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TISCHTENNIS: BUNDESLIGA
Es bleibt beim Konjunktiv
Rudi Dümpert       -  SONY DSC
Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 11.10.2017 03:14 Uhr

Tischtennis (rd)

Bundesliga Männer ASV Grünwettersbach – TSV Bad Königshofen 3:1

„Wir waren so nah dran“, haderte Kilian Ort nach dem letzten Ballwechsel seines Teamkollegen Oikawa. Der Aufsteiger TSV Bad Königshofen verlor zwar auch sein zweites Auswärtsspiel, diesmal beim ASV Grünwettersbach. Wenn aber die Lehrstunden fruchten und sich das Glück auch mal dem Underdog zuwendet und alles wieder ausgleicht, dann sollten die Bad Königshöfer noch viel Freude haben in dieser Tischtennis-Bundesliga TTBL.

„Ein tischtennisverrücktes Völkchen dort oben im Norden Bayerns“, wurde im Tischtenniszentrum in der Thüringer Straße in Karlsruhe-Grünwettersbach verkündet. „Ein sehr gut aufgestellter Verein, nicht nur im Leistungssport, der der Bundesliga gut tun wird.“ Es müsse ja nicht gerade in diesem Spiel sein. Und tatsächlich schien es zunächst ein Kurzfilm mit weniger Spannungsgehalt als sonst zu werden. Am Ende entwickelte sich das Format zum Langzeitkrimi über 160 Minuten, bei dem am Ende doch der erwartete Sieger herauskam.

Nuancen geben den Ausschlag

„Leider ist das mit Darko etwas schnell gegangen“, befand Kilian Ort. Der auf Position 2 vorgerückte 19-jährige Jorgic vom TSV hatte ruckzuck die ersten zwei Sätze verloren, „da traf er keinen Ball.“ Als er richtig drin war im Spiel, waren es nur Nuancen, die für den Studentenweltmeister den Ausschlag gaben: 11:8 für Jorgic im dritten Satz und 9:8-Führung im vierten. Dann aber war Masataka Morizonos Saisonpremiere beim ASV gelungen. Orts erster Konjunktiv: „Wenn Darko in den fünften Satz kommt, traue ich ihm den Sieg zu.“

Jetzt musste Mizuki Oikawa gegen den deutschen Nationalspieler, ASV-Neuzugang und frisch gebackener Mannschafts-Europameister Ricardo Walther bei dessen Heimpremiere in die Box. „Der Ricardo wird nach seiner Verletzung immer besser“, lobte Kilian Ort seinen Trainingskollegen im Leistungszentrum Düsseldorf. „Ich habe letzte Woche auch 1:4 gegen ihn verloren. Er spielt gerne gegen junge Asiaten, weil sie relativ gerade spielen und er seine krummen Bälle spielt, die sie nicht gewohnt sind.“ Es war wenig drin für den Bad Königshöfer Einser. 2:0 für den ASV und in Karlsruhe bestellte man schon das Siegesdinner. So sei es jedenfalls den Reaktionen und Kommentaren zu entnehmen gewesen.

Ort zeigt Top-Leistung

Es brauchte aber noch weit mehr als doppelt so lange bis dahin. Kilian Ort stand jetzt natürlich mächtig unter Druck und das ausgerechnet gegen seinen Kumpel Dang Qui. Mit ihm gewann er erst im März Doppel-Bronze bei der deutschen Meisterschaft in Bamberg. „Ich kenne ihn ganz gut. Heute hat er deutlich unter seinem Niveau gespielt“, spielte Ort seine Top-Leistung herunter. Schließlich zwang er ihn auch dazu mit knallharten Vorhand-Drives, guten Returns, clever eingestreuten Unterschnitt-Blocks und einer höchst konzentrierten und motivierten Leistung. Sein erster Bundesliga-Sieg fiel mit 11:6, 11:6, 11:8 sogar deutlicher als sonst aus, wo die direkte Bilanz nur leicht für Ort spricht. Immerhin: Der TSV verkürzte auf 1:2. „Und wenn der Mizuki sein Ding gegen den Morizono durch bringt zum 2:2, sehe ich Chancen, den ersten Bundesligasieg zu feiern. Denn Ricardo gegen Darko, das ist wieder was ganz anderes als gegen Mizuki“, sagte Ort.

Wie vor zehn Tagen in Japan

Warum kam es aber nicht dazu? Erst vor zehn Tagen hatte der Bad Königshöfer Japaner gegen den Grünwettersbacher in Japan nach 2:0-Führung und drei Matchbällen noch 2:3 verloren. Am Sonntag lief es fast synchron. Sensationell, von den Ballwechseln und den Führungswechseln her, verlief schon der erste Satz. Oikawa führte bereits 9:3, ließ den Linkshänder zum 9:9 ausgleichen und gewann 11:9. Im zweiten Satz machte er es noch deutlicher, zog von 7:6 zum 11:6 davon. Im dritten Satz zunächst das gleiche Bild: 4:0 für Oikawa, dann 9:8 und nur noch zwei Bälle zum Sieg. Eine sensationelle Rallye zum 9:9, dann aber 9:11. Noch größer war die Chance zum Sieg im vierten Satz bei 9:7-Führung für Oikawa. Dann ein Aufschlagfehler als Geschenk zum 9:8, Timeout, 9:9 durch die stramme Netzkante und ein paar Sekunden später 9:11.

Die reine Tischtennishalle mit den 250 Zuschauern, rund um und ganz nah an der Box, tobte. Im Entscheidungssatz legte Oikawa bis zur 6:4-Führung vor – und machte dann keinen Punkt mehr. 6:11 nach 50 Minuten Weltklasse-Tischtennis. „Morizono hat keinen Fehler mehr gemacht. Es war ein klasse Spiel und eine super Leistung vom Mizuki“, lobte Kilian Ort und zog aus der dritten Saison-Niederlage dennoch Selbstvertrauen. „Wir waren wieder nicht chancenlos, wir haben uns nicht abschießen lassen. Wir können erhobenen Hauptes die Halle verlassen.“

Ergebnisse

Morizono – Jorgic 3:1 (11:4, 11:5, 8:11, 11:9)

Walther – Oikawa 3:0 (11:6, 11:5, 11:6)

Qui – Ort 0:3 (6:11, 6:11, 8:11)

Morizono – Oikawa 3:2 (9:11, 6:11, 11:9, 11:9, 11:6) Oberschiedsrichter: Ludwig. Zuschauer: 250.

DTTB-Pokal Achtelfinale TV Hilpoltstein – TSV Bad Königshofen 1:3

Am Freitagabend war die von den Gastgebern erhoffte Sensation ausgeblieben. „Yes, wir gehören dazu“, war Bad Königshofens Manager Andy Alberts erste Reaktion, nachdem Mizuki Oikawa seinen Matchball zum 14:12 und den seiner Mannschaft zum 3:1 gegen seinen Angstgegner aus Zweitligazeiten, Alexander Flemming, verwertet hatte und der Einzug des TSV ins Viertelfinale des DTTB-Pokals feststand.

„Ja, wir haben uns weiter entwickelt“, folgerte Albert. Seine U21-Truppe (Schnitt 20,0) hatte die Ü30er (32,7) mit 3:1 und 10:4 Sätzen in Schach gehalten. Noch ein Gegner wäre jetzt zu bezwingen, dann dürfte man zum ersten Mal am Final-Four-Turnier am 6. Januar in Neu-Ulm teilnehmen. Im Viertelfinale könnte Bad Königshofen auf die TTBL-Klubs aus Düsseldorf, Saarbrücken, Ochsenhausen, Bremen oder Grünwettersbach treffen. Aber auch Zweitligist Jülich und Drittligist Celle sind noch im Wettbewerb.

„Und das Schöne an diesem Erfolg“, so Andy Albert, „jeder hat einen Punkt beigetragen.“ Den ersten Kilian Ort, der furios mit einem 7:0-Vorsprung gegen den TV-Einser Alexander Flemming begann, dann aber zum 8:11 noch völlig einbrach. Um dann mit spielerischer Brillanz zu demonstrieren, wie er einerseits selber den Kopf von Negativem in Kürze frei bekommt, und andererseits die Tipps seines Lehrmeisters Koji Itagaki umzusetzen vermag. Es wurde noch eine klare Sache für Ort. Dann zeigte der Tscheche Petr David dem Bad Königshöfer Mizuki Oikawa, dass 99 Prozent Oikawa auch gegen einen Zweitliga-Spieler nicht reichen können. 0:3 und der Japaner verschwand zur eigenen Sammlung irgendwo in der Stadthalle.

Sieg gegen den Angstgegner

Bad Königshofens Jüngster, Darko Jorgic (19), brachte sein Team wieder in Führung, hatte gegen den Diplomphysiker Nico Christ, außer im dritten Satz, alle Formeln für den Sieg auf dem Schirm – 3:1 für Jorgic und 2:1 für den TSV. Zu diesem Zeitpunkt war Oikawa wieder zurück im Höchste-Konzentration-Modus, hatte seine Schlappe autogen weggesteckt und war gegen Angstgegner Flemming wieder ganz der Alte. Besonders beeindruckend der zweite Satz, in dem er auf der Kippe stand, einen 2:8-Rückstand zum 9:8 und 12:10 drehte. Im dritten Satz verschwendete Oikawa einige Matchbälle, siegte schließlich aber 14:12.

Ergebnisse

Flemming – Ort 1:3 (11:8, 5:11, 6:11, 9:11)

David – Oikawa 3:0 (11:8, 11:8, 12:10)

Christ – Jorgic 1:3 (5:11, 8:11, 11:4, 11:13)

Flemming – Oikawa 0:3 (6:11, 10:12, 12:14)

 
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