrum, in dem nicht nur die Ochsenhausener Garde, sondern viele nationale und internationale Spitzenspieler regelmäßig trainieren: Ein tägliches Casting für den Verein vor der eigenen Haustür. Dorthin, mit dem Umweg Grünwettersbach, zog es vor zweieinhalb Jahren auch den ehemaligen Bad Königshöfer Joao Geraldo.
Vielleicht gibt es am Sonntag ein Wiedersehen mit ihm, der im Grabfeld ob seiner leutseligen Art ein Publikumsliebling war. Es ist aber kaum damit zu rechnen, dass man Geraldo im Wettkampf mit seinem Ex-Verein erleben wird, so interessant es auch zu sehen wäre, wie er sich weiter entwickelt hat. Er ist bei Ochsenhausen die Nummer 5 und hatte erst einen Einsatz als Dreier gegen Düsseldorf (1:3 gegen Fegerl). Selbst der Pole Jakub Dyjas gehört nicht zur Top-Aufstellung bei den Gästen. Ochsenhausens Nummer 4 befindet sich aktuell aber in absoluter Topform.
Überragender Simon Gauzy
Bei den Gästen überragt der Franzose Simon Gauzy alles, was in der Bad Königshöfer Halle jemals Tischtennis gespielt hat. In der November-Weltrangliste ist er auf Rang acht vorgedrungen, wurde Vize-Europameister 2016 und holte Platz drei bei den Euro-Top-16 in diesem Jahr. Selbst der Zweier der Gäste, der Brasilianer Hugo Calderano, rangiert in der Weltrangliste höher als alle bisherigen Gegner der Bad Königshöfer. Beide reisen mit einer knapp positiven Bilanz an, haben unter anderem die deutschen Nationalspieler Steger, Walther, Franziska und Filus geschlagen.
Ein besonders interessantes Abwehr-Angriff-Duell dürfte es mit dem Abwehrspezialisten Yuto Muramatsu geben, wer immer es von den Gastgebern mit ihm zu tun bekommt. Überhaupt steht ein großes Fragezeichen dahinter, wen und in welcher Reihenfolge sie aufbieten. Bei den Gastgebern hat man diese Auswahl nicht. „Wir sind wieder krasser Außenseiter gegen diese Top-Mannschaft“, nimmt Manager Andy Albert jeden Druck von der Mannschaft, „obwohl Oikawa bei den German Open und Jorgic bei den Swedish Open sehr gut abgeschnitten haben. Die Formschwankungen unserer jungen Spieler sind normal. Jeden Satzgewinn können wir als Erfolg feiern. Was wir versprechen können, sind Weltklasse-Ballwechsel in Serie.“
Aufbauarbeit wird bei Kilian Ort zu leisten sein, der zuletzt nicht zuletzt wegen eines Bundeswehrlehrgangs seine Form verlor. „Alle werden ihn unterstützen“, verspricht Andy Albert, „niemand fordert oder erwartet einen Sieg gegen einen 100 Weltranglistenplätze höher angesiedelten Gegner.“
Nach Spielende wird der Tischtennis-Talk erstmalig im Livestream auf sporttotal.tv übertragen. Interviewpartner sind die Ochsenhausener Daniel Zwickl und Jakub Dyias sowie die Bad Königshöfer Andreas Albert und Darko Jorgic.