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LEICHTATHLETIK:
Felix Weber joggt in zwei Tagen einmal um den Landkreis
Am zweiten Tag seiner Landkreisumrundung passierte Felix Weber auch das kleine Grenzdorf Roßrieth.
Foto: Eberhard Helm | Am zweiten Tag seiner Landkreisumrundung passierte Felix Weber auch das kleine Grenzdorf Roßrieth.
Von Georg Will
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:06 Uhr

Wenn man auf unbefestigten Wegen den Landkreis Rhön-Grabfeld an seinen Außengrenzen umkreist, kommt man auf gut 190 Kilometer Wegstrecke. Ein durchschnittlicher Wanderer würde diese Strecke in etwa sechs bis sieben Tagesetappen ablaufen. Der 33 Jahre alte Ultra-Langstreckenläufer Felix Weber hat dafür am vergangenen Wochenende allerdings nur zwei Tage benötigt.

Mit einem Dreigang-Fahrrad durch ganz Deutschland

Auf Einladung der Familie Helm aus Ostheim weilte er ein paar Tage in der Rhön und war als Flachländler begeistert von der hügeligen Landschaft im Landkreis Rhön-Grabfeld, den er schnell einmal flott dauerlaufend umrundete. Felix Weber war 2019 Deutscher Meister im 24-Stunden-Lauf mit 247,2 Kilometern Laufleistung und durfte deshalb auch an den Weltmeisterschaften 2019 in Frankreich teilnehmen. Seine Bestmarke im 24-Stunden-Rahmen liegt bei 260 Kilometern.

Der Kontakt zur Läuferfamilie Helm kam über Sohn Julius zustande, der in Köln lebt und Weber dort durch das Laufen kennengelernt hat. An der Sporthochschule Köln hat Weber den Master-Abschluss im Fach Sport-Management absolviert. Aktuell nutzt er seine familiäre Ungebundenheit, um als Weltenbummler mit einfachsten Mitteln unmotorisiert unterwegs zu sein – in den letzten Monaten nur in Deutschland. Sein Transportmittel ist ein altes Fahrrad mit Dreigangschaltung und Gepäcktaschen. Den Rest seiner im Alltag benötigten Habseligkeiten bringt er in einem Rucksack unter.

Seine materiellen Ansprüche hat er auf ein bescheidenes Maß reduziert, weshalb er wenig Geld braucht. Was er benötigt, verdient er sich mit Gelegenheitsjobs. Als Vegetarier findet er unterwegs einen großen Teil seines Nahrungsbedarfs gemäß dem Vorbild der sammelnden Urahnen in der freien Natur. Da er mit offenen Augen durch das Land streift und ein kommunikativer Mensch ist, trifft er immer wieder auf gastfreundliche Menschen, die ihm ab und zu ein komfortables Bett zum Übernachten und weitere Annehmlichkeiten anbieten. Während der strengen Corona-Ausgangsbeschränkungen weilte er ein paar Monate bei seinen Eltern in Braunschweig.

Erste Etappe: Vom Parkplatz Schornhecke bis nach Trappstadt

Die Idee zur Landkreisumrundung im Dauerlauftempo hatte der Vorsitzende des Leichtathletik-Leistungszentrums (LLZ Rhön-Grabfeld) und erfahrene Lauftrainer des SC Ostheim Eberhard Helm, Allgemeinarzt im Fast-Ruhestand. Mit Hilfe einiger Weggefährten aus seiner LLZ-Läuferfamilie und Sohn Julius wurde Weber auf der gesamten Strecke mit einem Versorgungsfahrzeug begleitet. Sie waren Streckenbegleiter, Wegweiser und versorgten ihn mit Speisen und Getränken. Bei den Top-Läufern Susanne und Tino Haßmüller in Trappstadt konnte Weber von Samstag auf Sonntag übernachten.

Bis dorthin hatte Weber am ersten Tag die Ultralaufdistanz von 112 Kilometern in dem flotten Durchschnittstempo von fast zehn Stundenkilometern zurückgelegt – und das bei vielen Höhenmetern und wenigen kleinen Pausen. Dafür war er 11,5 Stunden auf seinen schnellen Beinen. Start- und Endpunkt dieses Ultralaufs war der Parkplatz an der Schornhecke in der nähe des Heidelsteins. Los ging es für Weber früh morgens um 6 Uhr. Dabei erlebte er auf der Hochrhön einen grandiosen Sonnenaufgang bei toller Fernsichtkulisse. „Das war einer der schönsten Momente auf meiner Tour“, sagt Weber.

Zweite Etappe: Von Trappstadt über die Schanz in die Hochrhön

Sie führte ihn zum Roten Moor, über den Schwedenwall hinauf zur Hohen Hölle und zum Himmeldunkberg, dann abwärts nach Oberweißenbrunn. Viele weitere Auf- und Abstiege folgten über die Anlaufpunkte Kreuzberg, durch die Wälder und Fluren bei Langenleiten, Waldberg, Premich, Schmalwasser, Bildeiche im Steinacher Forst, Unterebersbach, Niederlauer (Dicker Turm), Burglauer, Strahlungen, Rheinfeldshof, Großbardorf, Leinach, Sambachshof, Aub, Brennhausen, Sulzdorf, Serrfeld, Schwanhausen, Zimmerau, Sternberg, Alsleben und Trappstadt. Dort kam er schließlich um 17:30 Uhr an.

Nach der Haßmüller-Beherbergung startete der zweite Lauftag über 82 Kilometer wieder um 6 Uhr in der Früh. Im gleichen flotten Tempo durchlief Weber das zwar weniger hoch gelegene aber dennoch hügelige Grabfeld über Breitensee, Irmelshausen, Höchheim, Rothausen, Rappershausen, Sondheim/Grabfeld und weiter auf Flurwegen entlang der bayerisch-thüringischen Grenze über Roßrieth, Mühlfeld, Skulpturenpark an der Schanz, Völkershausen, Willmars, Filke, Weimarschmieden, Brüchs, Huflar, Leubach, Rüdenschwinden und wieder hinauf zur Langen Rhön zum Dreiländereck, über den Querenberg zum Endpunkt Schornhecke. Nach 9 Stunden und 25 Minuten Laufzeit am zweiten Tag war die Rundstrecke mit der Ultradistanz von insgesamt 194 Kilometern geschafft.

Klimafreundliche neue Interaktion „tree-athlete“ im Aufbau

Ultraläufer Felix Weber hatte während eines dreieinhalbjährigen Aufenthalts in Südafrika seine Liebe zum Ultra-Langstreckenlauf entdeckt und dort an den international bekannten Ultraläufen „Comrades Marathon“ (90 km) und „Two-Oceans-Marathon“ (56 km) teilgenommen. Der reiselustige Sportmanager war dann nach seinem Masterstudium in Köln 2018/2019 ein Jahr lang als Sportlehrer-Ausbilder in Sri Lanka tätig. Zudem verfügt der Weltenbummler noch über ein halbes Jahr Auslandserfahrung in Brasilien.

Nach diesen außergewöhnlichen und spannenden Lebenserfahrungen kam er zu der Erkenntnis, dass er nun nicht mehr per Flugzeug unterwegs sein will, und zum Ausgleich für die CO2-Fußabdrücke, die er für seine Reisen schon hinterlassen hat, eine Baumpflanz-Initiative zu starten.

So ist er seit 2019 überwiegend mit seinem Fahrrad entspannt unterwegs, nach seiner Rhön-Stippvisite aktuell gerade nach Würzburg. Dort will er die Initiatoren des gemeinnützigen „Bergwaldprojekts“ besuchen. Mit ihnen arbeitet er am Aufbau der Internetaktion mit dem Namen „tree-athlete“ zur Verbreitung eines nachhaltigen Lebensstils. Abgeleitet von der Sportart Triathlon werden folgende Ziele beworben: 1. Klimafreundliche Transporte; 2. Aktiver und gesunder Lebensstil; 3. Für selbst erzeugten CO2-Ausstoß zu dessen Kompensation Bäume pflanzen. Informationen dazu findet man auf der Internetseite www.tree-athlete.org.

Dafür will er aus seiner weiteren entschleunigten Reise durch Deutschland und einige Länder Europas gleichzeitig eine Werbetour für diese Initiative machen. In den folgenden Wochen wird er sich umsichtig durch viele reizvolle Landschaften Bayerns bewegen und neue Kontakte knüpfen. Seine nächsten Zielrichtungen sind die Alpen und die Pyrenäen. Dort strebt er weiteren Ultratrails entgegen, wird sich dabei sicherlich auch wieder von beeindruckenden Bergkulissen bezaubern lassen und nebenbei Animierung für sein Projekt betreiben.

Eberhard Helm (links) hatte die Idee, einen Ultralauf um den Landkreis Rhön-Grabfeld herum durchzuführen, und lud dazu zusammen mit Sohn Julius Helm (rechts) den Ultraläufer Felix Weber in die Rhön ein.
Foto: Eberhard Helm | Eberhard Helm (links) hatte die Idee, einen Ultralauf um den Landkreis Rhön-Grabfeld herum durchzuführen, und lud dazu zusammen mit Sohn Julius Helm (rechts) den Ultraläufer Felix Weber in die Rhön ein.
Auch wenn er häufig einsam auf den unbefestigten Wegen der hügelreichen Fluren und Wälder des Landkreises schnelllaufend unterwegs war und dabei arge Strapazen auf sich nahm, kostete Felix Weber die herrlichen Landschaften der Rhön und des Grabfelds weidlich aus.
Foto: Eberhard Helm | Auch wenn er häufig einsam auf den unbefestigten Wegen der hügelreichen Fluren und Wälder des Landkreises schnelllaufend unterwegs war und dabei arge Strapazen auf sich nahm, kostete Felix Weber die herrlichen ...
 
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