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FUßBALL:
Der Sportplatz ist weitgehend verwaist
So sieht der nahezu ungenutzte Sportplatz der DJK Lebenhan heute aus.
Foto: Bernhard Rösch | So sieht der nahezu ungenutzte Sportplatz der DJK Lebenhan heute aus.
Von Bernhard Rösch
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:23 Uhr

Viele Mannschaften sind in den vergangenen Jahrzehnten von der Fußball-Landkarte in Rhön-Grabfeld verschwunden. Sie bildeten sowohl in sportlicher wie auch in gesellschaftlicher Hinsicht feste Bezugsgrößen im Leben der Dörfer. Einer dieser Vereine ist die DJK Lebenhan, die ihre 1. Fußball-Mannschaft vor 20 Jahren wegen Spielermangels abmelden musste.

Die DJK wurde 1958 gegründet und verschrieb sich zunächst ausschließlich dem Fußballsport. Bereits vor der Gründung fanden Spiele in Lebenhan statt. Da ein Sportplatz des Klosters Lebenhan mit seinem Gymnasium vorhanden war, konnte der Ball auch gleich auf einer adäquaten Spielstätte rollen. Vereinslokal war die „Gaststätte Wiesengrund“ – in den 1960er und 70er Jahren ein Treff vieler junger Leute, auch von außerhalb Lebenhans. Nach zehn Jahren Spielzeit war dann 1968 erstmals wegen Spielermangels Schluss mit dem Fußballspiel in der DJK.

Den Spielbetrieb im Jahr 1975 wieder aufgenommen

In dieser Zeit hatten die DJK'ler Erhebliches geleistet und sich einen eigenen Sportplatz mit einem kleinen Umkleidehäuschen gebaut. Es dauerte weitere sieben Jahre, bis eine Schar junger Leute 1975 die Gründung einer neuen Mannschaft in die Hand nahm. Die Resonanz war enorm. Unter Regie von Wolfgang Kümmeth, Bernhard Rösch und Norbert Peschke mit Walter Heinlein als DJK-Vorsitzenden wurden von Beginn an neben der Organisation einer Männermannschaft Strukturen für einen Jugendfußball-Spielbetrieb und für Mädchensport geschaffen. Nach kurzer Zeit waren bei der DJK zwei Männerteams, eine Jugend- und eine Altherrenmannschaft sowie zwei Mädchensportgruppen aktiv. In den 90er Jahren hatte die DJK auch eine Damenfußball-Mannschaft. Bereits 1978 hatte die DJK mit Wolfgang Kümmeth, Brigitte Peschke, Lotte Witzel, Gerd Hochgesang und Bernhard Rösch fünf eigene lizenzierte Übungsleiter für den Jugendsport. Später kamen weitere, wie der langjährige Übungsleiter Klaus Kirchner, dazu.

Landrat spielte zehn Jahre bei der legendären DJK Lebenhan

Die Fußballer der ersten Mannschaft unter Anleitung von Trainer Horst Herrmann waren blutjung, fast ausschließlich unter 23 Jahre alt und kaum einer hatte vorher in einer Jugendmannschaft gespielt. Entsprechend musste die Truppe in den ersten Jahren Lehrgeld zahlen. Allerdings bestand eine unbändige Kameradschaft, die viele weitere Freizeitaktivitäten im Kreise der Freundinnen bzw. Ehefrauen auslöste und bis heute enge Bindungen schuf. Den Teamgeist genoss auch Landrat Thomas Habermann. Bei der Einweihung des Kunstrasenplatzes 2019 in Strahlungen, wo die Lebenshilfe Rhön-Grabfeld gegen eine Promi-Mannschaft spielte, antwortete er auf die Frage des Moderatoren nach seiner fußballerischen Vergangenheit: „Ich habe zehn Jahre bei der legendären DJK Lebenhan gespielt.“

Den ersten Treffer im ersten Verbandsspiel in Unterebersbach erzielte Roland Then, der allgemein als „Pölter“ bekannt war und der Goalgetter der DJK war. Die weitere Entwicklung fand in der Runde 1993/94 wiederum auf dem Sportplatz in Unterebersbach mit der ersten Meisterschaft im Seniorenbereich ihren Höhepunkt. Entscheidend war die engagierte Jugendarbeit, die auch eine Reihe bekannter Namen wie die Härtel-Brüder Uwe und Sven, die Straubes, Eckerts oder Benkerts hervorbrachte. Die gesamte Jugendarbeit der DJK Lebenhan umfasste auch zahlreiche Freizeiten, Turniere und Kameradschaftsaktionen. Die Spieler der Meistermannschaft kamen fast ausschließlich aus den erfolgreichen Jugendteams der DJK Lebenhan und hatten dort schon Meisterschaftserfolge gefeiert. Die Meisterschaftsfeier mit einem Festzug in Begleitung der DJK-Musikkapelle durchs Dorf und anschließender Feier im Sportheim bleibt unvergessen, erinnern sich der damalige Vorsitzende Norbert Peschke und die damaligen Mannschaftskapitäne Martin Benkert und Uli Leber.

Freiwilliger Rückzug im Jahr 2000

Anschließend hielt sich die DJK Lebenhan sechs Jahre in der B-Klasse (heute Kreisklasse), ehe am Ende der Runde 1999/2000 mangels Spieler der Rückzug erfolgte – obwohl der Klassenerhalt sportlich mit dem 10. Platz erreicht wurde. Ein Teil der Akteure spielte dann noch in Nachbarvereinen weiter. Auch die Jugendmannschaft musste aus Spielermangel zurückgezogen werden. 1999 etablierte sich unter Bernhard Rösch ein neues starkes Schülerteam auf dem Kleinfeld. Diese sehr hoffnungsvolle Truppe musste dann 2003 mit dem verbandsnotwendigen Wechsel auf das Großfeld den eigenen Spielbetrieb einstellen. Die meisten Spieler wechselten damals im Block nach Mühlbach.

Der Fußball im Ort wird von vielen vermisst

Das Ende vieler Fußballmannschaften ist nach Meinung der DJK-Verantwortlichen auch ein Verbandsproblem. Gerade das Klein-spielfeld mit Spielrunden hätte vielen Dörfern noch längere Jahre weiteren Fußball im Ort bescheren können. In Lebenhan wäre es bestimmt noch viele Jahre weitergegangen. Die Sonntagnachmittage am Sportplatz oder die Trainingsabende waren gesellschaftlich bedeutsam. Die Familien trafen sich, Kinder spielten miteinander, Jung und Alt waren beieinander. Das war echte Lebensquali-tät im Dorf. Der Fußball als Bezugspunkt im Ort, er wird von vielen vermisst.

Der Sportplatz wird nun nur noch hin und wieder von Nachbarvereinen im Winter zum Training genutzt. Ansonsten dient er als Übungsgelände für Drohnensport oder bei Festen.

Die Mannschaft der DJK Lebenhan im Jahr 1975. Hintere Reihe von links: Norbert Peschke, Burkard Benkert, Roland Then, Theo Escherich, Gerd Hochgesang und Peter Seufert. Vorne von links: Reinhold Benkert, Thomas Habermann, Bernhard Rösch, Norbert Schmitt und Joachim Göppner.
Foto: Bernhard Rösch | Die Mannschaft der DJK Lebenhan im Jahr 1975. Hintere Reihe von links: Norbert Peschke, Burkard Benkert, Roland Then, Theo Escherich, Gerd Hochgesang und Peter Seufert.
Da kannte der Jubel keine Grenzen, als die DJK Lebenhan in der Saison 1993/94 in der C-Klasse Gruppe 14 in Unterebersbach ihr Meisterstück machte und in die damalige B-Klasse Bad Neustadt (heute Kreisklasse) aufstieg. Das Meisterteam (hintere Reihe von links): Andreas Benkert, 1. Vorsitzender Norbert Peschke, Holger Schmitt, Otmar Elting, Rainer Fiedler, Harald Pfennig, Alexander Benkert, Jürgen Benkert, Harald Eckert, Uli Leber, Klaus Kirchner und Werner Krzok. Vorne von links: Ralf Eckert, Jürgen Lommel, Martin Benkert, Marco Rühle, Detlef Reinwand, Gerulf Straube, Jürgen Seufert und Michael Barth.
Foto: Bernhard Rösch | Da kannte der Jubel keine Grenzen, als die DJK Lebenhan in der Saison 1993/94 in der C-Klasse Gruppe 14 in Unterebersbach ihr Meisterstück machte und in die damalige B-Klasse Bad Neustadt (heute Kreisklasse) aufstieg.
Die Collage zeigt Bilder vom bis heute allerletzten Verbandsspiel einer Fußballmannschaft der DJK Lebenhan. Es war im Jahr 2003 das D-Jugend-Team, das den SV Herschfeld am 6. Juni mit 4:0 besiegte. Jede/r Spieler/in erhielt damals die Collage als Erinnerungsgeschenk.
Foto: Fotos und Collage: Anand Anders | Die Collage zeigt Bilder vom bis heute allerletzten Verbandsspiel einer Fußballmannschaft der DJK Lebenhan. Es war im Jahr 2003 das D-Jugend-Team, das den SV Herschfeld am 6. Juni mit 4:0 besiegte.
 
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