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SCHACH: BUNDESLIGA
Berührend und erhebend
Die junge Jana Schneider (vorne) befindet sich hier im letzten Spiel gegen den SC Rotation Pankow auf Siegeskurs. Daneben ihre Teamkameradin Tatjana Melamed.
Foto: Jürgen Müller | Die junge Jana Schneider (vorne) befindet sich hier im letzten Spiel gegen den SC Rotation Pankow auf Siegeskurs. Daneben ihre Teamkameradin Tatjana Melamed.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:47 Uhr

Schach

Bundesliga Frauen

 

SV Hofheim – SC Bad Königshofen 2,0 : 4,0  
Karlsruher SF – OSG Baden-Baden 2,0 : 4,0  
Hamburger SK – TuRa Harksheide 4,0 : 2,0  
Rodewischer Schachmiezen – Bayern München 3,5 : 2,5  
SK Schwäbisch Hall – SF Deizisau 5,0 : 1,0  
SC Rotation Pankow – SK Lehrte 3,0 : 3,0  
SC Bad Königshofen – SK Lehrte 5,5 : 0,5  
SV Hofheim – SC Rotation Pankow 4,0 : 2,0  
OSG Baden-Baden – SF Deizisau 3,0 : 3,0  
Karlsruher SF – SK Schwäbisch Hall 0,0 : 6,0  
TuRa Harksheide – Bayern München 4,0 : 2,0  
Hamburger SK – Rodewischer Schachmiezen 3,0 : 3,0  
SC Rotation Pankow – SC Bad Königshofen 1,0 : 5,0  
SK Lehrte – SV Hofheim 2,5 : 3,5  
SK Schwäbisch Hall – OSG Baden-Baden 3,5 : 2,5  
SF Deizisau – Karlsruher SF 3,0 : 3,0  
Rodewischer Schachmiezen – TuRa Harksheide 4,0 : 2,0  
Bayern München – Hamburger SK 1,5 : 4,5  

 

 

1. (1.) SC Bad Königshofen 11 9 2 0 48,0 20  
2. (2.) SK Schwäbisch Hall 11 9 0 2 48,5 18  
3. (4.) Hamburger SK 11 8 2 1 44,5 18  
4. (3.) OSG Baden-Baden 11 7 2 2 45,0 16  
5. (5.) Rodewischer Schachmiezen 11 7 1 3 39,5 15  
6. (6.) SF Deizisau 11 4 3 4 31,5 11  
7. (7.) SK Lehrte 11 3 3 5 25,5 9  
8. (8.) SV Hofheim 11 4 0 7 28,5 8  
9. (9.) TuRa Harksheide 11 3 0 8 26,5 6  
10. (10.) Karlsruher SF 11 2 2 7 22,5 6  
11. (11.) SC Rotation Pankow 11 1 2 8 22,0 4  
12. (12.) Bayern München 11 0 1 10 14,0 1  

 

SV Hofheim – SC Bad Königshofen 2:4

Zum zweiten Mal nach 2014 errang das Frauenteam des Schachklubs Bad Königshofen die deutsche Meisterschaft. Die letzten drei Spielrunden, die zentral in Berlin absolviert wurden, verlangten von den SC-Spielerinnen noch einmal höchste Konzentration, um die vor allem seit dem achten Spieltag so gute Ausgangsposition mit dem Titel zu krönen. Da hatte nämlich Bad Königshofen im Spitzenkampf den SK Schwäbisch Hall besiegt und zugleich Schützenhilfe von Lehrte (Überraschungserfolg gegen den Hamburger SK) erhalten.

Alles andere als ein Spaziergang waren die drei Partien im großen Saal des Maritim-Hotels. Wie Vereinsvorsitzender Jürgen Müller, der mit mit Teamcaptain Maximilian Müller nach Berlin mitgereist war, berichtet, trat Gegner Hofheim überraschend schwach an den hinteren drei Brettern an. Bad Königshofen musste auf vier Spitzenspielerinnen verzichten, darunter Valentina Gunina, Olga Girya und Lilit Mkrtchian, die in die Nationalmannschaften ihrer Heimatländer berufen waren, und trat mit der stärksten noch möglichen Aufstellung an.

Zu einer schnellen 2:0-Führung nach zweieinhalb Stunden kam es durch Dina Belenkaya und Alexandra Obolentseva. Anastasia Savina übersah in Zeitnot beim 40. Zug ein Bauernschlagen und musste mit Dauerschach ins Remis „flüchten“. Somit war es die Teamleaderin Tatjana Melamed, die an Brett eins den Siegpunkt holte und nach dreieinhalb Stunden die Spannung herausnahm. Maria Schöne und Anna Gvanceladze konnten nun aggressiv auf Sieg spielen, was Schöne nicht gelang. Gvanceladze willigte nach fünfeinhalb Stunden ins Remis ein, so war der Endstand von 4:2 besiegelt.

SC Bad Königshofen – SK Lehrte 5,5:0,5

Tags darauf trat der SC-Gegner Lehrte in Bestbesetzung an und es entwickelte sich der erwartete schwere Kampf. Beim Bad Königshöfer Team saß die junge Jana Schneider diesmal an Brett eins, sie war von Großmeister Michael Prusikhin perfekt auf die 130 Elo-Punkte bessere Gegnerin Fiona Sieber vorbereitet worden. „Nerven wie Drahtseile“ bescheinigte Schneider Jürgen Müller ihr nach der sensationellen Partie, bei der sogar die umstehenden Kiebitze den Überblick verloren und nicht verstehen konnten, warum die Spielerin aus Stetten einen angebotenen Bauerntausch nicht annahm. Stattdessen zwang sie ihre Gegnerin mit einem Königsangriff in die Knie.

Dina Belenkaya an Brett fünf hatte mit 1:0 vorgelegt, nun erhöhte Schneider auf 2:0 und Alexandra Obolentseva schloss ihre Partie nach drei Stunden mit einem Remis ab. Es wurde noch einmal spannend, als Anna Gvanzeladze eine Figur verlor, Tatjana Melamed abtauschen musste und Anastasia Savina in Zeitnot war. Letztere errang dann den Siegpunkt in einem sauberen Turmendspiel. Melamed holte sich mit einer schönen positionellen Strategie eine neue Dame und gewann. Gvanzeladze stand ganz klar auf Verlust, doch Gegnerin Marine Zschischang wurde zunehmend nervöser und verspielte ihren Vorteil. Endstand: 5,5:0,5. Damit genügte den Bad Königshöferinnen am letzten Spieltag ein Unentschieden zur deutschen Meisterschaft, da Baden-Baden und Hamburg jeweils 3:3 spielten.

SC Rotation Pankow – SC Bad Königshofen 1:5

Am Sonntag gegen Rotation Pankow, dem Vorletzten, aber nicht zu unterschätzen, waren die Bad Königshöfer Teamkolleginnen sehr nervös. Sogar Tatjana Melamed, ansonsten die Ruhe selbst, war äußerst angespannt. Würde der Traum von der Meisterschaft wirklich wahr? Die geplante Aufstellung musste noch schnell geändert werden, weil Maria Schöne aus privaten Gründen abreisen musste. Die Verkrampfung löste sich auch nach der ersten Stunde nicht und die Gegnerinnen schöpften Hoffnung. Melamed beendete ihre Partie als Erste mit einem Remis.

Die Nervosität wich erst, als Alexandra Obolentseva gewann und das Team nach mehr als drei Stunden mit 1,5:0,5 in Führung brachte. Das beflügelte ihre Teamkolleginnen und sie spielten ihre nominelle Stärke aus. Auch in der Zeitnotphase behielten sie kühlen Kopf. Julia Gromova erhöhte durch ein hart erkämpftes Remis auf 2:1. Es folgten zwei klare Gewinnpartien an den Brettern von Dina Belenkaya und Jana Schneider, die ihre Gegnerin zur Aufgabe zwang. Irina Zakurdjaeva hatte sich gefangen und trug ebenfalls einen ganzen Punkt zum Erfolg von 5,5:0,5 bei.

Alle SC-Spielerinnen lagen sich glückselig im Spielsaal in den Armen und beglückwünschten sich gegenseitig. Dann kamen weitere Gratulanten, anschließend fand die Siegerehrung statt. Ein berührender und erhebender Moment war die Übergabe des Wanderpokals, auf dem die Bad Königshöfer schon einmal eingraviert sind, und das Umhängen der Goldmedaillen, die es 2014 noch nicht gegeben hatte. Zur Besinnung war nicht viel Zeit, drei Frauen vom Meisterteam mussten schnell abreisen, die anderen sechs machten sich auf den Weg zur Meisterfeier in Bad Königshofen. (rv)

 
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