Wenn Felix Wolf bei seinen Übungseinheiten in der Ballsporthalle schwitzt, trägt er oft als Einziger der Mitwirkenden rot-weiße Sportkleidung. „Ich hab' nichts anderes“, sagt der 24-Jährige vom Handball-Bayernligisten DJK Waldbüttelbrunn und grinst.
14 Jahre lang beim HSC
Dass der Linksaußen der rote Farbtupfer in der Trainingsgruppe von Coach Dusan Suchy ist, hat seinen Grund: Wolf ist erst zu Saisonbeginn zur DJK gewechselt, vorher hat er immer nur für den (rot-weißen) HSC Bad Neustadt gespielt und dort im Laufe der Jahre natürlich auch eine erkleckliche Anzahl von Trainingsklamotten erhalten, die auch heute noch ihren Dienst tun. 14 Jahre lang war er beim HSC – von der Jugend bis zur ersten Mannschaft. Klar, dass er dem Spitzenspiel seiner DJK am Samstag (Anwurf 19.30 Uhr, Bürgermeister-Goebels-Halle) bei seinem Heimatverein noch ein bisschen mehr als andere Mitwirkende entgegenfiebert.
„Die Konstellation ist ein Traum“, sagt Wolf angesichts der Tatsache, dass seine Waldbüttelbrunner als Tabellenzweite mit nur zwei Punkten Rückstand beim Spitzenreiter in Bad Neustadt antreten. „Als der Spielplan rauskam, hat man schon drauf gehofft, dass es ein Spitzenspiel werden könnte. Aber dass es jetzt wirklich so kommt, ist umso besser.“
Auf zu neuen Ufern
Eigentlich, so berichtet Felix Wolf, habe er gar nicht aus Bad Neustadt weggewollt, selbst nach dem Abstieg des langjährigen Drittligisten im Mai 2018 nicht. „Aber das Angebot, das mir unterbreitet wurde, war so, dass es sich für mich nicht mehr gelohnt hätte, den ganzen Aufwand auf mich zu nehmen“, erklärt der 24-Jährige, der in Würzburg ein Studium fürs Mittelschullehramt mit dem Schwerpunkt Sport absolviert. Mit dem Aufwand meint er die rund 70 Kilometer lange Anreise zu jeder Trainingseinheit nach Bad Neustadt. Daher begann er, sich nach Vereinen im Raum Würzburg umzuschauen, und wurde bei der DJK Waldbüttelbrunn fündig. In der Gemeinde rund acht Kilometer von Würzburg entfernt suchten sie gerade einen Linksaußen. Nun teilt er sich seit dieser Saison mit Lucas Meyer die Position auf dem Flügel. Und das im einzigen Team der Klasse, das in dieser Saison einigermaßen mit dem HSC Schritt halten kann.
Wie es für ihn sein wird, wenn er am Samstag als Gast in die Sporthalle am Schulberg zurückkommt und seine Sporttasche statt in der Heim- in der Gästekabine ablegt, darüber ist er sich noch nicht ganz sicher. „Ich weiß es wirklich nicht“, sagt Felix Wolf und ergänzt dann: „Was dann kommt, ist aber eben auch nur ein Handballspiel.“ Aber eben doch irgendwie ein besonderes – wegen der Tabellenkonstellation und wegen seiner persönlichen Situation. Er ist übrigens nicht der einzige Ex-Bad-Neustädter im Waldbüttelbrunner Team. Allerdings spielt Markus Kirchner schon seit mehr als einem Jahrzehnt für den Verein im Würzburger Westen.
Ausflug ins Nachtleben geplant
Kontakt zu den alten Teamkollegen hat Felix Wolf immer noch. „Schließlich bin ich fast jedes Wochenende in Bad Neustadt. Da läuft man immer mal einem über den Weg.“ Und HSC-Keeper Felix Schmiedl hat ihm auch schon geschrieben, ob er nach dem Spiel mit seiner alten Mannschaft weggehen wolle. Wolf will: „Das Verhältnis ist gut, ich hatte mit keinem hier Probleme.“ Doch wer beim Ausflug ins Nachtleben die bessere Laune hat, dürfte am Ende ganz wesentlich davon anhängen, ob nach dem Abpfiff diejenigen jubeln, die grüne Trikots tagen oder die, die in Rot-Weiß spielen.
Das Spitzenspiel
Handball, Bayernliga Männer
HSC Bad Neustadt – DJK Waldbüttelbrunn (Samstag, 19.30 Uhr, Bürgermeister-Goebels-Halle)
Am Wochenende dürften viele Augen in der Handball-Bayernliga auf das Gipfeltreffen zwischen dem HSC Bad Neustadt (1./24:0) und Verfolger DJK Waldbüttelbrunn (2./22:2) gerichtet sein. „Wir haben die gesamte Vorrunde auf dieses Duell hingearbeitet. Jetzt freuen wir uns darauf“, sagt DJK-Coach Dusan Suchy. Es ist der erste Vergleich beider Klubs in der Liga. Suchy selbst kennt die Atmosphäre in der Rhön noch aus seiner Zeit in Rödelsee. „Da ist richtig was los. Doch auch uns werden Fans begleiten. Diese Stimmung ist für Handballer wie ein kleines Doping.“
Der Trainer der Sumpfler sieht den Druck beim noch unbesiegten Spitzenreiter – zumal Bad Neustadt den Heimvorteil habe. „Ganz frei können wir natürlich auch nicht aufspielen. Schließlich ist es für uns eine große Chance, nach Punkten gleichzuziehen.“ Individuell schätzt Suchy den Drittliga-Absteiger stärker ein. „Daher werden wir in der Abwehr mit allen Kräften dagegenhalten müssen.“ Neben Felix Wolf kehren auch DJK-Kreisläufer Matthias Grünert und Rückraumspieler Markus Kirchner an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Bis auf Christian Beißner, dessen Verletzung sich als Wadenbeinbruch entpuppt hat, kann Suchy voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen. jr