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FUßBALL: REGIONALLIGA BAYERN
Aubstadts Victor Kleinhenz: „Der Trainerjob hat mich früh begeistert“
Hinter Victor Kleinhenz liegen turbulente Monate. Im März war er noch Spielertrainer beim FC Thulba in der Bezirksliga, mittlerweile steht er als Cheftrainer des Regionalligisten TSV Aubstadt an der Seitenlinie.
Foto: Rudi Dümpert | Hinter Victor Kleinhenz liegen turbulente Monate. Im März war er noch Spielertrainer beim FC Thulba in der Bezirksliga, mittlerweile steht er als Cheftrainer des Regionalligisten TSV Aubstadt an der Seitenlinie.
Das Gespräch führte Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 14.02.2024 07:02 Uhr

Zu wem würden die Prädikate Senkrechtstarter oder Rakete unter Trainern besser passen als zu Victor Kleinhenz? Der 29-Jährige aus Wartmannsroth ist von Beruf selbstständiger Vermögensberater, liiert und Vater zweier Kinder. Er bringt keinen höherklassigen Erfahrungsschatz als Spieler oder Trainer mit, als dass es kein Vorbei an ihm gegeben hätte, der Nachfolger von Josef Francic beim TSV Aubstadt zu werden. Am 1. Juli kam er als Co-Trainer zum Regionalliga-Siebten – mit der für die Liga nötigen A-Lizenz. „Wir hatten schon vor, ihn die Liga und die Mannschaft kennen lernen zu lassen und irgendwann den Wechsel vorzunehmen“, erklärt Francic, inzwischen Sportdirektor. „Dann haben wir schon bald gemerkt, dass er ein selbstständiger Trainer ist, der nicht nur die Lizenz, sondern auch die Qualifikation für die Regionalliga hat.“ Es sei nie einfach, den richtigen Zeitpunkt für einen Abschied zu wählen. Durch die Fortsetzung der Saison mit 34 Punkten sei der Druck aber nicht zu stark und der Wechsel jetzt sinnvoll, findet Francic. Im März war Victor Kleinhenz noch Spielertrainer beim Bezirksligisten FC Thulba, im Juli Co-Trainer drei Klassen höher in der Regionalliga, im August dann schon Chef-Trainer des TSV Aubstadt. Einblicke darüber, wie er sich in seiner neuen Rolle sieht und fühlt, gibt Kleinhenz in diesem Interview.

Frage: Ist es Talent, Ehrgeiz oder irgendein Schlüsselerlebnis, weshalb Sie so einen steilen Weg gegangen sind? Völlig untypisch, mit 29 Jahren, mit der Erfahrung als Spielertrainer beim FC Thulba in der Kreisliga und Bezirksliga? Wann begannen Sie als Trainer und mit dem Erwerb von Scheinen und Lizenzen?

Victor Kleinhenz: Grundsätzlich war Fußball schon immer mein Leben. Als Spieler hätte es aber vermutlich nicht zu allzu viel mehr als Bezirksliga gereicht. Deswegen bin ich schon relativ früh den Weg des Trainers bzw. des Spielertrainers gegangen. Ich habe mittlerweile zehn Jahre Trainererfahrung, habe mit einer U 13 in meinem Heimatverein Wartmannsroth angefangen und schnell gemerkt, dass ich mich für den Job begeistern kann, weil das, was ich vorhabe, auch sehr gut ankommt. Ich weiß genau, wo ich herkomme. Ich habe alle unteren Ligen durchgemacht, weiß, was ich dafür investiert habe und bin von daher etwas stolz und sehr demütig. 2010 machte ich die B-Lizenz, 2016 die Elite-Jugend-Lizenz und 2018 die A-Lizenz.

Hätten Sie im Juni mit dieser schnellen Entwicklung gerechnet? Wenn man Ihnen beim Training zuschaut, kommen Sie ungeheuer zielorientiert und konzentriert, aber ebenso locker und souverän rüber. Der Respekt von Spielern, die älter sind als Sie, ist außer Diskussion.

Kleinhenz: Die Entwicklung der letzten Wochen war für mich natürlich brutal schnell. Mein Verhältnis zu den Spielern ist überragend, der Umgang sehr respektvoll. Es ist definitiv nicht selbstverständlich, dass die Spieler, wenn ein so junger Trainer mit wenig Erfahrung auf so einem Niveau kommt, derart damit umgehen. Das spricht natürlich für den überragenden Charakter dieser Truppe.

Sie sind nicht der General am Spielfeldrand, sondern strahlen Ruhe aus und pflegen den vertrauensvollen Umgangston. Sie fördern durch Fordern und bevorzugen die psychologischen Mittel des Lobs und der positiven Verstärkung. Stecken da eigene Erfahrungen dahinter oder etwa die moderne Trainer-Ausbildung?

Kleinhenz: Dahinter stecken Erfahrungen, die ich im Beruf, in meiner Laufbahn als Trainer und im Privaten gemacht habe. Hauptsächlich hat es natürlich etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich sehe es so, dass eine authentische Arbeitsweise, wenn man sich so gibt, wie man ist, ohne sich zu verstellen, langfristig am erfolgversprechendsten ist. Dazu gehört natürlich auch, hin und wieder unpopuläre Entscheidungen im Kader zu treffen. Das wird früher oder später auch mit dem Kader auf diesem Niveau der Fall sein. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass der größte Lernwille da ist, wenn wir uns bei den Dingen erwischen, die uns gut gelingen.

Der Kader wurde im Vergleich zum Saisonbeginn durch 13 Abgänge bei sechs bisher bekannt gegebenen Zugängen verkleinert. Dabei ging auch sehr viel Offensivkraft über Bord. Die Architektur der Mannschaft, so die Testspiele, scheint zu passen, bis auf die Abschlüsse und Lösungen in der so genannten Box. Ist man da noch auf der Suche?

Kleinhenz: An der Rechnung stimmt etwas, dass die Spieler, die 26 der 36 Tore dieser Saison erzielt haben, noch da sind. Ich sehe es so, dass wir Qualität in der Offensive haben, sehr viel sogar. Wir sind natürlich im Verein, im Trainerstab, auf der Suche, Dinge zu optimieren. Wir wollen jetzt sehen, dass die Stärken der Spieler nach und nach immer besser zur Geltung kommen. Dafür sind noch drei Wochen Zeit. Wenn sich noch etwas Passendes ergibt, was sportlich und charakterlich zu uns passt, was bei einem Dorfverein besonders wichtig ist, dann ist es durchaus denkbar, dass wir, was die Offensive betrifft, noch einmal zuschlagen. Ich bin auf jeden Fall zuversichtlich.

Wie würden Sie ihre Philosophie von Fußball beschreiben, die natürlich immer auch vom verfügbaren Personal und der Tabellensituation abhängt?

Kleinhenz: Grundsätzlich freue ich mich immer, wenn der Ball bei uns ist. Das ist das Geniale an dieser Sportart. Die Herausforderung für unser Trainerteam ist, dass wir die Spieler, die wir haben, Tag und Nacht in ihrer Qualität stärken und damit die Mannschaft. Das ist ein beständiger Prozess, an dem wir immer arbeiten werden. Wenn wir das hinkriegen, ist auch der Erfolg entsprechend. Apropos Erfolg: Wichtig für das Selbstvertrauen wäre beim Re-Start ein Erfolgserlebnis. Dann ist das Vertrauen, in unsere Art Fußball zu spielen, da. Dann wird vieles einfacher.

Aubstadt wucherte bislang mit den Pfunden besondere Stimmung und Zusammenhalt. Einige Stimmungs-Typen und Charaktere sind gegangen. Sie müssen Lücken schließen und Teambildungsmaßnahmen durchführen. Wie bekommt Ihnen die Arbeit nach mittlerweile über 20 Trainingseinheiten und vier Testspielen?

Kleinhenz: Die Stimmung in der Mannschaft ist definitiv hervorragend. Besonders die erfahrenen Spieler wissen genau, was den Verein in die Regionalliga gebracht hat. Die gesunde Mischung aus Professionalität und positiver Beklopptheit ist einzigartig. Das wird auch notwendig sein, dass wir den nächsten Schritt gehen können. An der Stimmung wird?s gewiss nicht scheitern.

Josef Francic dachte vor neun Jahren bestimmt nicht an eine bevorstehende Ära Francic. Welche Gedanken beschleichen Sie jetzt, da Sie in seine Spuren treten?

Kleinhenz: Vergleiche mit Josef verbieten sich grundsätzlich. Denn das, was er erreicht hat, ist brutal und einzigartig. Ich habe natürlich schon ein paar Bilder im Kopf. Wir wollen für bestmögliche Rahmenbedingungen sorgen, für die Weiterentwicklung und Fortschritte jedes Einzelnen und der Mannschaft. Da packen wir an und schauen jetzt nicht in die Glaskugel. Die Arbeit ist sehr spannend und intensiv. Ich selber wachse auch mit jeder Erfahrung und lerne fast täglich etwas dazu. Dass es nicht immer einfach sein wird, ist auch klar. Aber ich freue mich auf alles, was kommt.

 
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