"Wir wollten kein Abbruch-Meister sein und hätten die Meisterschaft lieber auf dem Platz errungen", zieht Matthias Petzold, Trainer des Titelträgers in der Fußball-A-Klasse Rhön 3, das Fazit einer denkwürdigen Saison 2019/21. Die erstreckte sich, weil Corona kam und die Welt veränderte, über zwei Jahre. Und konnte dennoch nicht zu Ende gespielt werden. So sprang die Spielgemeinschaft (SG) Mellrichstadt/Frickenhausen dank der Quotientenregel von Platz drei auf den Gipfel und nach vierjähriger Abstinenz zurück in die Kreisklasse.
Zum Zeitpunkt des Abbruchs befand sich die SG auf dem dritten Platz. Nichts Neues für die Mellrichstädter und Frickenhäuser, deren Aufstiegsmission in den beiden Runden zuvor jeweils als undankbarer Dritter zum Scheitern verurteilt war. Die Petzold-Schützlinge hatten zum Zeitpunkt des Abbruchs, drei bzw. zwei Punkte Rückstand auf den TSV Ostheim bzw. die SG Eußenhausen/Mühlfeld, hatten aber auch zwei Spiele weniger ausgetragen.
Zwei Seelen in der Brust von Matthias Petzold
"Unser Plan war, oben mitzuspielen. Der ist aufgegangen", freut sich Petzold, der die Quotienten-Regelung als gerechtes Instrument zur Ermittlung des Meisters sieht, nachdem das Gros der Spiele absolviert war. Dennoch wohnen zwei Seelen in seiner Brust. Neben der Freude über den Erfolg seiner Mannschaft hat er auch Verständnis für den TSV Ostheim. "Dort war man sehr enttäuscht", sagt er. Ostheim führte die Tabelle an, rutschte nach dem Abbruch auf den zweiten Platz zurück. Wertlos, weil die Relegation gecancelt wurde. Petzold hatte vor seinem Engagement bei Mellrichstadt/Frickenhausen (seit 2018) den TSV Ostheim mehr als fünf Jahre lang trainiert. Auf das mögliche "Finale" um die Meisterschaft beim TSV Ostheim hatte sich Petzold gefreut. "Das wäre ein richtig tolles Spiel geworden", denkt er an packende, emotionsgeladene Hinspiel (2:1 für die SG) vor über 300 Zuschauern.
Die richtige Mischung als Erfolgsrezept
Das Erfolgsgeheimnis? An seiner Mannschaft schätzt Petzold, der Trainer der SG bleibt, den Teamgeist und die Kameradschaft. Um Leitfiguren wie Thomas Omert, Markus Benkert und Christian Weikert scharen sich junge, motivierte, ehrgeizige Spieler – eine gute und erfolgreiche Mischung. So war das Niveau sehr ansprechend, eben meisterlich, aber auch die Leistungsdichte passt. "Wir hatten eine Reihe von Verletzten, haben das aber gut kompensieren können." Mit dem Trainingseifer, als Training erlaubt war, zeigte sich der Coach nur bedingt zufrieden. "Es waren teilweise zwischen 24 und 28 Mann da", lobt er. "Bei schönem Wetter." Um gleich mit einem Augenzwinkern zu ergänzen: "Aber bei schlechtem Wetter..."
Pferdekutsche und Los Krawallos
Meisterfeier? "Die wird es auf jeden Fall geben", weckt Petzold Vorfreude. Wenn es auch nicht zum großen Halligalli, wie es unmittelbar nach dem Gewinn einer Meisterschaft auf dem grünen Rasen mit all den Emotionen einsetzt, kommt. "Die Jungs werden sich etwas einfallen lassen", glaubt er. "Wir haben das damals auch gemacht", blickt er auf ein großes Highlight seiner Fußballer-Laufbahn zurück. Das ist 20 Jahre her. Am letzten Spieltag der Saison 2000/01 errang er mit dem TSV Mellrichstadt die Meisterschaft in der Kreisliga Nord, was den Aufstieg in die Bezirksliga Ost bedeutete. Wirklich auf den letzten Drücker, weil Tabellenführer TSV Wollbach/KG das Spitzenspiel beim VfR Sulzthal (Dritter) mit 0:2 verlor und der TSV Mellrichstadt (Zweiter) mit einem 4:0 in Untererthal zum lachenden Dritten wurde. Die Ankunft in Mellrichstadt bleibt Petzold unvergessen: großer Empfang, viele Menschen, Zug durch die Stadt, begleitet von der Band Los Krawallos und einer Pferdekutsche.
Noch ein paar Fragezeichen hinter dem Mannschaftskader
Wie pflegen bzw. pflegten die Fußballer den Kontakt in diesen Corona-Zeiten? "Über WhatsApp", sagt Petzold. Bei einer Gruppe ist er dabei. Aber es gibt auch eine nur für die Spieler. Das ist ihm recht. "Ich muss nicht alles wissen", sagt er mit einem Schmunzeln. Geht die Meistermannschaft unverändert in die Kreisklasse? "Ich hoffe, dass alle an Bord bleiben. Aber es gibt noch einige Fragezeichen." Sollte der ein oder andere gehen, "könnte ich das angesichts unseres Höhenfluges nicht verstehen – zumindest dann nicht, wenn sich der Spieler ligenmäßig nicht verbessert." Das Umfeld? "Mit den Verantwortlichen des TSV Mellrichstadt und der DJK Frickenhausen komme ich gut zurecht. Die Zusammenarbeit ist gut und vertrauensvoll."
Seine Wurzel hat Matthias Petzold in Willmars. Von dort stammt er, "da habe ich bei den Schülern und der Jugend gespielt, danach noch eine Zeitlang in der 1. Mannschaft." Mit 20 Jahren zog es ihn zum TSV Mellrichstadt, für den er, "ich glaube so circa 15 Jahre", die Fußballschuhe schnürte mit dem Höhepunkt der dreijährigen Bezirksliga-Zugehörigkeit (2001 bis 2004). Zwischendurch gab's einen Abstecher zum TSV Aubstadt (damals Landesliga), „aber nur für ein halbes Jahr“.
Erste Trainerstation bei seinem Heimatverein
Dann kehrte er zu seinem TSV Willmars ("meine erste Station als Trainer") in Doppelfunktion Coach/Spieler zurück. Danach konnten die DJK Ginolfs/Sondernau (damals Kreisliga) und der TSV Ostheim, jeweils ebenfalls als Spielertrainer, auf ihn zählen. Bis er 2018 bei der SG Mellrichstadt/Frickenhausen landete. Petzold ist 51 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Kinder und lebt mit seiner Familie in Oberstreu. Selbst aktiv kickt er noch ein bisschen bei den Alten Herren. "Auf dem Sportplatz in Frickenhausen, da muss man nicht ganz so viel laufen."
Die Spielgemeinschaft beider Vereine wurde vor sieben Jahren (2014) geschlossen – zunächst unter Federführung der DJK Frickenhausen, inzwischen (seit 2018) unter der des TSV Mellrichstadt. Als eigenständige Mannschaft hatte sich die DJK Frickenhausen in der Saison 2013/14 mit einem siebten Platz aus der Kreisklasse Rhön 3 verabschiedet, der TSV Mellrichstadt als Schlusslicht der A-Klasse Rhön 3.