Wurde die Reißleine rechtzeitig gezogen? Am vergangenen Freitag noch war Timo Boll im Pokal-Viertelfinale an der Platte gestanden. Er verlor sein Spiel. Und der amtierende Champions-League-Sieger Borussia Düsseldorf schied sensationellerweise in Grünwetterbach aus dem Deutschen Tischtennis-Pokalwettbewerb aus.
Boll hofft auf Heilungsverlauf
Seit ein paar Wochen fühlt sich der deutsche Vorzeige-Tischtennisspieler angeschlagen. Der Ischias. „Als dann noch eine Bronchitis hinzukam, ging nichts mehr“, erzählt Timo Boll. Kein Einsatz am darauffolgenden Sonntag gegen Werder Bremen, Trainings- und Spielpause. Doch: „In unserer derzeitigen Phase müssen wir weiter punkten. Auch in Bad Königshofen. Ich würde dort sehr gerne am Sonntag spielen. Es kommt aber auf den Heilungsverlauf an“, sagt der Europameister mit belegter Stimme.
In dieser Saison muss Borussia Düsseldorf, der Seriensieger, hart kämpfen, um in die Play-offs zu kommen. Als Teamplayer des derzeitigen Tabellenfünften ist Timo Boll auch bereit, auf die Zähne zu beißen. „Das geht in meinem Alter eben nur bis zu einem gewissen Grad“, schränkt der 37-Jährige ein. Und findet eine Parallele zum 15 Jahre jüngeren Kilian Ort. „Das ist ein heißer Spieler, der viel investiert. Leider hat er Pech mit vielen Verletzungen. So wie ich. Da muss man seinen Körper genau kennen. Das gelingt mir auch nicht immer.“
Boll über Ort: „Sehr viel Power!“
Boll lobt Ort als guten Typen mit sehr viel Power und einem sehr guten Aufschlag. Im Finale der Deutschen Meisterschaft 2018 habe sich der junge Königshöfer gegen ihn in vier Sätzen und 22 Punkten weit unter Wert verkauft.„Das war seine erste Partie auf solchem Niveau. Diese Spiele braucht Kilian für seinen Werdegang, um cooler am Tisch zu werden und noch Kleinigkeiten in seinem Spiel zu verbessern.“
Wohlwollend erkennt der deutsche Abonnementmeister aber an, dass Kilian Ort den Weg mit seinem heimischen TSV in die Bundesliga gehen konnte. „Das ist ein großes Glück. Das war mir als 14-Jähriger mit dem TV Gönnern auch vergönnt“, so Boll. Seine schwedischen Teamkameraden von Borussia Düsseldorf, Karlsson und Källberg, haben ihm vom letzten Spiel in Bad Königshofen berichtet, dass dort eine ausgesprochen gute Atmosphäre in der Halle herrscht. Bei der ersten Vorstellung des Champions-League-Gewinners im März war die Shakehands-Arena mit 1270 Zuschauern proppenvoll – und das ist in der Bundesliga nicht immer der Fall.
Boll: Um jedes Mitglied kämpfen
„Es gibt wirklich ein großes Gefälle in der Liga, was Vermarktung und Resonanz betrifft“, beobachtet Timo Boll. Er hat durchaus gute Ideen, wie die Tischtennis-Bundesliga derzeit mit dem sich selbst verordneten Masterplan vermarktet werden könnte. Doch gebe es kleine Vereine mit wenig Personal, die diese hohen Anforderungen nicht alle leisten könnten. „Unsere Vereine müssen um jeden Spieler und um jedes Mitglied kämpfen“, weiß der gebürtige Erbacher.
Der TSV Bad Königshofen hat als kleiner Verein schon vieles umgesetzt, was der Masterplan einfordert: Geschäftsführer, Geschäftsstelle, Video-Team für den Livestream bei den Spielen beispielsweise. „Das alles macht mich neugierig auf Königshofen, gerade auch die Begeisterung meiner Mitspieler aus der vergangenen Saison.“ Boll selbst war noch nie im Grabfeld, ist aber schon vorbeigefahren auf dem Weg nach Bamberg. „Irgendwann werde ich dort spielen. Ich hoffe, dass es schon an diesem Sonntag ist!“, sagt er. Die Entscheidung darüber aber treffe der Arzt. Da hat er am Mittwoch einen Termin. Bestenfalls kann Boll die Reißleine wieder einrollen.
Karten: Das erste Online-Kontingent bei reservix.de ist vergriffen, ein weiteres ist nachgereicht. Reservierungen sind auch möglich über tischtennis@tsvbadkoenigshofen.de