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Fußball:
Lukas Fuchs hat beim 1. FC Nürnberg seinen Traumjob gefunden
Der Braidbacher Lukas Fuchs arbeitet in einer Abteilung, die gesellschaftliches Engagement fördert. Warum der Sportwissenschaftler dabei auch schon einmal mit einem Megaphon im Stadion steht.
Als CSR-Trainer beim 1. FC Nürnberg vermittelt Lukas Fuchs den Kindern Spaß an der Bewegung.
Foto: 1. FC Nürnberg | Als CSR-Trainer beim 1. FC Nürnberg vermittelt Lukas Fuchs den Kindern Spaß an der Bewegung.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 09.02.2024 15:30 Uhr

Es ist der Traum vieler Kinder und Jugendlicher: Eines Tages einmal Fußballprofi sein und in einem großen Stadion vor vielen tausend Zuschauern spielen. In Erfüllung geht er allerdings nur für wenige. Doch auch wenn es mit der Profikarriere als Spieler nicht klappt, gibt es Möglichkeiten, bei einem großen Fußballverein zu arbeiten. Diese Erfahrung hat auch der aus Braidbach stammendeLukas Fuchs gemacht. Seit 2016 ist der Sportwissenschaftler beim 1. FC Nürnberg beschäftigt und kann sich momentan "keinen besseren Job" vorstellen. Dabei arbeitet er nicht im Vordergrund als Trainer im Männer- oder Juniorenbereich, sondern in der noch relativ jungen Corporate-Social-Responsibility-Abteilung (CSR). Die EU-Kommission definiert CSR als "die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft".

Zur Saison 2015/16 wurde diese Abteilung beim 1. FC Nürnberg ins Leben gerufen. Ziel des Vereins ist es, das gesellschaftliche Engagement zusammen mit den Mitgliedern und Fans weiter auszubauen. "Ich war von diesem Ansatz sofort begeistert und habe dabei in den letzten Jahren tolle Erfahrungen machen dürfen", sagt Fuchs. Sowohl im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 als auch jetzt im zweiten Lockdown wurden beispielsweise Einkaufshilfen für ältere Mitbürger angeboten. "Auch die Fanszene war hier eingebunden und hat tatkräftig mitgeholfen", lobt Fuchs.

Spaß an der Bewegung statt Leistungssport im Vordergrund

Relativ neu ist eine digitale Community-Plattform (www.unserclub.de), mit der soziale Projekte organisiert werden. "Hier gibt es verschiedene soziale Aktionen wie die Mithilfe bei der Nürnberger Tafel, bei denen sich die Fans engagieren können.  Als Dankeschön für das Mitmachen gibt es Punkte. Die gesammelten Punkte können später eingelöst werden", erklärt Fuchs. Dabei gibt es auch Preise wie etwa getragene Fußballschuhe von FCN-Profis, die man normal nicht kaufen könnte.

Die CSR-Abteilung beim 1. FC Nürnberg ist auf den vier Säulen Ehrenamt, Bildung, Ökologie und Bewegung aufgebaut. "Ich bin in erster Linie im Bewegungs-Bereich tätig. Hier geht es aber nicht um Leistungssport oder Sichtungen, sondern vielmehr darum, Spaß an der Bewegung zu vermitteln", sagt Fuchs. Gemeinsam mit seinen Kollegen ist er daher regelmäßig mit dem Projekt 1. FC Nino in Grundschulen und Kitas zu Besuch.

1. FC Nino ist abgeleitet von Funino, einem sportwissenschaftlich geprüftem Trainingssystem, das Kinder optimal fördert und entwickelt. Die spezielle Wettkampfform soll Antizipation, Übersicht und Ballbeherrschung stärken. Bei Funino wird auf kleineren Feldern drei gegen drei gespielt, ein vierter Spieler rotiert systematisch in und aus dem Spiel. Einen Torhüter gibt es nicht, dafür aber vier kleine Tore. "Bei dieser Spielform hat jedes Kind häufiger den Ball und muss daher ständig Entscheidungen treffen. Es geht uns aber auch darum, das soziale Miteinander und den Spaß am Sport im Allgemeinen zu vermitteln.", betont Fuchs. Dass Trainer des 1. FC Nürnberg die Übungsstunden leiten, "motiviert die Kindern zusätzlich. Hier kann ein Verein wie der Club mit seiner großen Bekanntheit einiges bewirken."

Fußballfans im Training: FCN-Fans nehmen gemeinsam ab

Doch nicht nur die kleinen Fans will man zu mehr Bewegung animieren. Daher beteiligt sich der 1. FC Nürnberg seit einigen Jahren auch an der Aktion "Fußballfans im Training". Das Projekt richtet sich an übergewichtige Fans, die mit Hilfe ihres Lieblingsvereins  gemeinsam abnehmen und den Weg zu einem gesünderen Lebensstil finden sollen. Seinen Ursprung hat diese Aktion in Schottland, wo sie nach zehn Jahren mittlerweile gar nicht mehr aus den Fußballvereinen wegzudenken ist. Und auch in Deutschland kommen Jahr für Jahr neue Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga dazu, die sich an dem gemeinsamen Projekt der Deutschen Krebshilfe und des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung beteiligen.

Bei der Aktion 'Fußballfans im Training' nehmen die Anhänger des 1. FC Nürnberg unter Anleitung von Lukas Fuchs gemeinsam ab. Auch der Spaß kommt nicht zu kurz.
Foto: 1. FC Nürnberg | Bei der Aktion "Fußballfans im Training" nehmen die Anhänger des 1. FC Nürnberg unter Anleitung von Lukas Fuchs gemeinsam ab. Auch der Spaß kommt nicht zu kurz.

"Auch hier wollen wir die Strahlkraft des FCN nutzen, um Fans in Bewegung zu bekommen. Mit Kleinigkeiten bei der Umstellung der Ernährung und etwas Bewegung im Alltag lässt sich viel für die eigene Gesundheit tun. Die Verbundenheit zum Verein ist auf jeden Fall eine gute Grundlage hierfür", sagt Fuchs. Die Plätze in den zwölfwöchigen Kursen sind begehrt. Anmelden können sich weibliche und männliche Fans im Alter zwischen 35 und 65 Jahren, deren Body-Mass-Index (BMI) höher als 28 ist. Für Mitglieder des 1. FC Nürnberg ist die Teilnahme kostenlos.

Die Kurse finden in der Regel dort statt, wo das Fanherz schlägt: In den Sportstätten und auf den Sportanlagen der Vereine. "Für viele geht damit ein Kindheitstraum in Erfüllung. Wer hat schon die Gelegenheit, am Valznerweiher oder im Max-Morlock-Stadion zu trainieren. Wenn dann bei einer Übungsstunde auch noch das Flutlicht angeschaltet wird, geraten die Fans schon mal ins Schwärmen und sind gleich noch ein bisschen mehr motiviert", verrät Fuchs.

Krönender Abschluss: Treppenlaufen im Max-Morlock-Stadion

Die große Leidenschaft der Fans, das Fußballspiel selbst, steht zunächst aber nicht im Mittelpunkt. "Am Anfang gibt es einen Theorie-Teil über gesunde Ernährung, danach folgen dann Geh- und Laufübungen. Erst zum Ende hin wird dann auch gekickt." In der ersten Stunde seien die Teilnehmer noch relativ ruhig, doch nach ein paar Wochen entwickele sich ein Gemeinschaftsgefühl wie in einer Fußballmannschaft.

Das Highlight für viele Fans findet am Ende des Kurses statt. "Dann dürfen die Fans alle Treppen des Stadionunterranges laufen und ich feuer sie mit dem Megaphon an", sagt Fuchs. Drei Männer-Kurse hat er mittlerweile geleitet und dabei viele tolle Erfahrungen machen dürfen. Im Schnitt würden die Teilnehmer in den zwölf Wochen über zehn Kilogramm Körpergewicht verlieren. "Am meisten freut es mich aber, wenn ich sehe, dass die Aktion nachhaltig erfolgreich ist." Daher bietet der Verein den Teilnehmern auch nach Kursende die Möglichkeit, weiterhin regelmäßig am Valznerweiher zu trainieren. "Hier sind in den letzten Jahren nicht nur die Pfunde gepurzelt, sondern auch viele Freundschaften entstanden. Über eine WhatsApp-Gruppe bin ich nach wie vor mit den Kurs-Teilnehmern in Kontakt und freue mich über jeden Fortschritt", sagt Fuchs.

Kreativ in der Krise: Digitale Angebote für Kinder und Erwachsene

In Zeiten des Lockdowns versucht der 1. FC Nürnberg, seine Fans digital zum Bewegen zu animieren. So gibt es aktuell beispielsweise den Kurs "Bauchkiller - gemeinsam zuhause bewegen." Die Teilnahme ist für die Club-Fans kostenlos und wird zudem mit Punkten für das Bonussystem belohnt. "Auch zu den Kindern in den Grundschulen wollen wir den Kontakt nicht verlieren", sagt Fuchs. Im Dezember wurde daher die Aktion "Traumplatz" gestartet. "Die Kinder sollten ihrer Phantasie freien Lauf lassen und einen Bolzplatz nach ihren persönlichen Wünschen künstlerisch gestalten. Über 250 Kinder haben mitgemacht und tolle Werke angefertigt", freut sich Fuchs. In Planung ist darüber hinaus aktuell ein Live-Sportangebot für Schulkinder. "Die Kinder können dann die Übungen live sehen und nachmachen. Zudem können wir direkt verbessernd eingreifen."

Neben seiner beruflichen Tätigkeit beim 1. FC Nürnberg trainiert Lukas Fuchs (Zweiter von rechts) seit Oktober 2020 auch eine Jugend-Fördermannschaft im Streutal.
Foto: Florian Karlein | Neben seiner beruflichen Tätigkeit beim 1. FC Nürnberg trainiert Lukas Fuchs (Zweiter von rechts) seit Oktober 2020 auch eine Jugend-Fördermannschaft im Streutal.

Die Erfahrungen in den letzten Jahren haben den Braidbacher bestärkt, nach seinem Studium in Jena den richtigen Schritt gegangen zu sein. "Kinder und Erwachsene in Bewegung zu bekommen - das macht mir Spaß und daher möchte ich mich in diesem Bereich auch weiter fortbilden." Obwohl er auch Inhaber einer Trainer-B-Lizenz ist, hat er aktuell keine Ambitionen, später einmal im Profifußball zu arbeiten. "In der CSR-Abteilung kann ich Konzepte vermitteln, die auch im Breitensport umgesetzt werden können. Davon profitieren letztlich auch die kleinen Vereine", ist sich Fuchs sicher.

 
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