An diesem Sonntag, 8. Januar, wird nach zweijähriger Corona-bedingter Pause erstmals wieder der Futsal-Kreismeister Rhön ermittelt. Das Interesse der Vereine an diesem Wettbewerb ist gering. Lediglich sechs Mannschaften (von insgesamt 121 aktiven Teams von der Kreisliga bis zu den B-Klassen im Kreis Rhön) haben sich angemeldet. Ein neuer Negativrekord, nachdem beim letzten Turnier vor drei Jahren mit zehn Teams bereits ein Tiefstand verzeichnet worden war.
Als Grund für das Desinteresse an den Kreismeisterschaften, die früher für gefüllte Hallen, prickelnde Spannung und spektakuläre Tore sorgten, wird von vielen Mannschaften zumeist auf die Spielform Futsal verwiesen. Seit der Saison 2014/2015 wird bei offiziellen Turnieren des bayerischen Fußballverbandes (BFV) nach Futsal-Regeln gespielt, mit denen sich sowohl viele Spieler ("ohne Bande ist kein attraktiver Hallenfußball möglich, das Spiel ist zu oft unterbrochen") als auch ein Großteil der Zuschauer ("die Spielregeln sind im Gegensatz zum herkömmlichen Hallen-Fußball zu kompliziert") nie so richtig anfreunden konnten.
Das Interesse im Kreis Rhön ist auf ein Minimum geschrumpft
Als "Futsal" vor acht Jahren Einzug hielt, zeigten sich die Verbandsoberen des BFV bis zu den Spitzenfunktionären der jeweiligen Spielkreise ("Futsal wird von den Vereinen und Zuschauern sehr gut angenommen, das ist die Zukunft") überzeugt, dass die neue Spielform sich ausnahmslos durchsetzt. Ob Futsal und wenn ja, in welcher Größenordnung, mitverantwortlich ist, dass das Interesse im Spielkreis Rhön auf ein Minimum geschrumpft ist, darüber lässt sich nur spekulieren, zumal ja auch einige "private Turniere", bei denen die Veranstalter den klassischen Hallenfußball um die Jahreswende anbieten, u. a. wegen mangelnden Interesses diesmal nicht stattfinden.
In der Saison 2015/2016 nahmen noch 26 Teams teil, die in drei Vorrundenturnieren die Endrundenteilnehmer ermittelten. Ein Jahr später gab es nur noch zwei "Quali-Turniere" mit 21 Teams. 2017/2018 (12 Mannschaften) und 2018/2019 (10 Teams) wurde das Turnier an einem Tag mit jeweils zwei Endrundengruppen bestritten.
André Nagelsmann sieht eine "gewisse Hallenmüdigkeit bei den Vereinen"
"So eine richtige Erklärung, warum sich nur sechs Teams angemeldet haben, habe ich eigentlich nicht", sagte Kreisspielleiter André Nagelsmann gegenüber dieser Redaktion. "Eventuell lag es an der pandemiebedingten Pause, vielleicht spielt auch die vorgegebene Spielform Futsal eine Rolle. Eine gewisse Hallenmüdigkeit bei den Vereinen ist jedoch unübersehbar." In jedem Fall stellt die Futsal-Hallenmeisterschaft ein Novum dar, erstmalig wird der Turniersieger nach dem Modus "jeder gegen jeden" ermittelt. "Bei nur sechs Mannschaften hätte etwas anderes auch wenig Sinn gemacht", so Nagelsmann weiter.
Zwei Bezirks- und vier Kreisklassisten am Start
Beginn der Kreismeisterschaft in der Dreifachturnhalle in Mellrichstadt ist am Sonntag, 8. Januar, um 10 Uhr, die letzte der 15 Partien wird um 13.30 Uhr angepfiffen. Und diese Begegnung könnte durchaus den Charakter eines Endspiels haben. Es treffen die beiden Bezirksligisten SV Rödelmaier und TSV Großbardorf II aufeinander. Das Teilnehmerfeld komplettieren die vier Kreisklassisten SG Mellrichstadt/Frickenhausen (Gastgeber), DJK Salz/Mühlbach, SG Unsleben/Wollbach und der VfR Stadt Bischofsheim. Nicht mit am Start ist Titelverteidiger SV Burgwallbach/Leutershausen. Nur der Sieger qualifiziert sich für die Bezirksmeisterschaft.
"Wenn wir nicht die Gastgeber wären, hätten wir sicherlich nicht teilgenommen", sagt Matthias Petzold, Trainer der SG Mellrichstadt/Frickenhausen, der den Kreisklassisten auf jeden Fall noch bis zum Ende der Saison ("danach sehen wir weiter") betreuen wird. Petzold kann dem Futsal nur wenig Positives abgewinnen. "Die Zuschauenden wollen in erster Linie Tore und prickelnde Aktionen auf dem Parkett sehen, die sind halt beim Futsal nur rar gesät. Wir werden an keinem weiteren Hallenturnier mehr teilnehmen, zumal insbesondere im Rhön-Grabfeld-Kreis das Interesse kaum noch vorhanden ist. Wir haben für unser Dreikönigsturnier 26 Mannschaften angeschrieben und nur sechs Zusagen bekommen, deshalb findet es nicht statt. Das sagt doch alles."
Hallenfußball hat bei der DJK Salz/Mühlbach einen hohen Stellenwert
Einen ganz anderen Stellenwert nimmt der Hallenfußball bei der DJK Salz/Mühlbach ein, die bei Hallenturnieren zu den Dauergästen zählt und 2019 das Finale erreichte. "Am liebsten hätten wir mit drei Mannschaften teilgenommen", sagte Spielertrainer Oliver Stumpf. "Uns ist es auch relativ egal, ob nach den ursprünglichen Hallen- oder Futsalregeln gespielt wird. Wir haben zwar keine typische Hallenmannschaft, aber jede Menge Spaß und auch den Ehrgeiz, so gut wie möglich abzuschneiden."
Manuel Leicht eher ein Freund des klassischen Hallenfußballs
Den hat nach eigenem Bekunden auch der TSV Großbardorf, der mit seinem Bezirksligateam anreist und neben dem Ligakonkurrenten SV Rödelmaier zu den heißen Titelanwärtern zählt. "Als Fußballer will man immer gewinnen, egal ob im Freien oder in der Halle", so Manuel Leicht, Teammanager des TSV Großbardorf. "Der Futsal hat seine Vorteile, allerdings bevorzuge ich persönlich eher die ursprüngliche Art des Hallenfußballs", so Leicht, der mit seinem Team zwar den größtmöglichen Erfolg anstrebt, "in erster Linie allerdings verletzungsfrei bleiben will."