Es war am Dienstag vergangener Woche, als sich die Lockerungen abzeichneten. Seit diesen Montag gilt sie, die neue Verordnung über die bayerischen Infektionsschutzmaßnahmen. Sie hat für manche Sportvereine die lang ersehnten Nachricht gebracht: es geht wieder los. So kann – unter Einhaltung der Hygiene-Vorschriften und noch mit manchen Einschränkungen – der „Trainingsbetrieb von Individualsportarten im Breiten- und Freizeitbereich“ aufgenommen werden. Allein oder in kleinen Gruppen von bis zu fünf Personen.
Gleich zum Einstand wartet eine schwere Prüfung
Nach einigen Jahren als Stellvertreterin hat Anna Racke im März den Posten der Vorsitzenden beim Reitclub Rhön übernommen. Und wurde wegen der Coronakrise mit ihrem Team gleich einer schweren Prüfung unterzogen. 24 Pferde stehen im Stall in Lebenhan, sie zu bewegen war auch in der ersten Phase der Kontakt-Beschränkungen erlaubt. „Wir haben gleich das Gespräch mit dem Gesundheitsamt gesucht“, sagt Regina Kesselring, die Schriftführerin des Reitclubs. Auch um abzuklären, ob und wie die Halle mit ihrer 60x20 Meter großen Lauffläche genutzt werden durfte. Maximal vier Personen durften sich demnach in ihr aufhalten. Seit Montag dieser Woche ist es erlaubt, Reitunterricht („Wir suchen derzeit eine neue Reitlehrerin oder Reitlehrer“, sagt Racke) zu geben. Momentan gilt das Angebot aber nur für Leute, die ihr Pferd im RC-Rhön-Stall stehen haben. „Stunden für Kinder auf unseren Ponys bieten wir noch nicht an“, sagt Racke.
„Der Zusammenhalt unter unseren 130 Mitgliedern ist in den letzten Wochen gewachsen“, sagt Racke. Weil einer der Pfleger wochenlang nicht kommen durfte, „haben Einsteller Dienste übernommen und sich auch um Tiere anderer gekümmert“, obwohl der Verein eigentlich eine Vollpension anbietet. „Wir haben keine festen Besuchszeiten eingeführt“, sagt Kesselring. Man habe aber die Empfehlung ausgesprochen, Besuche in den Nachmittags- und Abendstunden vorzugsweise den voll berufstätigen Mitglieder vorzubehalten. „Das hat viel besser geklappt, als wir erwartet haben“, sagt Kesselring.
Absage des Turnier reißt ein Loch in die Vereinskasse
Die Absage des für Anfang April geplanten Turniers hat freilich ein Loch in die Vereinskasse gerissen. „Das ist alljährlich unsere größte Veranstaltung. Die Einnahmen fehlen uns“, sagt Racke. Sie hofft, dass es im Herbst möglich sein wird, es nachzuholen. Freilich sei es nur sinnvoll, das Turnier auszutragen, wenn auch Zuschauer zugelassen seien. „Und wir hoffen, dass wir im August unsere Ferienfreizeit anbieten können“, sagen Racke und Kesselring.
Seit Montag ist Betrieb auf der Anlage des Tennisclubs Rot-Weiß Mellrichstadt im Kirschgarten. „Jeder will spielen und jeder ist froh, dass es wieder los gegangen ist“, sagt Enrico Troche, der Vorsitzende. Der freilich nicht verhehlt, dass die Wochen der Schließung der Anlage dem Vereinsleben nicht zuträglich war. Abmeldungen gab es zwar in den letzten Wochen keine beim 200 Mitglieder starken Verein, „aber ich sehe die Gefahr, die Bindung zu den Mitgliedern zu verlieren.“ Ein weiteres Problem: die Hauptversammlung, bei der Teile des Vorstands neu besetzt werden sollten, musste ausfallen. Immerhin durften dank einer Sondergenehmigung die Plätze hergerichtet werden und in der nächsten Woche beginnen die Arbeiten am neuen Allwetterplatz.
Der Tennis im Vorteil: Es darf trainiert werden
Troche sieht aktuell, da Tennis gespielt werden darf, andere Sportarten aber noch pausieren müssen, auch eine Chance für seinen Verein. „Wir haben den Vorteil, dass bei uns trainiert werden darf. Bei uns gibt es die Möglichkeit, Kinder in Bewegung zu bringen. Ich hoffe, dass wir einige Kinder für uns gewinnen können. Jetzt haben wir die Chance zu zeigen, wie viel Spaß unser Sport macht.“ Nicht glücklich ist Troche mit den Volten des Bayerischen Tennis-Verbands was die Wettkampfsaison betrifft. Die beginnt im Juni und wird nun doch ohne Doppelspiele stattfinden. Mit ausgestrecktem Arm und dem Schläger in Verlängerung sei der Abstand von eineinhalb Metern doch gewahrt, findet er. Dass der Verband zwar Rückzüge aus dem Spielbetrieb erlaube, aber dennoch die Hälfte der Meldegebühren einbehalte, findet Troche nicht in Ordnung. „Ich befürchte eine hohe Rückzugswelle.“
Rückzug des Landesliga-Teams bedauerlich, aber vernünftig
Auch der TC Mellrichstadt hat schon Mannschaften aus der Saison 2020 zurückgezogen, sagt Ehrenvorsitzender Elmar Hiltrop. Darunter auch die Männer 55 aus der Landesliga und die Männer 65 aus der Bezirksliga. Zwei Mannschaften in so hohen Ligen, das hätte es noch nie gegeben bei Rot-Weiß. „Die Spieler waren heiß und haben den ganzen Winter über trainiert“, bedauert Hiltrop. Bei einer Sitzung habe man aber gemeinsam entschieden, nicht anzutreten. „Die Spieler sind natürlich enttäuscht. Aber der Verstand und die Vernunft haben gesiegt“, sagt Hiltrop.
Die ersten Golfer haben am Montag um 7 Uhr abgeschlagen
Seit Mitte März war kein Ball auf dem Platz beim Golfclub Maria Bildhausen geflogen. Als am Montag wieder gegolft werden durfte, „waren die ersten Spieler um 7 Uhr da“, sagt Jochem Kehl. In dieser Woche hat er bei den Startzeiten ein „extremes Buchungsverhalten“ beobachtet. Was auch damit zu tun haben mag, „dass die Leute nicht verstanden haben, warum man kein Golf spielen durfte“, sagt der Vizepräsident des Clubs. Die Wochen des Stillstands wurden in Maria Bildhausen genutzt, um „den Platz auf den neuesten Stand zu bringen und zu pflegen. Und wir haben die Zeit genutzt, um die Hygiene-Maßnahmen ohne Druck vorzubereiten“, sagt Kehl.
Nicht nur der 18-Loch-Platz ist geöffnet, sagt Clubmanger Andreas Nill. „Auch der öffentliche Kurzplatz und die Driving Range können genutzt werden. Und im Juni bieten wir Schnupperkurse an.“ Turniere oder Ligaspiele dürfen freilich noch nicht stattfinden. Derzeit noch nicht buchbar sind auch die Appartements auf dem Rindhof. Knapp 700 Mitglieder hat der GC Maria Bildhausen, die meisten stammen aus Rhön-Grabfeld. „Kündigungen wegen der Platzsperrung sind keine eingegangen“, sagt Kehl. „Als Verein haben wir natürlich den Vorteil, dass wir mit den Jahresbeiträgen rechnen können.“ Kurzarbeit im Büro habe sich aber nicht vermeiden lassen. Jetzt brummt der Betrieb wieder und Kehl hofft, dass eine Marketing-Offensive noch mehr Spieler auf den Platz bringt, den er als einen „der schönsten in Nordbayern“ bezeichnet.