Der TSV Großbardorf II geht konsequent und unbeirrt seinen Weg, der Richtung Meisterschaft in der Kreisliga Rhön führt. Diesen Schluss jedenfalls lassen dieses Spiel und Ergebnis zu, das die TSV-Reserve mit 3:0 (1:0) bei den Sportfreunde Herbstadt gewann und im sechsten Spiel den sechsten Sieg brachte. Ob sie diese Richtung durchhält, liegt an der Mannschaft selber. Sportfreunde-Trainer Martin Naber war sogar "fast zufrieden angesichts unserer heutigen Auswahl von Spielern. Vielleicht um ein Tor zu hoch, zumal das dritte ja eh abseits war."
Auf vergleichsweise hohem Niveau kritisierte TSV-Trainer Markus Bach seine Spieler und tat sich bei der allgemeinen Leichtigkeit fast etwas schwer. Doch wer eine Klasse höher bestehen will, muss effektiver Fußball spielen lernen, heißt, seine Qualitäten besser ausspielen, mehr Torchancen kreieren und Tore schießen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Er guckt halt etwas über den Tellerrand der Saison hinaus: Legitime Aufgabe eines Trainers, der Spieler und Mannschaft weiter entwickeln und für höhere Aufgaben präparieren will.
Letztendlich wurde die Partie sogar von der Bank aus entschieden, auf der die Möglichkeiten von Martin Naber begrenzt waren, während Markus Bach die Qual der Auswahl hat. Bezeichnend, dass die drei Tore von Rückwechselspielern erzielt wurden, wobei vom "Rück-" gar kein Gebrauch gemacht wurde. Sehr früh schied nämlich schon Benjamin Diemer verletzt aus. Fabian Mainberger, der für ihn hereinkam, blieb drinnen, erzielte das 1:0 und das 2:0 und zeigte sich beim 3:0 ganz als Teamplayer. Die Hausherren beschränkten sich aufs Reklamieren, anstatt nachzurennen, als Mainberger aus vermeintlich abseitsverdächtiger Position auf und davon lief. Und als Keeper Thomas Kneuer sich ihm entgegenwarf, sah er den mitgelaufenen zweiten Wechselspieler Kilian Wenzel besser postiert und legte quer.
Das Spiel an sich wird keine herausragende Stellung in der Geschichte dieses Derbys einnehmen. Die Sportfreunde warfen ohne Zweifel alles rein, was sie derzeit drauf haben. "Wir haben auch hinten unsere Sache sehr gut gemacht", hatte Naber beobachtet. Aber ab der Mittellinie fehlte die Linie im Spiel, stand vorne Peter Kürschner allein ohne die nötige Unterstützung auf weiter Flur. Die Kombinationen und Zuspielversuche blieben zu häufig im Ansatz stecken. Die Gäste mussten gar nicht so oft von ihrer flexiblen Dreier-Fünfer-Kette Gebrauch machen: Drei, Alexander Beck, Nicolas Feder, Hannes Schmitt beim Spiel mit dem Ball, fünf, wenn es gegen ihn ging.
Die 1:0-Gästeführung entsprach denn auch den Spielanteilen bis zur Pause. Nach dem Seitenwechsel griffen zunächst die guten Vorsätze der Herbstädter, ehe dann die Verhältnisse der ersten Halbzeit wieder hergestellt waren. Einhergehend mit höherer Risikobereitschaft der Naber-Elf, die ja nichts mehr zu verlieren hatte. Es häuften sich die Szenen, die Markus Bachs Kritik herausforderten. Solche Qualität muss einfach mehr Quantität an Chancen und Toren ergeben. Spfr.-Keeper "Knolle" Kneuer wurde heftiger geprüft als sein Gegenüber Jonathan Barthelmes.
Erwähnenswert wäre noch die große Fairness, mit der dieses Derby über die Bühne ging. Von beiden Teams bekam der Großbardorfer Florian Wirsing lang anhaltenden Applaus, den vor dem Spiel der Sportvorstand Benedikt Jörg auf dem Platz mit einer Laudatio verabschiedete. "Flo" Wirsing kam 2016 mit einem ganzen Paket von Großbardorfern hinauf nach Herbstadt nach dem Kreisliga-Aufstieg, absolvierte als Leistungsträger rund 100 Spiele und hängt mit 30 aus gesundheitlichen Gründen (Knie) die Fußballschuhe an den Nagel.
Herbstadt: Kneuer – Ankenbrand, Brückner, Nöth, Bömmel, Hofmann, Jucht, Fritz, Zwick, Julian Leicht, Kürschner. Rückwechselspieler: Bamberger, Lurz, Jeger. Großbardorf II: Barthelmes – Schmitt, Feder, Aumüller, Beck, Mathias Leicht, Florian Dietz, Böhm, Brand, Diemer, Scheuring. Rückwechselspieler: Mainberger, Wenzel, Alber. Schiedsrichter: Friedrich. Zuschauer: 152. Tore: 0:1,0:2 Mainberger (40., 76.), 0:3 Wenzel 85.).