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Tischtennis: Bundesliga
Der TSV Bad Königshofen war nahe dran an seinem Limit
Kilian Ort und Andy Albert ziehen Bilanz nach der bislang besten Saison des Klubs in der Tischtennis-Bundesliga. Warum vor der nächsten eine gute Vorbereitung nötig sein wird.
Kilian Ort hat seine bislang beste Saison in der Tischtennis-Bundesliga gespielt. Gleiches gilt für seinen Verein, den TSV Bad Königshofen.
Foto: Rudi Dümpert | Kilian Ort hat seine bislang beste Saison in der Tischtennis-Bundesliga gespielt. Gleiches gilt für seinen Verein, den TSV Bad Königshofen.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:16 Uhr

Es ist keine Augenwischerei, dass Spieler wie Verantwortliche und - so zeigen es die vielen Rückmeldungen - auch die meisten Fans mit der vierten Saison des TSV Bad Königshofen in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) zufrieden sind. Man gehört in der Drei-Klassen-Gesellschaft mit 22:22 Punkten und Platz 8 zum Sechser-Mittelfeld der Etablierten.

Gegen den Zweiten Saarbrücken und den Vierten Grünwettersbach konnte der TSV je einmal gewinnen, gegen den Dritten Ochsenhausen sogar zweimal. Wer drei Halbfinalisten besiegt, sollte eigentlich das Zeug haben, im Konzert der Großen mitzuspielen. Verdorben haben das zwei besonders unglückliche Niederlagen gegen Bergneustadt und Neu-Ulm sowie eine total unnötige Schlappe gegen Grenzau (alle 2:3), während man nur einmal selbst richtig Glück hatte beim 3:2-Sieg in Bad Homburg.

Gegen Fulda gewann der TSV erstmals - letztlich sogar beide Spiele - und zwischenzeitlich sorgte die Mannschaft mit einer sechs Partien währenden Siegesserie für Aufsehen. "Alles in allem war es unsere beste Saison, die wir eigentlich nur wirtschaftlich, sportlich und gesundheitlich unbeschadet überstehen wollten." Daran wollte Manager Andy Albert letztlich noch erinnert haben. Doch blauäugig wolle man nicht aus der Saison herausgehen. Es gelte, ein paar offene Fragen zu beantworten, um für die nächste Spielzeit gerüstet zu sein.

Wird man noch einmal ohne Zuschauer über die Runden kommen (müssen)?

"Wirtschaftlich betrachtet mussten und müssen wir aus heutiger Sicht den Etat erneut ohne Zuschauereinnahmen aufstellen", gesteht Albert. "Zum Glück spielte unser Team so überzeugend, dass unsere Partner und Sponsoren bei verminderten Gegenleistungen weiterhin zum Projekt Weltklasse in Bad Königshofen stehen. Außer der Werbung in der Halle und den Videoclips konnten wir ihnen nichts bieten. Von der Wirtschaftsregion her sind wir im Vergleich zu allen anderen Klubs das Schlusslicht, von der Treue unserer Partner her die Besten. Wir wissen das zu schätzen."

Aus sportlicher Sicht ergänzt er: "Unser viel gerühmter Heimvorteil mit den Emotionen, die die Gäste beeindrucken und besonders den Jüngeren die Luft nehmen, war dahin. Das hat uns weh getan. Die besten Fans der Liga durften nicht in ihr Tischtennis-Wohnzimmer. Zum Glück konnten sie uns per Livestream wenigstens daheim im Wohnzimmer verfolgen." Albert zweifelt daran, "dass wir ab Herbst wieder vor ausverkauften Rängen spielen können."

Eigengewächs Kilian Ort, der in dieser Saison einen deutlichen Entwicklungssprung gemacht hat, beschäftigen die fehlenden Zuschauer auf seine Weise: "Sie sind natürlich das Salz in der Suppe und leider hat man sich fast schon daran gewöhnt, dass keine dabei sind." Dann wird er fast schon melancholisch: "Es ist immer schön, wenn ich alte Videos angucke und sehe, wie die Fans mitgehen, sich ärgeren und freuen. Außer der Hoffnung, dass sie bald wieder kommen dürfen, bleibt uns nichts." Dass die Spieler finanziell erneut Abstriche machen werden, ist nicht zuletzt auch den familiären Strukturen zu verdanken.

Welche Rolle spielte Abdel-Kader Salifou?

Welchem Verein sich der Franzose anschließen wird, ist bislang nicht bekannt. Ort bedauert, "dass er sich nicht zum Lieblingsspieler unserer Fans entwickeln konnte", wie es Salifous Vorgänger Mizuki Oikawa gelungen war. "Es ist schade, wie gerade in unserer Individualsportart der Athlet gesehen wird, wenn er nicht das erfüllen konnte, was der Verein von ihm erhofft hatte. Ich bin der Meinung, man sollte den Menschen hinter dem Sportler nicht vergessen." Er könne mit dem Kollegen - "ein feiner Kerl" - mitfühlen und wisse, dass er keine leichte Zeit hatte. "Er ist ein bisschen ein Freigeist, aber auch ein Teamplayer. Er hat mir zum Beispiel durch Tipps in Satzpausen zwei Spiele gewonnen, die ich sonst wahrscheinlich verloren hätte."

Nach dem Spiel gegen Neu-Ulm verabschiedete Geschäftsführer Udo Braungart (links) Abdel-Kader Salifou im Kreis der Mannschaft mit einer Foto-Collage.
Foto: Silas Pehl, TSV | Nach dem Spiel gegen Neu-Ulm verabschiedete Geschäftsführer Udo Braungart (links) Abdel-Kader Salifou im Kreis der Mannschaft mit einer Foto-Collage.

"Einen Sahnetag" hat Andy Albert bei Salifou nur beim Sieg gegen Grünwettersbach gesehen, als er zwei Einzel gewann. "Er kam mit Corona, das hing ihm noch lange in den Klamotten. Jetzt ist er leider schon wieder verletzt, wahrscheinlich länger. Im Sommer wird er zum zweiten Mal Papa. Dazu wünschen wir ihm alles Gute und dass er bei einem anderen Verein mit etwas mehr Glück besser Fuß fasst als bei uns."

Hat die Mannschaft am Limit gespielt oder war sogar mehr drin?

"Vor der Saison hat uns keiner elf Siege zugetraut", erinnert sich Kilian Ort. "Das hätte jeder unterschrieben. Mitte November musste ich mich über Abstiegssorgen interviewen lassen und ein paar Wochen später waren wir mehr oder weniger in den Play-offs. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte." Der ein oder andere Sieg mehr und damit ein oder zwei Plätze weiter vorne in der Tabelle wären möglich gewesen, sagt der 24-Jährige und bilanziert: "Für unsere Verhältnisse war es eine sehr gute Saison mit einem herausragenden Bastian Steger." Andy Albert hat eine Nähe zum Limit beobachtet: "Wobei ich Kilian und Filip Zeljko noch eine Leistungssteigerung zutraue. Da ist noch Luft nach oben."

Hat die Leistung der Mannschaft unter der Play-off-Diskussion gelitten?

Die Niederlage beim Vorletzten TTC Grenzau ist die einzige Partie, die nicht in das Bild dieser Saison passt. Es gibt indes kaum eine Sportart, in der ein - zu diesem Zeitpunkt - Tabellenfünfter unmöglich beim Vorletzten verliert. Kilian Ort ist nie in die Diskussion über die Play-off-Chancen eingestiegen, eröffnet hat sie in der Mannschaft sowieso niemand. Deshalb mag er sich auch jetzt nicht zu diesem Thema äußern: "Wir Spieler konzentrieren uns immer nur auf das nächste Spiel, deshalb nein."

Welche Planungen fürs nächste Jahr sind jetzt schon absehbar?

"Das Trio, das diese Runde meistens gespielt hat, wollten wir zusammenhalten und haben es auch geschafft", erklärt Andy Albert die Personalien. Cheftrainer bleibt der Japaner Koji Itagaki. "Und als vierten Mann konnten wir den 19-jährigen Maksim Grebnev holen, der in der Gruppe von Dimitrij Mazunov in Neu-Ulm trainiert. Er ist ein entwicklungsfähiger Junge mit sehr viel Potenzial." Akteure mit größerem Potenzial waren gewiss auf dem Markt. Man muss es sich halt erst leisten können. Von Steger wünscht sich Albert, dass er sich in der gleichen Verfassungen wie in dieser Runde präsentieren kann. Von Ort und Zeljko, "dass sie diese Luft nach oben nutzen." Die kommende Saison werde noch schwerer und die Liga noch ausgeglichener. "Die sogenannten schwachen Teams haben sich nämlich erheblich verstärkt."

Für Kilian Ort war ein Schlüssel zum Erfolg, "dass wir mit Peter Hofmann und seinem Team permanent eine professionelle physiotherapeutische Betreuung hatten." Wie er die Aussichten für die nächste Runde beurteilt? Er erwarte eine spannende Saison, was nicht zuletzt daran liegt, dass 2022 wohl zwei Mannschaften absteigen müssen. In der abgelaufenen Saison war der Abstieg ausgesetzt worden, nachdem die Zweitliga-Saison annulliert wurde. "Da müssen auch wir gehörig aufpassen, dass wir uns möglichst rasch von der Abstiegszone entfernen können. Dafür müssen wir uns jetzt schon und den Sommer über gut vorbereiten."

 
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