Eine japanische Weltklasse-Tischtennisspielerin, die den Anschluss an die internationale Spitze etwas verpasst hat, versucht sich zurzeit in Bad Königshofen ihre Form wieder zurückzuholen. Es geht dabei um Misaki Morizono aus Tokio, die am 3. Juni am Frankfurter Flughafen landete und von ihrem ehemaligen Trainer Koji Itagaki, dem Headcoach der Bundesligamannschaft des TSV Bad Königshofen, abgeholt wurde.
Zwei WM-Teilnahmen
Bis zum 25. Juni will die 27-Jährige ein Stück weiter sein, dass sie den schweren zweiten Anlauf zur Weltspitze starten kann. Wieso nicht in Japan, wo sie in der dortigen Profiliga spielt? Wieso nicht bei Hannover 96, wo sie vor zehn Jahren schon einmal in der ersten Bundesliga spielte? Warum in Bad Königshofen bei Koji Itagaki? „Er war sechs Jahre lang, von meinem zwölften bis zum 18. Lebensjahr, mein Trainer und unter ihm habe ich mich bis in die Weltspitze vor gekämpft.“ Genauer bis zur Nummer 25 im Herbst 2017 in der ITTF-Weltrangliste. Dort, wo ihr in Deutschland bekannterer Bruder Masataka Morizono, in der vorletzten Saison noch beim ASV Grünwettersbach unter Vertrag, ebenfalls geführt wird. Bei zwei Weltmeisterschaften, 2009 in Yokohama und 2013 in Paris, spielte Misaki Morizono für die japanische Nationalmannschaft. Als Jugendliche gewann sie bei der WM die Goldmedaille mit dem japanischen Team.
Traum von Olympia 2020 in Tokio
Jetzt stehen die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vor der Tür, und Morizono ist auf Grund eines neuen Ranking-Systems, nach dem die Weltrangliste geführt wird, auf Position 463 durchgereicht worden. „Es bevorzugt die Viel-Spieler“, erklärt Koji Itagaki. „Ein paar Niederlagen hintereinander, du fällst zurück und es ist verdammt schwer, wieder nach oben zu kommen.“ Man bekomme bereits in den Qualifikationsrunden von Weltcupturnieren starke Gegnerinnen vorgesetzt. So unterlag sie im März bei den Qatar Open in der ersten Runde gegen die deutsche Spitzenspielerin Sabine Winter und im Mai bei den Thailand Open gegen die Taiwanesin Hsiu-Ting Yu – und zog die Reißleine. Sie erinnerte sich daran, wer sie als Einziger wieder in die Weltspitze zurückführen kann: Ihr ehemaliger Trainer, der seit über drei Jahren in Bad Königshofen lebt und arbeitet. „Ich will mich von ihm inspirieren und mein Spiel überprüfen lassen.“ Auf Videos hat er ihr Spiel analysiert und eine Reihe von technischen Problemen bemerkt, die sich im Lauf der Jahre eingeschlichen haben.
Win-Win-Situation
Die gelte es jetzt im täglichem Training im „Shakehands-Club“ auszumerzen. Es ist dies ein Spiellokal mit fünf Tischen, das im ehemaligen Verkaufsraum von Schlecker in der Martin-Reinhard-Straße, direkt neben der Geschäftsstelle des TSV Bad Königshofen, von vielen fleißigen Helfer-Händen in unzähligen Stunden Eigenleistung eingerichtet wurde. TSV-Manager Andy Albert sieht in Misaki Morizonos Aktion „eine beispielhafte Win-Win-Situation, von der zunehmend Gebrauch gemacht wird. Sie lebt und trainiert hier drei Wochen und stellt sich zusätzlich als Trainerin und Sparringspartnerin für die TSV-Nachwuchsspieler zur Verfügung.“ (rd)