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FUßBALL:
Köhler – dieser Name ist Programm
Dieses Köhler-Trio stand in den letzten 24 Jahren als 1. Vorsitzender an der Spitze des TSV Aubstadt (von links): Herbert (seit 2014), Reinhard (von 2008 bis 2014) und Wolfgang (von 1996 bis 2008). Das Foto entstand vor der Corona-Krise.
Foto: Rudolf Merz | Dieses Köhler-Trio stand in den letzten 24 Jahren als 1. Vorsitzender an der Spitze des TSV Aubstadt (von links): Herbert (seit 2014), Reinhard (von 2008 bis 2014) und Wolfgang (von 1996 bis 2008).
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 28.05.2020 02:10 Uhr

Als der TSV Aubstadt Anfang der 1990er-Jahre in der A-Klasse Rhön spielte, hätte kein Mensch in dem heute 778-Einwohner-Dorf im Landkreis Rhön-Grabfeld an Landesliga-Fußball gedacht. Als diese Liga 1997 zum ersten Mal erreicht war, da wurde Regionalliga-Fußball im 40 Kilometer entfernten Schweinfurt gespielt, aber nicht einmal in Würzburg oder Bamberg. Und als man zu dieser Saison in die Regionalliga Bayern aufstieg, war das nicht die Erfüllung eines lange gehegten Traums, höchstens dessen der Mannschaft, den sie aber auch erst zu Saisonbeginn zu träumen gewagt und sich dazu bekannt hatte.

Von einem Fußballwunder zu sprechen, verbieten indes die Tatsachen. Hinter dem Erfolg steckt jahrelange solide Arbeit, und es gab auch Rückschläge zu verkraften. Wie kann das besser gelingen, als wenn bodenständige Vorstände an der Spitze so eines Vereins stehen, die solide arbeiten und selber viel mit anpacken. In Aubstadt waren das in den letzten 24 Jahren drei Vorsitzende, natürlich ehemalige Spieler des TSV, die alle drei den Namen Köhler tragen und dennoch weder verwandt noch verschwägert sind: Mit Wolfgang (1996 bis 2008) begann die Köhler-Ära. Ihm folgten Reinhard (2008 bis 2014) und seitdem Herbert. Unter Wolfgang Köhler und als Reinhard Köhler (Waltershausen) am Ruder war, da war sogar zwei Perioden lang ein total Namensgleicher, Reinhard Köhler (Aubstadt), der stellvertretende Vorsitzende.

Gewiss ist Köhler einer der häufigsten Familiennamen in Deutschland. In der kleinen, aber politisch selbstständigen („und schuldenfreien“, O-Ton Bürgermeister Burkhard Wachenbrönner) Gemeinde Aubstadt gibt es 19 Festnetzanschlüsse auf den Namen Köhler und 54 Bürger mit diesem Namen. 2005 wurde der Nachbarverein TSV Waltershausen per Fusion integriert. Dort ist der Name ähnlich stark vertreten. Bevor diese drei Vorsitzende wurden, leiteten zwei andere Köhler (unter dem Vorsitz von Rudolf Merz) maßgeblich den Aufstieg über fünf Spielklassen ein. Die Zwillinge Werner und Gerd Köhler, wieder aus einer anderen Köhler-Linie, die beim FC 05 Schweinfurt Bayernliga und 2. Bundesliga spielten, kamen 1991/92 in der Winterpause zu ihrem Heimatverein zurück und bewahrten ihn zunächst vor dem Abstieg aus der A-Klasse, heute Kreisliga. Dann begann, mit Werner Köhler als Spielertrainer, der Aufstieg.

In einem Telefon-Interview verrieten die drei Vorstände, was sie bewegte, einen Posten anzunehmen, der bei einem Verein dieser Region und Größenordnung eines mit sich bringt: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Alle drei versichern: „Die Frau, ja die ganze Familie muss dahinter stehen.“

Frage: Zunächst ein paar persönliche Daten über Sie, Herr Köhler.

Wolfgang Köhler: Ich bin seit 1. April 64 Jahre alt und war 40, als ich übernahm. Damals war ich beruflich dasselbe wie heute, nämlich Angestellter am Gemeindebauhof, vorher beim Bundesgrenzschutz Polizeiobermeister und nach einer Umschulung Maschinenschlosser.

Reinhard Köhler: Ich bin jetzt 72 Jahre alt und Rentner, war damals 49 und von Beruf erst Kolonnenführer bei einer Straßenbaufirma, dann selbstständiger Pflasterer.

Herbert Köhler: Ich bin Jahrgang 1950, habe den Vorsitz im Alter von 62 Jahren übernommen, war damals Einsteller in der Kugellagerindustrie und bin jetzt Rentner. Im Dezember werde ich 70. Zuerst sollte ich ja nur übergangsweise übernehmen. Dann ist es aber doch mehr geworden als vereinbart und jetzt wollen wir mal sehen. Wegen der Corona-Krise wurde die Jahreshauptversammlung erst mal verschoben. Meine zwei Vorgänger und ich haben noch einige Projekte im Kopf, die wir zusammen anpacken und durchziehen wollen. Wir sind ja noch jung, oder? Zum Glück machen immer mehr Junge mit in der Vorstandschaft, die aber auch noch ein Regulativ durch Erfahrung brauchen.

Bei welchen Vereinen spielten Sie selber aktiv, in welcher Liga und in welcher Position?

Wolfgang Köhler: Immer beim TSV Aubstadt als rechter Verteidiger, mal in der A-Klasse Rhön, mal aus beruflichen Gründen in der Reserverunde.

Reinhard Köhler: Beim TSV Aubstadt und beim TSV Waltershausen, in der C-, B- und A-Klasse, als Mittelläufer.

Herbert Köhler: Nur in Aubstadt, immer in der A-Klasse Rhön, zuerst als Stürmer, dann in der zentralen Abwehr.

Sie wurden Franz genannt...

Herbert Köhler: Den Spitznamen bekam ich, weil ich angeblich eine elegante Ballführung hatte.

In welcher Liga spielte der TSV Aubstadt während Ihrer Regentschaft und mit welchen namhaften Gegnern hatte man es auf einmal zu tun, die man vorher nur aus den Medien kannte?

Wolfgang Köhler: Bezirksoberliga und Landesliga, mit drei Aufstiegen und zwei Abstiegen, mit Bayreuth und den Würzburger Kickers.

Reinhard Köhler: FC Schweinfurt 05, wo wir sonst immer hin gepilgert sind, an die wir für ein Einladungsspiel hätten zahlen müssen, musste jetzt gegen uns Relegation spielen.

Herbert Köhler: Die 2. Mannschaften der Großvereine 1. FC Nürnberg, FC Augsburg und SpVgg Greuther Fürth mit namhaften Trainern wie beispielsweise Marek Mintal.

Obwohl weder verwandt noch verschwägert, haben alle drei das TSV Aubstadt-Gen. Bezeichnenderweise gaben sie auf die drei letzten Fragen völlig unabhängig voneinander identische Antworten. Ob sie alles noch einmal so machen würden: „Selbstverständlich.“ Ob mit der Regionalliga Bayern das Ende der Fahnenstange erreicht sei: „An mehr zu denken, wäre illusorisch. Aber man soll ja nie nie sagen.“ Was demnach das Ziel sei? „Erst mal sehen, wie es mit Fußball überhaupt weitergeht, dann sich mittelfristig in dieser Liga etablieren und die Zeit genießen.“

 
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