
Nachdem in der Bürgermeister-Goebels-Halle die Schluss-Sirene ertönt war, dauerte es einen Moment, bevor die Musik aufgedreht wurde. Zwei Sekunden, vielleicht drei. In denen kein Wort zu hören war. Kein Applaus und keine Unmutsbekundungen von der Tribüne, kein Jubel der Sieger. Einfach nur Stille. Sprachlos hatte die 154 Zuschauerinnen und Zuschauer die Vorstellung des HSC Bad Neustadt beim 22:30 (10:14) gegen die HSG Bieberau-Modau gemacht. Es war dennoch ein Spiel mit großer Aussagekraft: In dieser Form hat der HSC Bad Neustadt kein Drittliga-Format.
"Ich bin extrem enttäuscht", sagte einige Minuten später HSC Trainer Frank Ihl, "weil ich dachte, wir sind schon weiter". Jener Hoffnungsschimmer, der sich nach dem 25:23-Sieg gegen den HC Erlangen II am letzten Wochenende zart am Horizont der Rotmilane abgezeichnet hatte, war verschwunden.
Ihl fehlt der Widerstand gegen die drohende Niederlage
Insbesondere für die zweite Halbzeit stellte Ihl seiner Mannschaft ein geradezu vernichtendes Urteil aus: "Da hat mir das Leben in der Mannschaft sowie der Widerstand gegen die drohende Niederlage gefehlt." Die Mannschaft und er als Trainer müssten sich hinterfragen, "warum wir eine Woche nach der guten Leistung gegen Erlangen dieses Mal gar keine Leistung angeboten haben". Sein Gegenüber Thorsten Schmid sprach von einem auch in der Höhe verdienten Sieg seines "Rumpfkaders, in dem einige Leistungsträger gefehlt haben".
Dabei hatte die Begegnung durchaus verheißungsvoll für Bad Neustadt begonnen. Die ersten zehn Minuten gingen an die Gastgeber, die auf 4:1 vorlegten. Die beste Phase im Spiel der Rotmilane verpasste ein Teil des Publikums allerdings. Vor der Corona-Teststation in der Halle - für die Zuschauer galt 2G+ - hatte sich knapp 30 Minuten vor dem Anpfiff eine Schlange gebildet, die mit Spielbeginn noch nicht abgearbeitet war. Das vom Verein gut gemeinte Angebot sorgte so bei einigen für Verdruss. Den bekam nicht zuletzt der HSC-Vorsitzende Volker Thiel ab. Der verwies freilich darauf, dass die Teststation 90 Minuten vor Spielbeginn ihre Arbeit aufgenommen hatte, einige Zeit lang aber so gut wie gar nicht frequentiert war.
Der HSC fällt vor der Pause entscheidend zurück
Die entscheidenden Minuten des Spiels sahen aber alle Zuschauerinnen und Zuschauer. 10:11 stand es vier Minuten vor der Pause, ehe sich der bis dahin gut mithaltende HSC selbst im Weg stand. Drei leichte Fehler und Ballverluste im Angriff bestrafte Bieberau-Modau abgeklärt. "Statt mit einem Tor Unterschied liegen wir zur Pause mit vier hinten", seufzte Franziskus Gerr.
Der Kreisläufer bekräftigte, die Mannschaft habe sich vorgenommen, nach der Pause einen Lauf wie in der vergangenen Woche zu starten, als sie gegen Erlangen nach einem Rückstand bei Halbzeit das Blatt noch wendete. Doch davon war diesmal nichts zu sehen. Bieberau-Modau baute seinen Vorsprung sukzessive aus, beim Stand von 13:20 (40.) war die Frage nach dem Sieger beantwortet. "Ich weiß nicht, das wievielte Spiel das war, das wir so verloren haben", sprach aus Gerr der Frust.
Herths Weckruf verfehlt seine Wirkung
Was fehlte dem HSC in der zweiten Halbzeit? In erster Linie aktive Abwehrarbeit. Reihenweise gelangen den Gästen Tore aus dem Rückraum, ohne dass sie beim Wurf behelligt wurden. "Wir müssen zehn Zentimeter näher ran", forderte Benjamin Herth bei einer Spielunterbrechung seine Nebenleute auf: "Hier ist kein Kontakt, bei denen in der Abwehr schon. Das ist der Unterschied." Der Weckruf verfehlte seine Wirkung genauso wie die Umstellungen der Abwehr, die Ihl anordnete. Weder die 5:1-Deckung funktionierte, noch die Manndeckung gegen Bieberaus Besten Kevin Kunzendorf oder die 3:3-Variante.
Während die meisten HSC-Spieler diesen Abend sicher schnell vergessen möchten, wird er einem doch auch positiv in Erinnerung bleiben. Eigengewächs Noah Hahn schloss einen Konter erfolgreich mit dem Treffer zum 20:29 ab und feierte seinen ersten Torerfolg in der 3. Liga.