Es ist ruhig geworden am idyllisch gelegenen Heufurter Waldsportplatz. Dort, wo bis in die 1990er Jahre hinein hitzige Lokalderbys des heimischen TSV gegen Nordheim oder Oberfladungen für Stimmung sorgten, wird heute nur noch selten gekickt. Letztmals nahmen die Heufurter in der Saison 1995/96 mit einer Männer-Fußballmannschaft am Spielbetrieb teil. In den folgenden Jahren stellte der TSV noch einige Juniorenteams, doch seit 2005 ist der Fußball komplett aus dem 330-Seelen-Dorf verschwunden.
Nur einen Punkt hinter Nordheim auf dem zweiten Tabellenplatz
Seinen größten Erfolg feierte der TSV Heufurt in der Runde 1980/81, als er als Zweiter der C-Klasse Gruppe 15 direkt in die B-Klasse aufstieg. Mit dabei war damals auch Bernhard Jackisch, der als 18-Jähriger gerade seine erste Saison im Männerbereich absolviert hatte. „Neben mir kamen mit Jürgen Müller und Udo Ortloff 1980 zwei weitere Jugendspieler frisch in die erste Mannschaft“, erinnert sich Jackisch. Mit einer zum größten Teil aus Heufurter bestehenden Mannschaft spielte der TSV plötzlich oben mit und landete hinter dem großen Rivalen aus Nordheim auf dem zweiten Platz. Obwohl die Heufurter 26 Treffer mehr als die Nordheimer erzielt hatten, fehlte am Ende ein Punkt zur Meisterschaft.
Dass der TSV Heufurt in diesem Jahr den Aufstieg schaffte, war dennoch eine große Überraschung. Erst zwei Jahre zuvor war der TSV nämlich nach einer zehnjährigen Pause wieder in den Spielbetrieb zurückgekehrt. Nachdem die ersten beiden Spielzeiten im hinteren Drittel beendet wurden, war die Freude über den Aufstieg im Jahr 1981 umso größer. „Auch in der B-Klasse haben wir im ersten Jahr gut mitgehalten und den Klassenerhalt geschafft“, sagt Jackisch. Im Gegensatz zu den Nachbarn aus Nordheim, die sofort wieder den Gang in die C-Klasse antreten mussten. Ein Jahr später war aber auch der TSV Heufurt wieder in der C-Klasse angekommen, wo er bis 1996 dauerhaft spielte.
Statt einem Sportheim gab es eine Holzhütte ohne Dusche
An seine ersten Spiele auf dem Waldsportplatz kann sich Jackisch noch gut erinnern. „Damals stand unser Sportheim noch nicht, das wurde erst 1985 eingeweiht. Stattdessen mussten wir uns in einer Holzhütte umziehen und auch eine Dusche war noch nicht vorhanden.“ Der Kameradschaft tat dies jedoch keinen Abbruch. „Wir haben uns nach dem Training und den Spielen immer zusammengesetzt und die Geselligkeit gepflegt. Auch die gegnerische Mannschaft ist nach dem Spiel nicht sofort nach Hause gefahren“, sagt Jackisch. Der heute 58-Jährige hat für den Fußball vieles hinten angestellt. „Da ich auch Trompete im Musikverein spielte, kam es hin und wieder zu Termin-Kollisionen. Als unser Dirigent mich dann vor die Wahl 'Fußball oder Musik' stellte, habe ich mich für den Fußball entschieden.“
An seiner Begeisterung für den Fußball hatte Bernhards Vater Siegfried Jackisch, der zwei Jahrzehnte Vorsitzender des TSV Heufurt war, großen Anteil. „Mein Bruder und ich waren beide bei der Bundeswehr, er in Göttingen und ich in Koblenz“, sagt Jackisch. Sonntagabend mussten die beiden Brüder immer nach Fulda gebracht werden, um mit dem Zug zu ihren Kasernen weiterzufahren. „Da kam es schon mal vor, dass meine Eltern uns einzeln nach Fulda brachten. So konnte einer von uns beim Pokalturnier nämlich noch eine Stunde länger spielen.“
Nach einigen Jahren im Mittelfeld der C-Klasse erlebte der Fußball in Heufurt zu Beginn der 1990er Jahre noch einmal einen kurzen Aufschwung. Zehn Jahre nach dem bis dato einzigen Aufstieg hatten die Heufurter am Ende der Saison 1990/91 die Chance, in die B-Klasse zurückzukehren. In der Liga war man hinter dem TSV Mittelstreu auf dem zweiten Platz gelandet. Im Relegationsspiel gegen den TSV Ober-/Unterwaldbehrungen setzte es in Fladungen vor 500 Zuschauern aber eine 1:3-Niederlage. Auch in der darauf folgenden Saison spielten die Heufurter wieder oben mit und beendeten die Runde sogar auf dem ersten Platz – punktgleich vor dem TSV Stetten. Damals zählten jedoch noch nicht das Torverhältnis oder der direkte Vergleich, so dass ein Entscheidungsspiel über die Meisterschaft entscheiden musste.
Es hätte der erste Titel in seiner Geschichte für den TSV Heufurt werden können. Entsprechend motiviert fuhr der TSV ins nicht mal vier Kilometer entfernte Hausen. Dort entwickelte sich vor über 700 Zuschauern von Beginn an ein packendes Spiel, in dem die Heufurter nach einer guten halben Stunde bereits mit 3:1 führten. Die Stettener gaben sich jedoch nicht auf und lagen zehn Minuten vor dem Ende sogar mit 4:3 in Front. Heufurt schlug durch Alexander Stäblein aber noch einmal zurück, so dass es in die Verlängerung ging.
TSV Heufurt hadert mit den Entscheidungen des Linienrichters
Dort erzielte die Mannschaft um Kapitän Bernhard Jackisch zwar das vermeintliche 5:4, der Linienrichter hatte den Ball jedoch nicht hinter der Linie gesehen. „Er hat im gesamten Spiel mehrere Entscheidungen gegen uns getroffen“, ärgert sich Jackisch noch heute. Dies sah wohl auch der damalige Berichterstatter des Rhön- und Streuboten so und titelte: „Schwacher Linienrichter brachte den TSV Heufurt zum K.O.“ Nachdem in der Verlängerung keine Tore gefallen waren, musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Hier verschossen alle drei Heufurter Schützen („auch ich war einer von ihnen“, gesteht Jackisch), so dass der Meistertitel nach Stetten ging. Die Heufurter nutzten ihre zweite Aufstiegschance nicht, das Relegationsspiel gegen den TSV Mittelstreu ging mit 3:6 verloren.
In den folgenden Jahren schafften es die Heufurter nicht mehr, ganz oben mitzuspielen. Mit der Zeit wurde die Personaldecke immer dünner, so dass sich die Mannschaft nach mehreren Sitzungen 1996 schweren Herzens für eine Abmeldung entschied. „Einige Spieler sind dann nach Oberfladungen gewechselt, zu denen wir schon immer ein gutes Verhältnis hatten“, erklärt Jackisch. „Für mich war nach 17 Jahren in der ersten Mannschaft aber Schluss mit Fußball, ich wollte einfach mehr Zeit mit der Familie verbringen.“ Ein letztes Mal standen die Heufurter Fußballer im Sommer 1996 beim Pokalturnier in Fladungen auf dem Platz. „Und ausgerechnet in diesem Spiel habe ich mir das Jochbein gebrochen. Zuvor hatte ich nie wirklich eine große Verletzung“, sagt Jackisch.
Konzerte und Gottesdienste statt hart umkämpfte Fußballspiele
Nachdem die Heufurter keine eigene Fußballmannschaft mehr hatten, bestritt zunächst die DJK Oberfladungen ab und an noch einige Heimspiele auf dem Heufurter Sportplatz. „Dadurch war wenigstens immer wieder mal etwas los“, sagt Jackisch. Fußball wurde in den folgenden Jahren bei den jährlichen Sportfesten gespielt. So gab es neben Vereinsturnieren auch Spiele zwischen Dorf und Siedlung. Mittlerweile dominiert beim TSV aber nicht mehr der Fußball, sondern die vor ein paar Jahren neu gegründete Dartabteilung und die weiterhin aktive Frauen-Gymnastik-Gruppe.
Auch gesellige Zusammenkünfte wie der Sonntagsfrühschoppen oder Spanferkelessen stärken die Gemeinschaft. Auf dem immer noch gut gepflegten Sportplatz ist ab und an auch noch Betrieb. Statt hart umkämpften Fußballspielen finden dort nun aber Open-Air-Gottesdienste und Konzerte des örtlichen Musikvereins statt.