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Tischtennis: Bundesliga
Nach schlafloser Nacht: Akito Itagaki debütiert für den TSV Bad Königshofen
Fast wäre dem personell gebeutelten Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen gegen Schwalbe Bergneustadt eine Überraschung gelungen. Kilian Ort spielt wie ein würdiger Spitzenmann auf.
Akito Itagaki (im Bild) feierte beim 2:3 des TSV Bad Königshofen gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt sein Debüt in der Tischtennis-Bundesliga.
Foto: Rudi Dümpert | Akito Itagaki (im Bild) feierte beim 2:3 des TSV Bad Königshofen gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt sein Debüt in der Tischtennis-Bundesliga.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 27.04.2023 12:22 Uhr

Es hätte ein epischer Sieg werden können für den TSV Bad Königshofen. Das 2:3 gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt  in der Tischtennis-Bundesliga war dann eine ehrenvolle Niederlage, aber ein wirklich starker Auftritt des schwerst gehandicapten Gastgebers.

Und sie passte auch durchaus ins Bild dieses Nachmittags, die Gedenkminute für den verstorbenen Freund des Bad Königshöfer Tischtennis, Gerhard Weigand. Bei den überraschend doch komplett angetretenen Gästen aus Bergneustadt war die Quarantäne von Olympiateilnehmer Benedikt Duda rechtzeitig vor diesem Spiel zu Ende. Während Bad Königshofens Spitzenmann Bastian Steger noch krank passen musste.

Wie befürchtet fehlen bei Bad Königshofen Steger und Grebnev

Beim TSV fehlte außerdem Maksim Grebnev wegen einer Sprunggelenksverletzung. Das epische Element lag aber darin, dass diese gebeutelte Restmannschaft eigentlich schon am Boden war und durch das überragende Comeback von Kilian Ort, ein wirklich würdiger Einser an diesem Tag, wieder aufstand.

Eigentlich feierte Ort sogar drei Comebacks. Er war in seinem ersten und zweiten Einzel eigentlich schon fast weg, beide Male vor einem riesengroßen Loch, dem er im großen Bogen auswich und noch gewann. Und damit zumindest mental die Voraussetzung geschafft haben sollte, dass es für ihn selbst ein Comeback in seiner Entwicklung werden könnte. Das kann auch er, bei aller Selbstkritik, nicht vom Tisch wischen.

Schließlich wurden die rund 150 Zuschauer Zeuge eines Debüts von Akito Itagaki als Bundesligaspieler. Vielleicht werden sie tatsächlich eines Tages sagen können: "Ich war dabei, als er mit 16 erstmals in der TTBL für den TSV antrat." Viel zu früh eigentlich und - auf sein derzeitiges Niveau bezogen - ein bis zwei Klassen zu hoch. "Aber eines Tages ganz klar mein Ziel", wie er unmittelbar nach seinem Einzel bekannte und hinzufügte, wie vom Vater, Cheftrainer Koji Itagaki, bei aller Trainingsintensität aufgetragen: "Ich habe ja noch so viel Zeit."

Dass es noch ein so überragender Sport-Nachmittag wurde, hätte man nach drei Sätzen des ersten Einzels nicht laut auszusprechen gewagt. Kilian Ort lag gegen den Gäste-Zweier Alberto Mino aus Ecuador mit 1:2 zurück, verlor den zweiten Satz mit 3:11 und lag im vierten 7:10 hinten. Da öffnete es sich zum ersten Mal vor ihm, jenes Loch, in das er mit seiner angekratzten Form der letzten Wochen zu stürzen drohte, mit wer weiß welchen Folgen, für ihn und seinen Heimatverein. Doch Ort gewann noch mit 3:2 und schickte Akito Itagaki gegen Duda in den Ring, um seine erste Lektion in Sachen TTBL zu bekommen.

Akito Itagaki mit schlafloser Nacht vor seinem Debüt

Der Weltranglisten-42. gegen den Deutschen Meister für U15-Mannschaften. Sein Lehrer in der Realschule wird ihm am Montag dasselbe bestätigen wie die gefühlvoll unterstützenden Zuschauer: "Gut gemacht, Akito." Elf Punkte hat er gegen den Deutschen Meister der letzten zwei Jahre geholt, zusammengerechnet in drei Sätzen. "Ich habe nicht viel geschlafen die letzte Nacht", gestand er. "Ich hatte mir vorgenommen, immer noch einen Punkt mehr zu holen, egal wie es steht. An einen Satzgewinn hatte ich natürlich nicht gedacht, bin aber zufrieden."

Was hätte Filip Zeljko für ein Bewerbungsschreiben für eine weitere, die dann achte Saison beim TSV abgeben können, hätte er den Spanier Alvaro Robles schlagen und seine Mannschaft in die Siegesspur führen können. Das Zeug dazu hätte er in der Tat, spielte auf Augenhöhe, aber nicht mit der gleichen Konstanz und mehr leichten Fehlern mit schwerwiegenden Folgen als sein Gegenüber. Aus diesen Gründen gewann der Vizeweltmeister im Doppel von 2019 auch verdient mit 3:1. Die prächtigsten Ballwechsel gab es dabei im vierten Satz.

Kilian Ort wehrt gegen Benedikt Duda vier Matchbälle ab

Dann war, der Statistik und der direkten Bilanz beider nach, das letzte Spiel des Tages zu befürchten. Kilian Ort verlor auch die ersten zwei Sätze im Einser-Duell gegen Benedikt Duda klar, verbreitete aber Hoffung mit dem 11:5 im dritten. Im vierten drohte er an einfachen Schupf-Fehlern zu verzweifeln. Als es 7:10 stand und Duda drei Gesamtmatchbälle hatte, da legte Kilian Ort los. Voreilige hatten bereits den Anorak zum Gehen angezogen, doch Ort wehrte gar vier Matchbälle ab und gewann mit 14:12, den fünften Satz wie im Rausch mit 11:2.

Jetzt durfte Akito Itagaki sogar im Doppel ran, machte an der Seite von Filip Zeljko eine noch bessere Figur als im Einzel. Zum epischen Wunder kam es aber nicht. Dass es doch die vierte Niederlage für den TSV Bad Königshofen in den letzten fünf Spielen gab, das war am Ende dieses mitreißenden Tischtennis-Spektakels völlig aus dem Blickfeld geraten.

Ergebnisse

Kilian Ort – Alberto Mino 3:2 (11:7, 7:11, 3:11, 11:5, 11:7)

Akito Itagaki – Benedikt Duda 0:3 (4:11, 2:11, 5:11)

Filip Zeljko – Alvaro Robles 1:3 (7:11, 11:8, 8:11, 7:11)

Ort – Duda 3:2 (5:11, 7:11, 11:5, 14:12, 11:2)

Itagaki/Zeljko – Robles/Mino 0:3 (5:11, 10:12, 8:11)

Zuschauer: 147

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