„So einfach wird man nicht noch mal Meister“, befand der Abteilungsleiter des FC Sandberg, Michael Wetteskind, mit etwas Abstand zu diesem aufregenden Saisonfinale vor 360 Zuschauern auf dem Hendunger Sportplatz, das seine SG Sandberg I/Waldberg II beim bisherigen Tabellenführer 2:1 (2:1) der A-Klasse Rhön 3 gewann. Es war nämlich nicht nur deshalb nichts Alltägliches, weil die SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld vor 14 Tagen noch wie der verdiente Meister ausgesehen hatte und am Ende „durch eine Dummheit“, so FC-Hendungen-Vorsitzender Uwe Koch, noch alles aus der Hand gegeben hat.
Straffe Spielleitung
Fast, denn geblieben ist die Relegation, auf die kurz nach dem Schlusspfiff aber kaum jemand so richtig Lust hatte, so tief saß die Enttäuschung. Nicht alltäglich war, dass ein Spiel bereits nach fünf Minuten entschieden war. Und nicht alltäglich, damit im Zusammenhang, dass es so spannend, fast dramatisch und für die A-Klasse über weite Strecken ein sehr gutes Spiel war. Bei dem man zur Sache ging, wie es eben der Sache angemessen war. Aber insgesamt doch auch wieder fair, weil der Leiter der Partie, Sebastian Cornely, immer wusste, wie straff er die Zügel halten musste.
Mit Abtasten hielt man sich nicht lange auf, es ging gleich in die Vollen. Dritte Minute, der erste Schuss aufs Hendunger Tor vom defensiven Mittelfeldspieler Joschua Gesierich und der Hendungen-Sondheimer Keeper Maximilian Krimm musste zum ersten Mal hinter sich greifen. Der Ausgleich war schon eine Minute später möglich, als Nico Reußenzehn abzog, der zu diesem frühen Zeitpunkt noch nervöse und später über sich hinaus wachsende Gäste-Schlussmann Marius Kirchner nach vorne abwehrte und beim zweiten Ball zur Ecke klärte. Fünfte Minute, der zweite Schuss auf das Hendunger Tor, wieder durch Gesierich, wieder in die Maschen zum 0:2 und die stimmgewaltigen Gäste-Fans waren irgendwo zwischen aus dem Häuschen und dem siebtem Himmel.
Warnungen bewahrheiten sich
Hausherrentrainer Frank Hartmanns Warnungen, nur ja nicht zu nervös zu beginnen und in Rückstand zu geraten, erfuhren auf brutale Weise ihre Berechtigung. Das extrem hohe Tempo beruhigte sich nur allmählich. Während die Gäste hier noch öfter ihr Heil in der Flucht nach vorne suchten, in der 25. Minute aber einen Foulelfmeter bauten, der den siebten Himmel hätte betrüben und vieles wieder ins Lot rücken können. Marcel Reußenzehn übernahm Verantwortung und Torwart Marius Kirchner bewahrte die Ruhe, parierte. Der vor dieser Saison aus Bischofsheim gekommene, junge Tormann sagte: „Nein, nicht spekuliert, nicht reagiert, sondern dem Schützen in die Augen geguckt. Das ist Routine. Was will man machen, dafür steht man drin.“ Wenn?s nur immer so einfach wäre.
Marcel Reußenzehn verkürzt
Für die Hendungen-Sondheimer und ihr Selbstvertrauen wurde es damit natürlich immer schwerer. Sollte denn gar nichts gelingen an diesem Tag? Nur eine Minute später zog Kirchner den nächsten Knaller von Kevin Sopp aus dem Winkel, konnte den 2:0-Vorsprung aber nicht in die Pause retten, weil Marcel Reußenzehn mit einer feinen Einzelleistung nach Doppelpass mit Steffen Scholz zum 1:2-Anschlusstreffer seinen Fehlschuss wieder wettmachte.
Nach dem Seitenwechsel bekam der Tabellenführer endlich die zweite Luft und die Feldüberlegenheit, dass etwa ab der 70. Minute im Minutentakt mit dem Ausgleich und der Meisterschaft für Hendungen-Sondheim gerechnet werden musste. Wäre da nicht dieser Teufelskerl Marius Kirchner zwischen den Pfosten gewesen, der sich reinhaute in den Spielerknäuel vor seinem Tor, fing und faustete, was nicht zu fangen ging, flog und hechtete und dann wieder mit einer Bierruhe die Bälle pflückte, wenn es aus dem Stand auch ging. Dabei war bis nahe zum Anpfiff überhaupt nicht sicher gewesen, ob er würde spielen können. „Irgendeine Sommergrippe oder so was. Aber dafür hatte ich heute keine Zeit.“ Und eine überschwänglich begeisterte Frau aus dem Gäste-Fanblock hinterher, als sie ihn umarmte, sagte: „Mensch Marius, trotz krank voll die Sau.“
Sandberg rührt Beton an
Die Hartmann-Elf warf alles nach vorne, was laufen konnte, versuchte es spielerisch und dann doch wieder mit der Brechstange. Diese drückende Endphase, öfter mit Tormann Krimm vor seinem Kollegen Kirchner auftauchend, überstanden die Gäste mit viel Beton: Mit Mann und Maus am und im eigenen Strafraum. „Ich verdenk?s ihnen nicht“, gestand Hartmann. „Sie haben eben mit ihren Mitteln gespielt und gekämpft.“ Gäste-Spielertrainer Florian Knüttel jubilierte: „Ich bin erstmal sprachlos. So gut sind wir noch in kein Spiel gestartet, 2:0 nach fünf Minuten. Von den Chancen her war Hendungen besser. Aber über den Kampf und die Leidenschaft haben wir dann doch die Führung über die Runden gebracht. Dabei ist bei uns die Vorrunde besser gelaufen als die Rückrunde. Wir haben viele enge Spiele mit einem Tor Unterschied gewonnen. Glück muss man sich aber auch erarbeiten. Ein schöner Erfolg am Ende meines ersten Jahres mit dieser Mannschaft.“
Die Statistik des Spiels
Fußball: A-Klasse Rhön 3
SG Hendungen-Sondheim/Gr. –
SG Sandberg I/Waldberg II 1:2 (1:2)
Hendungen-Sondheim/Grabfeld: Krimm – K. Sopp, A. Sopp, Seibt, L. Hess – N. Reußenzehn, M. Reußenzehn – K. Hess, Scholz, Roos – Stock. Rückwechselspieler: Seifert.
Sandberg I/Waldberg II: Kirchner – S. Arnold, Knüttel, Holzheimer, Zehe – Gesierich, J. Rottenberger, Schmidt – C. Rottenberger – J. Endres, Bühner. Rückwechselspieler: B. Endres.
Schiedsrichter: Cornely (Mühlbach).
Zuschauer: 360.
Tore: 0:1, 0:2 Joschua Gesierich (3., 5.), 1:2 Marcel Reußenzehn (38.). Besonderes Vorkommnis: Marius Kirchner (Sandberg) hält Foulelfmeter von Marcel Reußenzehn (25.).
ONLINE-TIPP
Viele Bilder vom Spiel unter: www.mainpost.de