Der TSV Aubstadt scheint so langsam Gefallen gefunden zu haben am lange Zeit gefürchteten Augsburger Rosenaustadion. Am 17. August hatte die Mannschaft von Trainer Julian Grell in der großen Betonschüssel beim Aufsteiger TSV Schwaben Augsburg ihren bis dato einzigen Auswärtssieg der Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern geholt. Gut sieben Wochen später gab es am Sonntagnachmittag beim FC Augsburg II nun den zweiten Erfolg in der Fremde. Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung stand am Ende ein verdientes 3:0 (1:0) für Aubstadt auf der Anzeigentafel. "Das war heute eine sehr stabile und disziplinierte Leistung über die kompletten 90 Minuten. Die zwei Siege in dieser Woche haben wir uns absolut verdient und sie tun auch sehr gut", freute sich Grell.
Ausfallliste des TSV Aubstadt wächst weiter an
Dabei hatte sich beim TSV drei Tage nach dem 4:2-Erfolg gegen die DJK Vilzing die Ausfallliste weiter vergrößert. Max Grimm fehlte in Augsburg gelb-gesperrt, Timo Pitter ist an Covid erkrankt. Beim Aufwärmen signalisierte dann auch noch Jens Trunk, dass es bei ihm nicht gehen würde. Dadurch musste Grell seine Startformation notgedrungen umbauen. Lukas Mrozek kam neu ins Team und übernahm die Rechtsverteidigerposition. Leon Heinze rückte dafür eine Position nach vorne und Maximilian Stahl bildete diesmal zusammen mit Adrian Hatman die Doppel-Sechs im defensiven Mittelfeld.
Trotz dieser Umstellungen erwischten die Gäste einen guten Start und gingen wie schon am Donnerstag früh in Führung. Linksverteidiger Luke Hemmerich, seit Wochen in bestechender Form, hatte sich energisch durchgesetzt und aus 16 Metern abgezogen. Da der Ball an der Hand von Nick Rasoulinia landete, entschied Schiedsrichter Quririn Demlehner ohne zu zögern auf Strafstoß. Ihre Elfmeterschwäche vom Saisonstart scheinen die Aubstädter mittlerweile überwunden zu haben und so drosch Marco Nickel mithilfe der Unterkante der Latte die Kugel in die Maschen (11.).
Auch in der Folge blieben die Gäste, die das Mittelfeld häufig mit langen Bällen überbrückten, das aktivere Team. Durch das aggressive Pressing des TSV unterliefen den Augsburgern zunächst immer wieder Fehler im Spielaufbau. "Unsere Taktik ist auf dem schwer zu bespielenden Platz voll aufgegangen. Das lag vor allem daran, dass wir immer wieder die wichtigen Zweikämpfe gewonnen haben", lobte Grell.
Marco Nickel glänzt an alter Wirkungsstätte als zweifacher Torschütze
Erst nach knapp einer halben Stunde wurden die Aktionen des Bundesliga-Nachwuchses präziser und dadurch auch gefährlicher. Nach einer schönen Kombination zögerte erst Mert Kömür in aussichtsreicher Position zu lange mit dem Abschluss, kurze Zeit später musste dann auch TSV-Torhüter Max Böhnke erstmals eingreifen. Zunächst riss er bei einem Kopfball von Lucas Ehrlich blitzschnell die Hände hoch, dann lenkte er einen Freistoß aus 16 Metern von Kömür sehenswert um den Pfosten.
In der Pause wechselte Grell und schickte für den gelb-vorbelasteten Stahl im Mittelfeldzentrum Nico Ott in die Partie. Im Gegensatz zu vielen Spielen in der jüngeren Vergangenheit ging diesmal die Stabilität im TSV-Spiel trotz der Wechsel nicht verloren. Und dann hatten die Gäste auch noch Glück, dass Julian Bell im eigenen Strafraum ziemlich offensichtlich Marco Nickel bei einer Flanke umklammerte und die Aubstädter dadurch einen zweiten Elfmeter zu gesprochen bekamen. Erneut trat Nickel an und verwandelte flach zum 0:2 (55.). "Das Elfer-Drama vom Saisonstart ist nun endgültig aus dem Kopf", freute sich der Angreifer, der nicht nur wegen seiner zwei Treffer an alter Wirkungsstätte ein bärenstarkes Spiel machte.
"Schon bei den vielen Unentschieden zuletzt hätten wir den ein oder anderen Sieg verdient gehabt. Umso schöner ist es, dass es heute hier in meiner Heimat geklappt hat", sagte Nickel. Die Augsburger glaubten zwar auch nach dem 0:2 weiter an eine Wende, sie fanden trotz vieler offensiver Wechsel aber überhaupt keine Mittel gegen die Defensive der Gäste. Die machten stattdessen nach einem mustergültigen Konter durch Nico Ott wenig später den Deckel auf die Partie (62.).
Im Gegensatz zum Vilzing-Spiel vor drei Tagen mussten die Aubstädter diesmal nicht mehr wirklich zittern, da die Viererkette um die starken Tim Hüttl und Steffen Behr in der Schlussphase weiter alles abräumte. "Ich habe vor der Partie noch gesagt, dass der Kopf das Entscheidende im Fußball ist. Gegen Vilzing hat in der zweiten Halbzeit sicher keiner schlechter Fußball gespielt, doch nach den ganzen Rückschlägen war eine gewisse Verunsicherung auch nicht verwunderlich", sagte Grell.
Dass es am Donnerstag dennoch zum Sieg gereicht hatte, sei im Nachhinein vielleicht sogar wichtiger als ein souveräner Erfolg gewesen. Den gab es stattdessen am Sonntag in Augsburg, wodurch die Aubstädter vorerst auf Rang zehn in der Tabelle kletterten.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Augsburg II - TSV Aubstadt 0:3 (0:1)
Augsburg II: Jäger – Bell (72. Katic), Rasoulinia, Deger, Horn (57. Kaube) – Hausmann, Kücüksahin, Lindermeir (57. Taseki), Cabrera – Ehrlich (46. Müller), Kömür (57. Mühlbauer).
Aubstadt: Böhnke – Mrozek, Hüttl, Behr, Hemmerich – Trunk, Stahl (46. Ott) – Heinze, Volkmuth (72. Weiß), Maier (89. Degelman) – Nickel (86. Zander).
Schiedsrichter: Quirin Demlehner (Eggenfelden). Zuschauende: 230. Tore: 0:1 Marco Nickel (11., Handelfmeter), 0:2 Marco Nickel (55., Foulelfmeter), 0:3 Nico Ott (62.).