Abends gegen 20 Uhr baut Alexander Sammetinger zusammen mit seiner Tochter Lotte alles für das „Corona-Training“ auf. Hütchen, Hürden und nicht zu vergessen einen Ball braucht der ehemalige Handballer des HSC Bad Neustadt für das Training mit seiner Tochter. Und dann geht es auch schon los. Sprungwürfe, Finten, Übersicht: Das alles und noch viel mehr wird in der Hofeinfahrt trainiert. Mannschaftstraining ist zurzeit nicht möglich, aber Not macht erfinderisch.
Mit Eimern ging es los
„Bevor wir rausgegangen sind, habe ich mit meiner Schwester viele Workouts drinnen gemacht“, erzählt Lotte. Doch dann kam ihr Vater auf die Idee, das Ganze nach draußen zu verlegen. Seit Mitte April trainieren die beiden vor der Tür. „Zuerst haben wir einfache Übungen mit Eimern gemacht, um provisorisch das Läuferische etwas zu trainieren“, berichtet Alexander Sammetinger. „Das sah ganz gut aus, wir sind immer öfter raus gegangen und haben das Ganze ausgebaut“. Mit der Zeit haben sich immer mehr Sportgeräte angehäuft, um es professioneller zu betreiben.
Dass so ein Individual-Training nicht das Mannschaftstraining ersetzt, ist klar. „Handball ist ein Mannschaftssport. Aber dennoch können wir gezielt Dinge wie Bewegungsgefühl und Laufwege trainieren. Das Training soll aber auch nicht zu anstrengend sein. Es geht vielmehr darum in Bewegung zu kommen als sich komplett zu verausgaben“, so Sammetinger weiter.
Wann es wieder ein reguläres Teamtraining mit allen Beteiligten geben wird, ist noch nicht absehbar. „Zwar könnte man jetzt schon wieder mit Trainer und vier Leuten draußen trainieren. Aber bis jetzt haben wir von unserer Trainerin noch keinen genauen Starttermin erhalten“, erklärt die Kaderspielerin. Wie es mit dem Trainingsbetrieb für Kaderspielerinnen weitergeht, ist auch noch offen. Lotte Rothaug: „Aber wir haben Videos vom Bayerischen Handball-Verband (BHV) mit Trainingsvorschlägen bekommen.“
Die Schülerin des Rhön-Gymnasiums in Bad Neustadt besucht die 9. Klasse und spielt seit neun Jahren mit großer Begeisterung und viel Herzblut Handball. Das kann Papa Alexander nur bestätigen: „Interesse ist da bei ihr, erzwungen wird nichts.“ Und warum sich nicht auch jetzt in der Corona-Zeit ein bisschen bewegen. „Ihr macht's Spaß und mir gefällt es auch. So komme ich auch noch etwas in Bewegung“, erzählt er schmunzelnd.
So hoch wie möglich spielen
Was ihre zukünftige Handball-Karriere angeht, weiß Lotte, was sie will und ist dennoch bescheiden. Es ist das Ziel vieler junger, sportbegeisterter Menschen in der höchsten Liga des Landes zu spielen. Und Lotte Rothaug? „Ich möchte so hoch spielen wie möglich. Aber es kommt auf meine weitere Entwicklung an. Vielleicht ändern sich meine Interessen. Man muss abwarten.“ Das sieht Vater Alexander ähnlich: „Man kann schon einiges erreichen. Vor allem macht ein Gesamtpaket eine gute Handballspielerin aus. Es ist nicht nur wichtig, viele Tore zu werfen, sondern auch ein gutes Abwehrverhalten an den Tag zu legen.
Doch nicht nur der Erfolg zählt für die Herschfelderin. „Was mir am wichtigsten ist, ist der Spaß und den habe ich am Handball.“