Er ist 32, der Beruf Sozialpädagoge scheint ihm auf den Leib geschneidert, zumindest was seine Beschäftigung in der Mittelschule Mellrichstadt angeht, den Ton und den Umgang mit den Jugendlichen: Im Lauf des Vormittags während der Regelschulzeit, aber auch außerhalb. Martin Beck hat den Draht auch zu Problemschülern, kann sie beruhigen und motivieren. Und er konnte einst hervorragend Fußball spielen: Bei dieser Konstellation muss nicht, kann aber ein guter Trainer aus ihm werden.
Für einen Trainer ist er noch wahnsinnig jung. Warum er schon mit 27 Jahren die Schuhe als Aktiver an den Nagel gehängt hat? Eine Vielzahl von Verletzungen: Mit 17 der erste Kreuzbandriss, mit 21 der zweite. „Dazwischen ein paar kleinere Sachen wie Bänderrisse, Meniskusrisse. Das waren alles Peanuts im Vergleich zu dem Riss der Patella-Sehne mit 27 im Spiel gegen Großbardorf II. Da wusste ich sofort, dass das was Größeres war.
“ Angefangen hat Martin Beck mit Fußball „eigentlich schon, als er laufen lernte.“ Kein Wunder in dieser Fußball-Familie, in der Vater Kurt seit 1978, also seit 37 Jahren, Vorsitzender, der „Groß-Vater“ der Sportfreunde Herbstadt ist und mit 66 immer noch seine Fußballschuhe dabei hat, wenn die Reserve auswärts spielt. Eine Familie, in der die Mutter Petra alles nicht nur duldet, sondern selber macht und schafft außer selber mitspielen. Und deren beide Töchter Steffi und Daniela natürlich auch dem runden Leder nachjagten und – Steffi – selber noch den weiblichen Nachwuchs trainieren.
Martin Beck machte es fußballerisch so gut und immer besser, dass er durch alle Jugend-Altersklassen hindurch Auswahl spielte. Auswahl? „Damals gab es noch keine Stützpunkte, aber Auswahlmannschaften, vom Landkreis, vom Fußballkreis Schweinfurt, vom Bezirk Unterfranken und von Bayern.“ Bis zum Bezirk war er immer dabei, für Bayern gehörte er zum erweiterten Kader. Warum es keinen Wechsel nach Großbardorf gab? „Weil damals nur Schweinfurt 05 in Frage gekommen wäre. Da hatte aber der Kurt was dagegen. Außerdem war allmählich die Herbstädter Jugendarbeit zusammen mit der Königshöfer zumindest landkreisweit absolute Spitze.
“ Und später, war da Großbardorf kein Thema? „Doch, für ein Probetraining bei Erwin Albert. Es war auch schon alles klar. Dann kam ein paar Tage später der zweite Kreuzbandriss in Ginolfs dazwischen. Das war?s dann.“
Aus tiefstem Tal an die Spitze
Dafür führte Martin Beck zusammen mit „etwa zehn Spielern aus zwei Jahrgängen – Peter Schunk, Heiko Lurz, Alex Weber, Raphael Hergenhan, Fabian Köth, Thomas Neumann, Johannes Wirsing, Bernd Warmuth, Joachim Dürbeck, Andi Straub, Johannes Lutz – hoffentlich habe ich jetzt keinen vergessen“, aus dem tiefsten Tal auf die höchste Spitze seit der Gründung 1967. „Natürlich sind Meisterschaften die schönsten Erlebnisse“, antwortet Martin Beck, „Abstiege habe ich ja wegen meiner endgültigen Verletzung nicht als Aktiver mitgemacht.“ Martin Beck als Spielführer, wer sonst, führte die Sportfreunde also von der B-Klasse über die A-Klasse, Kreisklasse und Kreisliga bis in die Bezirksliga, der man drei Jahre lang angehörte.
Als es, ohne ihn, wieder runter ging, war er „im richtigen Moment“ angesprochen worden von Tobias Eppler, dem Vorsitzenden des ASV Alsleben/Eyershausen, drüben jenseits des Lahnbergs. „Ich hatte schon im Hinterkopf, irgendwann mal als Trainer was zu machen. So früh aber auch wieder nicht. Es waren aber drei wunderschöne Jahre und ich bin diesem ausgezeichnet geführten Verein heute noch dankbar, dass sie mir die Chance gegeben haben, einen Versuch zu unternehmen.“ Punktgenau zum Ende seiner Abschiedssaison gelangen die Meisterschaft und der Aufstieg in die A-Klasse. Und Beck plante sein neues Hobby ganz seriös, legte ein Praktikumsjahr beim Bayernligisten TSV Aubstadt und Josef Francic ein. Apropos Hobbys: „Weitere Hobbys? Gute Frage. Ich würde sagen: Fußball, Fußball und Fußball und, halt was war da noch, richtig, Fußball.“
In Aubstadt bekam er „ganz neue Einsichten und Perspektiven, Fußball von einer ganz anderen Seite, geplant, strukturiert, mit Wochenplänen, Sechs-Wochen- und Jahresplänen. Mit taktischen Feinheiten, die völlig neu für mich waren. Ich bin Josef Francic, Oliver Merkl, Holger Pecat und Physio Gerd Filbig überaus dankbar, dass sie mich so offen aufgenommen und Einblick haben nehmen lassen.“
Naheliegende Entscheidung
Als Becks freiwilliges Jahr noch nicht zu Ende war, wurde er nicht etwa von Vereinsseite aus, das wäre ja sein Vater gewesen, sondern von Spielern angesprochen, ob er nicht die Sportfreunde übernehmen wolle. „Das war zwar keine selbstverständliche, so geplante Entscheidung, aber gewiss eine naheliegende, dass ich da zugestimmt habe.“ Als Feuerwehrmann wollte er aber auf keinen Fall vorzeitig einspringen, als sich im Frühjahr die Sportfreunde von Thomas König trennten, ohne Trainer dastanden und Walter Gabold den dritten Abstieg in Folge verhindern half. Das hätte zwar zu seiner hilfsbereiten Art, aber nicht zu seiner ebenso konsequenten Einstellung gepasst. Nun hat sich also, irgendwie gibt es daran kein Vorbei, der Kreis geschlossen für Martin Beck. Er ist wieder daheim bei seinen Sportfreunden, wobei dieser Kreis nicht unendlich sein muss. Dafür ist er noch viel zu jung.
Aber jetzt hat er zusammen mit der Vorstandschaft und der Mannschaft eine Philosophie entwickelt, die so neu bei den Sportfreunden auch wieder nicht ist. „Wir wollen nicht den sofortigen Erfolg, sondern langfristig etwas aufbauen, was hält. Wir haben uns gut verstärkt, nicht nur quantitativ, auch qualitativ. Für diese Saison ist erst mal wichtig, dass wir mit dem Abstiegskampf nie wieder was zu tun bekommen. Wir müssen nicht Meister werden, diese Saison noch nicht.“ Der Saisonauftakt – 1:2 daheim gegen Heustreu/Hollstadt – ist in die Hose gegangen. Mit dem 3:1-Sieg in Wollbach meldete man sich zurück. Diesen Sonntag geht?s ein paar Steinwürfe weit hinüber zum Derby nach Irmelshausen, zur Mannschaft seines Schwagers und ehemaligen Sportfreunds Martin Naber. Da geht es aber nicht etwa um die Familienehre oder Ähnliches, sondern „ganz einfach um drei Punkte.“ Sagte Martin Beck und setzte sein gewinnendes Schmunzeln auf.