
Die Sonne lachte über dem Grabfeld, als am Sonntagvormittag um 10 Uhr der Fanbus an der Shakehands-Arena in Bad Königshofen Richtung Düsseldorf aufbrach. Damit die 50 Reisenden in Sachen Tischtennis rechtzeitig um 16 Uhr in der Halle ankommen würden zum Spiel der Bundesliga der Männer zwischen Borussia Düsseldorf und dem TSV Bad Königshofen. Der TSV Bad Königshofen gewann es mit 3:2.
Auf halber Strecke kam die Reisegesellschaft leicht in Panik: Das Navi zeigte 15.45 Uhr als Ankunftszeit an. Zu dem Zeitpunkt wurde auch noch fleißig spekuliert, welche drei der sechs Weltklasse-Borussen rechtzeitig vom Grand-Smash-Turnier in Singapur zurück sein würden. Wo Timo Boll den Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong besiegt hatte. Oder Europameister Dang Qiu den Südkoreaner Cho Daeseong schlug, der zuvor den Olympiasieger Ma Long ausgeschaltet hatte.
Die Fans des TSV Bad Königshofen bringen eine überragende Laune mit
So viel vorweg: Die Fans waren rechtzeitig vor Ort. Auch Kilian Ort, der verletzte Bad Königshöfer, der seinen Lebensmittelpunkt in Düsseldorf hat. Und für den 33-fachen deutschen Meister schlug, auch ohne Boll, eine Weltklasse-Auswahl auf, eine absolute europäische Spitzenmannschaft mit dem Schweden Anton Källberg, dem Jung-Nationalspieler Kay Stumper und an Position 3 Dang Qiu.
Apropos Fans: "Das war spitze, sie haben eine überragende Laune mitgebracht, das war absolut Play-off-reif", sagte der eine der beiden Kommentatoren im Livestream. Und der andere: "Heute wäre ich gern Fan von Bad Königshofen gewesen, so wie sich die Spieler und die Fans und beide sich gegenseitig gepusht haben." Die 50 werden dieses Spiel, das dem TSV den schon vierten Auswärtssieg in Düsseldorf bescherte (daheim 0:7), nicht vergessen.
Überragender Akteur mit eineinhalb Siegen war Jin Ueda. Und dass Bastian Steger, der Matchwinner so vieler Bad Königshöfer Siege, gleich beide Einzel verlor: "Wenn wir dann jedes Mal gewinnen, habe ich kein Problem damit. Nein, natürlich will man gewinnen. Es ist aber schwer hier. Gegen Kay Stumper wäre etwas mehr drin gewesen." Für neun Sätze mit teils großartigen Leistungen konnte er sich aber nicht belohnen.
Jin Ueda spielt sich in einen Rausch und besiegt Anton Källberg deutlich
Aber Jin Ueda, der den Schweden Källberg nach allen Regeln seiner hohen Tischtennis-Kunst auseinander nahm, schubste die Tür zum Erfolg schon mal ein Stück weit auf. Um durchgehen zu können, blieb aber noch viel Arbeit für seine Mitspieler. Für ihn selber auch in den ersten zwei Sätzen (12:10/11:9). Im dritten (11:3) spielte er sich mit überragender Leistung in einen Rausch hinein, dessen Wirkung auch im Schlussdoppel noch wirksam sein sollte. Er agierte rotzfrech, mutig und selbstbewusst, als ob der den Namen Källberg (13:3-Bilanz in der Bundesliga) noch nie gehört hätte.
Im Generationen-Duell Kay Stumper (21) gegen Bastian Steger musste Steger zwei Tage vor seinem 43. Geburtstag eine unglückliche 2:3-Niederlage ertragen. Dabei spielte er mitunter, als habe er die ewige Tischtennis-Jugend gepachtet, als ob er Jahr für Jahr und von Spiel zu Spiel (nach 15:6-Bilanz) besser würde. Stumper aber auch. Am Ende hatte Steger zwar selbst die breit vertretene Tischtennis-Prominenz von Roßkopf über Fetzner bis hin zu Eberhard Schöler mit seinem Kunstwerk von Rückhand begeistert, musste aber in den sauren Verlierer-Apfel beißen.
Im Doppel passt beim TSV Bad Königshofen vom ersten Ballwechsel an alles
Somit wurde die Dreier-Partie Dang Qiu gegen Filip Zeljko zum Schlüsselspiel. Düsseldorf hatte ja die drei Spieler mit der besten Saisonbilanz nominiert, auch den Wenig-Spieler Qiu (7:1). Was Zeljkos großartige Leistung nicht schmälern soll: Qiu war mit dem Flieger aus Singapur erst am Vormittag gelandet, ab dem zweiten Satz aber hellwach. Da glich er Zeljkos 11:5 mit 11:7 aus und die Partie drohte zu kippen. Doch Zeljko spielte den Dosenöffner, schlug den Europameister und entlastete damit ein wenig Steger.
Der freilich auch gegen Källberg Siegchancen hatte, den ersten Satz mit 11:3 abräumte. Doch dann war der Schwede aufgetaut und glich nach knapp drei Stunden zum 2:2 aus. Jetzt schickte Düsseldorf mit Dang Qiu/Borgar Haug zwei Doppelspezialisten ins Rennen, die aber erst ein Mal zusammen gespielt und gewonnen hatten. Bad Königshofens Entscheidung für Ueda/Allegro, die noch nie Wettkampf-mäßig zusammen gespielt hatten, war die noch bessere. Ihre souveräne, bestens abgestimmte Vorstellung wurde zur Demontage der zwei Düsseldorfer Weltklassespieler. Es passte von den ersten Ballwechseln an alles und wurde immer besser.
Tischtennis: Bundesliga, Männer
Borussia Düsseldorf – TSV Bad Königshofen 2:3
Källberg – Ueda 0:3 (10:12/9:11/3:11)
Stumper – Steger 3:2 (12:10/3:11/11:4/2:11/11:6)
Qiu – Zeljko 1:3 (5:11/11:7/6:11/9:11)
Källberg – Steger 3:1 (3:11/11:7/11:8/11:7)
Qiu/Haug – Ueda/Allegro 0:3 (7:11/10:12/4:11)
Zuschauer: 1100.