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FUßBALL: REGIONALLIGA BAYERN
Aubstadt findet seinen Meister
Kasim Rahibic (Mitte, der Elfmetertorschütze von Türkgücü München zum 3:1-Endstand in Aubstadt) wird in dieser Szene von Timo Pitter (links) und Michael Kraus gedoppelt.
Foto: Rudi Dümpert | Kasim Rahibic (Mitte, der Elfmetertorschütze von Türkgücü München zum 3:1-Endstand in Aubstadt) wird in dieser Szene von Timo Pitter (links) und Michael Kraus gedoppelt.
Von Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:34 Uhr

Im sechsten Heimspiel hat es den Aufsteiger TSV Aubstadt erwischt. Entzaubert und des Heimnimbus' der Unbesiegbarkeit vor eigenem, begeisterungsfähigem Publikum beraubt wurde er von einer Mannschaft, die man sich durchaus in der nächsten Saison in der 3. Bundesliga vorstellen kann, was ja auch ihr erklärtes Ziel ist. Was der SV Türkgücü München bei seinem 3:1 (1:1)-Erfolg in der Regionalliga Bayern beim TSV Aubstadt zu bieten hatte, war weiß Gott keine Lehrstunde. Ein paar Lehrminuten waren aber doch dabei.

Die Profis machen's vor

Jedenfalls war das der Kritik von TSV-Trainer Josef Francic an seiner Mannschaft zu entnehmen. So fertig hat man ihn selten gesehen nach einem Spiel, egal gegen wen und nach welchem Ergebnis. Aber diesmal muss er unsäglich gelitten haben, so wie er sein Herz in den Spielerkreis hinein ausschüttete. Was er „bereit gewesen wäre zu fressen: Alles, nur das nicht, wie ihr den Hasenhüttl beim 1:2 habt durch marschieren lassen vom Mittelkreis bis zum Strafraum. Kein Zupfer, keine Notbremse weit genug draußen, kein Sperren, keine gelbe Karte in Kauf nehmend. Das haben uns die Profis vorgemacht.“

Jene abgezockten Fußballer von Nummer 1 bis 33, deren Anreise mit dem Nobel-Bus zum Spiel gerade mal eine halbe Stunde dauerte, weil sie in Schweinfurt übernachtet hatten. „Man darf gegen die verlieren“, so Francic weiter, „aber nicht so, weil ein Unentschieden möglich war.“ Er hat das alles viel kritischer wohl gesehen als die meisten der 945 zahlenden Zuschauer. Die so enttäuscht auch wieder nicht gewesen sein sollten. Ganz einfach deshalb, weil Aubstadt wieder, so lange die Füße trugen, an seine Grenzen ging, die vom extrem hohen Tempo und der Physis her eben enger gesteckt waren als die der Münchener.

Aubstadt geht das Tempo mit

Und so kaputt, wie Francic diese bis zu ihrem Führungstreffer gesehen hatte, waren sie wahrscheinlich auch nicht, hatten vielleicht nur kurz das Tempo etwas raus genommen, um dann zum Schlussangriff zu blasen. Der mit der Einwechslung des achtfachen Torschützen Patrick Hasenhüttl auch angekündigt war. Die Aubstädter Amateure waren gezwungen, dieses von den Profis vorgelegte Wahnsinns-Tempo mitzugehen – dazu gab es keine Alternative – und darauf zu hoffen, dass die Kräfte reichen oder der Gegner auch nachlassen würde, was aber nie eintraf.

Fotoserie

Dabei musste Francic auf die erfahrenen Köttler, Bieber und Leicht verzichten, gönnte auch dem Torschützen von Bayreuth, Behr, eine Pause. Zum ersten Startelf-Einsatz kam Marcel Volkmuth. Die erste Druckwelle traten die Gäste los, die erste Torchance aber hatte Martin Thomann (7.), scheiterte am Tormann Flückiger. Dann setzte TSV-Keeper Nico Purtscher Francic?s Auftrag um, schlug einen weiten Abschlag bis an den gegnerischen Strafraum zur neuen Sturmspitze Michael Dellinger, der in die Box eindrang und von Kilian Fischer gefoult wurde. Den Elfer verwandelte Ingo Feser – das achte Saisontor des Außenverteidigers.

Der 1,95 m Riese trifft per Kopf

Wer weiß, ob jenes Wunsch-Unentschieden nicht wirklich drin gewesen wäre, wenn diese Führung bis zur Halbzeit gehalten hätte und nicht schon fünf Minuten später Vergangenheit gewesen wäre. Einen Eckball von Kirsch rammte Michael Zant mit dem Kopf ins Tor, gegen den selbst Aubstadts Längster Julius Benkenstein nur Statist war. Dieses Tor war nicht zu verteidigen bei dem Anlauf und der Sprungkraft des 1,95-m-Riesen. Einen zweiten, durchaus möglichen Elfer verkniff sich der kommunikativ tadellose Schiedsrichter Pflaum, als Dellinger im Strafraum von Haas umgerammt wurde.

Die Führung liegt in der Luft

Nach dem Seitenwechsel prüfte erst Timo Pitter nach einem gewonnenen Laufduell mit Velagic den Gästekeeper. Dann brachte Trainer Reiner Maurer diesen frischen, lauffreudigen Hasenhüttl ins Spiel. Das seine Phasen hatte, in denen Aubstadt Druck machte, eher nadelstich-artig, und solche, in denen Türkgücü Druck ausübte, länger und mit mehr Power. Dennoch hätten nicht die Gäste, sondern die Hausherren in Führung gehen müssen, als Martin Thomanns Seitfallzieher (73.) nach einem abgewehrten Trunk-Freistoß neben den Pfosten ging. Und noch einmal Thomann (75.), dessen 17-m-Schuss Torwart Flückiger unten aus der Ecke pflückte.

Seinen Meister gefunden

Torchancen, da hatte Francic Recht, kamen bei der anschließenden Türkgücü-Offensiv-Phase nicht zustande. Aber jener An-Lauf dieses Patrick Hasenhüttl, der im genau getimten Moment zu Marco Holz ablegte. Der Torwart Purtscher auch nur deshalb überwand, weil der sich beim Abwehrversuch verletzte und danach von Mack ersetzt werden musste. Das waren die spielentscheidenden Momente, auch durch den wenig später gegebenen Foulelfmeter, den der Gefoulte ebenso wie den Körperkontakt unbedingt wollte und bekam. Kasim Rabihic ließ Mack keine Chance. Aubstadt hatte in Türkgücü seinen Meister gefunden, der dies möglicherweise am 23. Mai 2020 auch sein könnte.

Die Statistik des Spiels

Fußball: Regionalliga Bayern TSV Aubstadt – SV Türkgücü München 1:3 (1:1)

Aubstadt: Purtscher (79. Mack) – Volkmuth, Grader, Benkenstein, Feser – Trunk, Müller – Pitter (74. Behr), Kraus (74. Schebak), Thomann – Dellinger.

München: Flückiger – Haas, Velagic, Zant, Fischer – Holz, Erb – Rabihic, Kirsch (88. Tosun), Kircicek (73. Weiß), Lappe (64. Hasenhüttl).

Schiedsrichter: Pflaum (Dörfleins)

Zuschauer: 945.

Tore: 1:0 Feser (16., Foulelfmeter), 1:1 Zant (21.), 1:2 Holz (76.), 1:3 Rabihic (82., Foulelfmeter)

Gelb: Volkmuth, Benkenstein, Trunk, Dellinger – Holz, Rabihic, Erb, Fischer, Velagic, Zant.

 
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