zurück
Tischtennis: Play-offs
Die einfachste Antwort auf die Frage, warum Bad Königshofen gegen Düsseldorf verloren hat, ist die treffendste
Der TSV verliert im Play-off-Halbfinale der Tischtennis-Bundesliga sein Heimspiel. Für den emotionalen Höhepunkt und eine spontane Premiere sorgt Filip Zeljko.
Bastian Steger vom TSV Bad Königshofen (im Bild) verlor sein Einzel gegen den Düsseldorfer Dang Qiu.
Foto: Rudi Dümpert | Bastian Steger vom TSV Bad Königshofen (im Bild) verlor sein Einzel gegen den Düsseldorfer Dang Qiu.
Rudi Dümpert       -  SONY DSC
Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 22.04.2025 02:38 Uhr

Der TSV Bad Königshofen hatte in der Tischtennis-Bundesliga der Männer (TTBL) gegen Borussia Düsseldorf bislang 20 Mal gespielt und dabei fünfmal gewonnen. Mit einem sechsten Mal wurde es im ersten Play-off-Halbfinalspiel nichts. Düsseldorf siegte vor ausverkaufter Halle in Bad Königshofen mit 3:1 und ging in der Best-of-3-Serie in Führung. Die Gäste waren an diesem Freitagabend schlichtweg zu stark.

Angetreten waren beide Teams in derselben Besetzung wie vor elf Monaten, als sie sich ebenfalls im Play-off-Halbfinale gegenübergestanden waren. Damals siegte Bad Königshofen 3:1, diesmal drehten die Borussen den Spieß um.

Alles war angerichtet für den TSV Bad Königshofen

Die einfachste und dennoch treffendste Antwort auf das Warum: Die Bad Königshöfer waren nicht schlechter als im Vorjahr. Aber die Düsseldorfer waren besser, hatten mit dem Schweden Anton Källberg und Dang Qiu, dem Einzel-Europameister und Team-Vizeweltmeister von 2022, zwei überragende, an diesem Tag unschlagbare Spieler dabei.

Dabei war vonseiten der Bad Königshöfer alles angerichtet für einen weiteren herausragenden Tag in der Geschichte der Abteilung Tischtennis. Die Arena war ausverkauft bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz. Shakehands-Partner Akihiko Kotani und eine Journalistin waren extra aus Japan angereist, um den nun wirklich allerletzten Auftritt von Jin Ueda in dieser Arena mitzuerleben. Bei dem einen oder vielleicht doch zwei Spielen in Düsseldorf wird er noch einmal alles für den TSV geben. Zu sehr ist man sich gegenseitig ans Herz gewachsen.

Borussia Düsseldorf weiß mit der Stimmung in der Halle umzugehen

Die Eltern und Verwandten von Bastian Steger aus der Oberpfalz als Stammgäste waren selbstverständlich auch hier. Filip Zeljko war mehrfach top motiviert durch den Besuch seiner Eltern, zweier Cousins und seiner Freundin aus Kroatien. Und selbst der Belgier Martin Allegro, der wieder einmal nur im Doppel zum Einsatz gekommen wäre und nach der Saison nach Grenzau wechselt, hatte Besuch von seiner Freundin Chantal Mantz, einer deutschen Nationalspielerin.

Viele Fans jeden Alters und Geschlechts hatten ihre Play-off-T-Shirts vom Vorjahr mit der Aufschrift "Yes we KÖN" in Neongelb aus dem Schrank geholt. Schöne Farbtupfer zusammen mit dem Orange der Ping-Pong-Ultras. So viel zum Drumherum und Szenario durch das unübertreffliche Publikum, das die Düsseldorfer ihrerseits zwar nicht gewohnt sind, damit aber extrem gut umzugehen wussten. Sie waren ja nicht zum ersten Mal hier.

Wie sich herausstellte, war bereits das erste Einzel zwischen Jin Ueda und Anton Källberg das Schlüsselspiel. Denn der Schwede revanchierte sich für seine Niederlage gegen den Japaner in dieser Box vor elf Monaten. Uedas Punkt wäre für den Start zu einer Überraschung eingeplant gewesen. Er gewann ja auch den ersten Satz, verlor den zweiten und hatte zwei Satzbälle im dritten Satz, in dem bei 13:15 dieses Einzel kippte und das ganze Spiel sich vorentschied. Dennoch war es ein sportlicher Augenschmaus, mit taktischen und technischen Finessen auf absolutem Weltklasseniveau, wozu immer zwei gehören – aber 1:0 für Düsseldorf.

Filip Zeljko schießt schier durch die Decke

Vielleicht noch einen Tick stärker präsentierte sich anschließend Dang Qiu gegen Bastian Steger. Der TSV-Spieler musste die Sätze eins und zwei klar abgeben, steigerte sich aber im dritten (9:11) zu einer ebenbürtigen Leistung.

Nun bekam Filip Zeljko sein Schlüsselspiel. Wenn denn noch etwas gehen sollte, musste er "die Lichtgestalt des deutschen Tischtennissports Timo Boll" schlagen. So die ehrerbietige Wortwahl des Hallensprechers diesmal, nachdem Boll ja im Februar bereits an selber Stelle verabschiedet worden war. Dann schoss Zeljko vor lauter Motivation, Mentalität und Emotion bei jedem Ballgewinn, erst recht Satz- und dann dem Spielgewinn (3:0) schier durch die Decke. Und ließ sich anschließend spontan bei seinem Marsch durch die Reihen der Tribüne von den Fans einzeln abklatschen. So etwas hatte es noch nie in dieser Halle gegeben.

Im folgenden Einser-Duell zwischen Ueda und Qiu konnte der Bad Königshöfer erst im dritten Satz Hoffnungen auf die Wende wecken, schnupperte auch bei 9:8-Führung am Anschluss. Nach zweieinhalb Stunden war das Halbfinal-Play-off Teil 1 aber zugunsten des amtierenden deutschen Meisters entschieden. Das zweite Spiel der Serie findet am Sonntag, 27. April, statt, ein mögliches drittes am Donnerstag, 1. Mai. Filip Zeljko kam von Wolke sieben auch nach dem Spielende nicht herunter. "Wir haben zwei Spiele in Düsseldorf", sprudelte es aus ihm heraus. "Der Ball ist rund, alles ist möglich."

Tischtennis: Bundesliga, Männer
Play-off-Halbfinale, Serie best-of-3
TSV Bad Königshofen – Borussia Düsseldorf 1:3 (Play-off-Stand: 0:1)

Jin Ueda – Anton Källberg 1:3 (11:8, 3:11, 13:15, 7:11)
Bastian Steger – Dang Qiu 0:3 (4:11, 6:11, 9:11)
Filip Zeljko – Timo Boll 3:0 (11:5, 11:9, 11:7)
Jin Ueda – Dang Qiu 0:3 (6:11, 6:11, 9:11)

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Königshofen
Rudi Dümpert
Bastian Steger
Cousins
Eltern
TSV Bad Königshofen
Timo Boll
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top