
Der nach dem Abpfiff sichtlich zerknirschte HSC-Coach Frank Ihl sagte es zwar nicht, aber sein Gesichtsausdruck, der während der Begegnung immer frostiger wurde, deutete daraufhin: Die harten Trainingseinheiten während der Winterpause waren völlig umsonst. Denn zum wiederholten Mal musste er nach der ernüchternden 24:29-(12:14)-Niederlage des Handball-Drittligisten HSC Bad Neustadtgegen die DJK Sportfreunde Budenheim eingestehen, dass "die Niederlage absolut verdient war". Die Gründe dafür sah Ihl in viel zu vielen technischen Fehlern und einer schwachen Chancenverwertung - ein Muster das sich bereits durch die komplette Saison zieht.
Noah Streckhardt nach langer Verletzungspause erstmals dabei
Die Gastgeber, die neben Sebastian Kirchner und Noah Hahn auch auf den kurzfristig erkrankten Routinier Benjamin Herth verzichten mussten, schworen sich vor dem Einlaufen in die Halle laut hörbar auf den zweiten Saisonsieg ein. Doch die Euphorie war nach gerade einmal fünf Minuten wie weggeblasen. Zu diesem Zeitpunkt führte der Aufsteiger und HSC-Tabellennachbar bereits mit 5:1, was dem spielerisch keineswegs überragenden Gast zusätzlich Sicherheit verschaffte. Dieser ging, nachdem ein erster Wurf des enttäuschenden Maximilian Drude abgeblockt wurde, durch seine treffsichersten Schützen Lukas Nagel und Patrick Hess in Führung. Den Rückstand verkürzte zunächst Herth-Vertreter Noah Streckhardt, der nach seiner langen Verletzungspause erstmals in dieser Saison zum Einsatz kam und unplanmäßig viel Zeit auf dem Parkett verbringen musste. Der Spielmacher gehörte noch zu den besseren HSC'lern, auch wenn er körperlich natürlich noch lange nicht auf der Höhe war.
Streckhardt verpasste den neuerlichen Anschlustreffer zum 2:3, als er den ersten Siebenmeter an die Latte setzte. Die Strafwurfverwertung sollte sich im weiteren Spielverlauf als Pferdefuß erweisen, denn nicht nur Streckhardt, sondern auch Drude und Benedikt Kleinhenz (zweimal) versagten von der Siebenmeterlinie die Nerven. Dennoch war Kleinhenz einer der wenigen Lichtblicke bei den Rotmilanen, denn die rechte Angriffsseite blieb im kompletten Spiel ansonsten völlig harmlos. Tony Ilic, der selbst bei Tempogegenstößen ungestört den Ball nicht an Keeper David Sturm vorbeibrachte, sowie Drude, der insgesamt fünf Würfe nahm, die vornehmlich über den Kasten flogen, blieben torlos. HSC-Coach Frank Ihl sah früh das Unheil kommen, nahm bereits in der fünften Minute die erste Auszeit und beim Stand von 5:9 (16.) einen Torhüterwechsel vor.
Felix Schmidls Paraden machen nur kurz Hoffnung
Der nun zwischen den Pfosten stehende Felix Schmidl führte sich gleich mit einer Glanzparade ein und war auch in der Folge maßgeblich daran beteiligt, dass der Rückstand zur Pause nur zwei Tore betrug. Die Gäste verloren ihrerseits zum Ende des ersten Durchgangs etwas den Überblick, was der Treffer von Franziskus Gerr, dem besten HSC'ler an diesem Abend, in doppelter Unterzahl beweist. Vilim Leskovec taute nach dem Seitenwechsel zunächst ebenfalls auf, sein Anschlusstreffer zum 15:16 schien eine Wende einzuläuten zu können. Doch nach einem der vielen HSC-Ballverlust liefen die Rheinhessen einen erfolgreichen Konter, zudem folgten zwei überhastete Drude-Würfe.
Binnen drei Minuten fiel dann bereits die Vorentscheidung, denn nach dem Gerr-Treffer zum 16:18 gelangen den Schützlingen von Volker Schuster während einer Zeitstrafe für Gerr drei Treffer in Folge. "Sie haben dabei gnadenlos unsere technischen Fehler ausgenutzt“, ärgerte sich Ihl. Beim Stand von 17:21 parierte der extra für diese Aktion wieder eingewechselte Stanislaw Gorobtschuk zwar einen Siebenmeter, dennoch bekam der HSC-Torhüter in der Folge kaum eine Hand an den Ball. Er musste vielmehr hilflos mit ansehen, wie das Angriffsspiel seiner Vorderleute zunehmend auseinanderfiel. Als sich der Tabellendrittletzte knapp 15 Minuten vor dem Ende auf sechs Treffer abgesetzt hatte, gingen bei den meisten Spielern der Rotmilane endgültig die Köpfe nach unten.
Budenheim freut sich über den ersten Auswärtssieg
"Wir hatten ein schweres Spiel erwartet“, sagte DJK-Trainer Volker Schuster. "Das war es zwar auch, aber dennoch war unser Sieg letztlich absolut verdient", freute sich der Gäste-Coach über den ersten Saisonsieg seiner Mannschaft in der Fremde. Diesem Fazit konnte der HSC-Trainer nur zustimmen. "Nach dem schwachen Start hat sich die Mannschaft bis zur Pause aufgebäumt, doch nach dem Seitenwechsel hat sie sich durch Fehler und eine schlechte Chancenverwertung selbst geschlagen." Am nächsten Samstag geht es für die Rotmilane zu HaSpo Bayreuth. "Da hoffe ich auf die Rückkehr des diesmal fehlenden Trios", sagte Ihl. Ob die allerdings den Negativtrend des HSC stoppen können, erscheint aktuell mehr als fraglich.