Diese eine Frage müssen die Verantwortlichen des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen ständig beantworten: "Wie konntet ihr das nur schaffen, ohne Einnahmen bei den gleichen Ausgaben diese Corona-Saison zu überstehen?" Auch bei einer Sponsoren-Tour durch den Landkreis war sie immer wieder zu hören.
Gestellt bei Gesprächen in Geschäftsräumen zwischen den Betriebsinhabern sowie den Spielern der Bundesliga-Mannschaft – Bastian Steger, Kilian Ort, Filip Zeljko und Neuzugang Maksim Grebnev – und Manager Andy Albert, der zugleich einer der zwei Geschäftsführer der Tischtennis-GmbH ist. Wiederkehrend waren auch die Antworten: "Weil die Spieler uns entgegengekommen sind durch teilweisen Gehaltsverzicht und weil uns unsere Partner, auch wenn es manchen selber nicht rosig ging, treu geblieben sind." Zuletzt legte Albert immer nach: "Noch so ein Jahr können wir aber nicht schultern."
Das Saisonheft soll 130 Seiten umfassen
Deshalb verstärkte er seine Anstrengungen, Partner und Sponsoren anzusprechen und ins Boot zu holen, die das "Weltklasse-Sport in Bad Königshofen" genannte Projekt mit durch die von Corona aufgewühlten Wellen bringen helfen. Vorausgegangen war ein Termin in einem Würzburger Fotostudio, wo die Agentur "zweikomma" Aufnahmen für das noch zu produzierende Saisonheft von 130 Seiten machte.
Bei den Gesprächen in den Betrieben von Bad Königshofen über Wülfershausen und Bad Neustadt bis hinauf nach Nordheim/Rhön war immer wieder das Interesse der Partner an den TSV-Spitzensportlern zu spüren. "Wo und wie lange trainiert ihr täglich? Wie wart ihr von Corona betroffen? Wann trefft ihr euch jeweils in Bad Königshofen? Wer von euch ist bei Olympia in Tokio dabei?" Um die letzte Frage zu beantworten: Filip Zeljko, der als Ersatzmann Kroatiens nominiert wurde. Natürlich erfuhren die Sportler auch viel von Geschäftsstrategien und -philosophien der Partner, von deren Obolus schließlich ihre Gehälter bezahlt werden.
Die Erfolge haben Begehrlichkeiten bei den Konkurrenten geweckt
Wobei sie, egal ob jung, wie das Trio Ort/Zeljko/Grebnev, oder Bastian Steger, in seinem dritten Frühling, so die Einschätzung Alberts "alle auch an ihre Zukunft denken müssen und ihnen keine weitere Saison mit Gehaltsverzicht zuzumuten ist. Sie haben auf viel Geld verzichtet im letzten Jahr". Er wie auch der Co-Geschäftsführer Udo Braungart erwähnen aber auch "die guten Leistungen der Mannschaft in der vergangenen Saison, die Begehrlichkeiten bei der Liga-Konkurrenz geweckt haben. Wir mussten also zehn Prozent gegenüber dem letzten Saison-Etat draufpacken".
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Beim alljährlichen Lizenz-Verfahren der Tischtennis-Bundesliga TTBL musste die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit über den Finanzplan für die Saison 2021/22 nachgewiesen werden. "60 Prozent der Gesamtausgaben mussten durch schriftlich abgeschlossene Sponsorenverträge, Werbevereinbarungen und sonstige Zuwendungen von Partnern gedeckt sein", sagt Braungart. "Zum Zeitpunkt der Lizenzerteilung Mitte Mai war eine Nachweisquote von mindestens 80 Prozent des Etats erforderlich." Dass man auf dem besten Weg ist, den Etat zusammenzubekommen, dass er gewissermaßen gesichert ist, zeigt die Information beider Geschäftsführer, dass "die Zahlen beim Steuerberater sind und die Lizenzerteilung ohne Auflagen von der TTBL bestätigt wurde".
Hohes ehrenamtliches Engagement spart Kosten
Auf der Ausgabenseite dominieren die Spielergehälter samt der Beiträge für die Sozialversicherung und Berufsgenossenschaft. "Durch sehr viel ehrenamtliche Tätigkeiten konnten die Gemeinkosten auf circa 20 Prozent des Gesamtbudgets klein gehalten werden", sagt Braungart. Auf der Einnahmen-Seite planen die Geschäftsführer mit durchschnittlich 150 Zuschauern pro Spiel oder ersatzweise Corona-Hilfe. Die vergangene Saison hatte der TSV ohne Zuschauereinnahmen durchgeplant. "Ein Mehr an Zuschauern würde uns die Planungen erleichtern. Zum Glück haben uns unsere Partner die Stange gehalten. Einige haben was draufgelegt, ein paar sind dazu gekommen."
Alle fügten indes hinzu: "Es wäre schön, wenn man wieder in die Halle darf, damit wir den Bezug nicht ganz verlieren." Fakt ist, dass in der vergangenen Saison - der bisher besten und erfolgreichsten des TSV - außer an den ersten beiden Spieltagen kein Sponsor ein Spiel in der Halle mitverfolgen konnte. Den Käufern von Saisonkarten erging es nicht anders. Und die vier Spieler haben außer Gesundheit und dem sportlichen Erfolg keinen größeren Wunsch als den "nach endlich wieder mehr Kommunikation und Kontakt zu den Zuschauern".