Das dritte Saisonspiel, das erste auswärts, ein absolutes Spitzenspiel: Als Tabellendritter der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) beim punktgleichen Tabellenzweiten (je 4:0) bestreitet es der TSV Bad Königshofen diesen Samstag um 19 Uhr beim TTC Fulda-Maberzell. Zwischendrin lag am Mittwoch das Pokalspiel gegen Post SV Mühlhausen: 3:1-Sieg, Einzug ins Viertelfinale. Was ist denn das für eine Runde, in der es der Einschätzung vieler Experten nach ein Auflösen der bisherigen Dominanz-Strukturen im deutschen Team-Tischtennis geben könnte? Auch auf Kosten des TSV Bad Königshofen, der mit seinem dritten Platz am Ende der vergangenen Saison für Aufsehen gesorgt hatte.
Noch dazu weit vor dem jahrelang ein Mauerblümchen-Dasein fristenden TTC Fulda-Maberzell, bei dem immer nur der Klassenerhalt ein Thema war. Der nun aber einem FC Bayern gleich aufgerüstet hat und die bundesdeutsche Tischtennis-Welt aus den Angeln heben kann. Neuzugang Dimitrij Ovtcharov (36), sechs olympische Medaillen im Einzel und Team, vor sechs Jahren die Nummer eins der Weltrangliste, Stand heute die Nr. 14, übertrifft sogar den Fußballer Harry Kane an Wert für die Mannschaft.
Erfahrener Fuldaer Punktesammler ist auch Ruwen Filus (36), Abwehr-Konter-Spieler, der die Königshöfer schon so oft ärgern konnte, erst im März mit zwei Einzel-Siegen. Ebenso Fan Bo Meng (23), gebürtiger Würzburger und Sohn des Trainers Qing Yu Meng, Allrounder mit besonderer Stärke im Doppel. Drei deutsche Nationalspieler im Paket. In einem anderen Paket wurden zwei taiwanesische verpflichtet, nur Insidern bekannt: Kao Cheng-Jui (19), Nr. 32 der Welt, Olympiateilnehmer. Und Chang Chih-Yuan (43), die Nr. 36, vierter Platz bei Olympia 2012 in London, Doppel-Weltmeister 2013.
Gewiss ist nur, dass die beiden Taiwanesen nie gemeinsam für Fulda werden antreten können, den TTBL-Regularien nach, die nur einen Nicht-EU-Ausländer im Team erlauben. Über eines sind sich die Experten einig: Fulda wird schon diese Saison die Hierarchie in der Tischtennis-Bundesliga verändern. Immer mit der Frage verbunden, wie oft Ovtcharov mit dabei sein wird und nicht in der Welt auf irgendwelchen großen Turnieren herumtingelt. Ihm sind grundsätzlich in jedem Spiel zwei Punkte zuzutrauen, gegen wen auch immer.
Fan Bo Meng mit deutlichem Sieg gegen Timo Boll
Den Anfang hat Fulda schon mal zum Saisonauftakt gemacht und mit 3:0 den deutschen Meister Düsseldorf von der Platte gefegt. Vor 2550 Zuschauenden, weswegen man von der Hubtex-Arena in die Esperanto-Halle umzog. Ein Riesen-Hype drüben in Fulda, rund um Ovtcharov und die beiden Taiwanesen. Dabei schlug Meng Timo Boll 3:1, Ovtcharov Kai Stumper mit 3:0 und Kao Cheng-Jui Anton Källberg mit 3:1. Was für eine Abfuhr für den Rekord-Meister und -Pokalsieger. Mit zwei Siegen hat Fulda die letztjährige Vorrunde bereits überboten. Da war es nur einer gegen Absteiger Mainz gewesen.
Jürgen Halbig, TSV-Hallensprecher und Tischtennis-Analyst, ist ein Insider. "Wenn der Ovtcharov spielt, liegt die Gewinnwahrscheinlichkeit für uns bei höchstens einem Prozent. Die haben eine Riesen-Truppe zur Auswahl", sagt er zur anstehenden Partie. Und zur Situation in der Liga: "Wenn Düsseldorf, Saarbrücken, Ochsenhausen und Fulda immer in Top-Besetzung antreten, hat kein anderer eine Chance gegen sie." Das macht – vielleicht – die Liga interessant, aber auch unberechenbar.
Kilian Ort schielt aufs Doppel
Der Bad Königshöfer Kilian Ort sieht's einen Tick optimistischer: "Die drei Siege in Liga und Pokal sollten unser Selbstvertrauen gestärkt haben. Gegen Fulda bräuchten wir aber die beste Saisonleistung aller drei um zu gewinnen. Chancenlos sind wir nicht. Wir dürfen sie jetzt auch nicht zu hoch hängen. Ihr Doppel, sollte es dazu kommen, wird nicht eingespielt sein. Das könnte ein Vorteil für uns sein."