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Handball
Der HSC Bad Neustadt sucht nach seinem eigenen Weg in der Jugendarbeit
Frank Ihl trainiert beim HSC nicht nur das Drittliga-Team. Er fungiert auch als Jugendkoordinator. Warum Rimpar für ihn dabei kein Maßstab ist und welchen Klub er sich zum Vorbild nimmt.
Frank Ihl (rechts) trainiert beim HSC Bad Neustadt nicht nur die Drittliga-Mannschaft. Als Jugendkoordinator kümmert er sich auch um die Entwicklung von Nachwuchsspielern.
Foto: Anand Anders | Frank Ihl (rechts) trainiert beim HSC Bad Neustadt nicht nur die Drittliga-Mannschaft. Als Jugendkoordinator kümmert er sich auch um die Entwicklung von Nachwuchsspielern.
Daniel Rathgeber
 |  aktualisiert: 09.02.2024 18:33 Uhr

Irgendwann, erzählt Frank Ihl, "war ich im Wald, habe Bäume angeschaut und philosophiert." Die Momente der gedanklichen Einkehr ließen in ihm eine Entscheidung reifen. Wieder daheim griff Ihl zum Telefon. Er wählte die Nummer von Peter Hahn und signalisierte dem Vorstandsmitglied des HSC Bad Neustadt: Den Job mache ich selbst.

Hahn und Ihl hatten zuvor darüber beraten, wie sie den Posten des Jugendkoordinators beim HSC wieder besetzen könnten. Ein Amt, das beim Handball-Verein in der Vergangenheit Olaf Schimpf, Horia Markel-Suciu, Frantisek Fabian oder zuletzt Michal Panfil inne hatten. Nun also Frank Ihl. "Ich habe immer schon gerne mit jungen Menschen gearbeitet", sagt Ihl und verweist auf frühere Tätigkeiten als Jugendtrainer in Suhl oder Eisenach. Und er ergänzt: "Es liegt mir am Herzen, Spieler zu entwickeln."

Frank Ihls Arbeit soll die Grundlagen legen

"Entwickeln", das ist das Wort, das Hahn und Ihl am häufigsten gebrauchen, wenn sie beschreiben, was sie vorhaben. In der Job-Beschreibung für den Posten des Jugendkoordinators ist es mit Bezug auf Kinder und Mannschaften dreimal aufgeführt, jedes Mal in Fettdruck. Außerdem soll Ihl in dieser Funktion sportliche Leitlinien setzen, das Trainerteam des Vereins führen und Strukturen aufbauen. Kurz: Er soll die Grundlagen für "modernen, leistungs- und erfolgsorientierten Handball" legen.

Trainer der Drittliga-Mannschaft des HSC ist der 50-Jährige schon, nun also auch der A-Jugend, der B-Jugend und der C-Jugend. "Ja, das ist ein großer Umfang. Aber ich kann zum Beispiel auf die Hilfe von unserem FSJ'ler Sebastian Kirschke bauen", sagt Ihl. Was er nicht leisten kann, ist die Betreuung der Mannschaften bei Auswärtsspielen. "Das müssen wir noch organisieren", sagt er. Bei Heimspielen steht Ihl grundsätzlich zur Verfügung. Einzige Bedingung: Zwischen dem Abpfiff der letzten Jugend-Begegnung und dem Anpfiff der Spiele der Drittliga-Mannschaft müssen zwei Stunden liegen, um den Kopf frei zu bekommen.

Gut zu wissen: Die Körpergröße der Spieler-Eltern

Ihl hat in den vergangenen Wochen für alle Handballer des HSC ein Stammdaten-Blatt angelegt. Dort ist Offensichtliches notiert wie die Position, die Wurfhand, technische Fortschritte. Aber auch auf den ersten Blick Ungewöhnliches wie die Körpergröße der Eltern der Jugendlichen. Warum? "Das lässt Rückschlüsse zu, wie groß ein Spieler mal werden wird", erklärt der B-Lizenz-Inhaber. Im Handball gilt: Je größer gewachsen, desto besser.

Die Analyse hat gezeigt, dass das aktuelle Spiel-Niveau der HSC-Jugendmannschaften sehr viel Spielraum für Entwicklungen lässt. Zwar ist die A-Jugend, falls die Saison nach der Corona-Pause wieder aufgenommen werden kann, in der Landesliga eingruppiert. Die nächsten fünf Jahrgänge - vom jüngeren der A-Jugend bis zum jüngeren der C-Jugend - kommen an dieses Niveau aber nicht mehr heran. "Da müssen wir gar nicht um den heißen Brei herumreden", sagt Ihl.

Das Konzept ist über mehrere Jahre angelegt

Dementsprechend ist das Konzept des Vereins langfristig ausgelegt und zielt mit mehreren Zwischenschritten bis in die Saison 2026/27. Dann sollen fünf Spieler der ersten Mannschaft aus der eigenen Nachwuchsabteilung stammen und die A-Jugend soll die Qualifikation zur Bundesliga anpacken. Es sind ehrgeizige Ziele. Das wissen Ihl und Hahn.

Peter Hahn (im Vordergrund) hat ein Konzept für eine nachhaltige Jugendarbeit beim HSC Bad Neustadt entwickelt.
Foto: Daniel Rathgeber | Peter Hahn (im Vordergrund) hat ein Konzept für eine nachhaltige Jugendarbeit beim HSC Bad Neustadt entwickelt.

"Man sollte sich immer an den höchstmöglichen Zielen orientieren", sagt Ihl. Und beteuert, dass auf dem Weg dorthin "wir jedem einzelnen Spieler sämtliche Möglichkeiten zukommen lassen, um sich zu entwickeln. Jeder wird gefordert und gefördert". Breitensport und Leistungssport seien gleichrangige Ziele, betont Peter Hahn.

Die Arbeit mit den Jüngsten ist besonders wichtig

Als besonders wichtig erachtet Ihl die Ausbildung der Jüngsten - von den Super-Minis bis zur D-Jugend. "Mit diesen Kindern müssen wir intensiv arbeiten", weiß er. Mit dem Projekt namens Handball Bad Neustadt wurde ein Anfang schon vor geraumer Zeit gemacht. Bei den Vier- bis Neunjährigen arbeitet der HSC dabei geschlechterübergreifend mit dem VfL Sportfreunde Bad Neustadt zusammen. Trainerinnen und Trainer beider Vereine vermitteln den Kindern auf altersgerechte Art die Grundlagen der Sportart. Bei den Jüngsten allerdings, befürchtet Ihl, könnte sich die möglicherweise noch viele Wochen dauernde Corona-Zwangspause besonders negativ auswirken: "Wir werden wieder bei Null anfangen müssen."

Der HSC will sich als Leistungszentrum etablieren

Auf lange Sicht will sich der HSC als eine Art regionales Leistungszentrum im Jugendhandball etablieren. Leicht wird das nicht. Nicht nur, weil in der Nähe die SG DJK Rimpar, der HSC 2000 Coburg oder der ThSV Eisenach ihr Revier längst abgesteckt haben. "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen", sagt Ihl, "mit diesen Vereinen können wir uns nicht messen." Er empfiehlt als Vergleichsobjekt HaSpo Bayreuth. Weil dessen Männermannschaft wie die des HSC in der 3. Liga spielt, aber gleichzeitig HaSpo eine "wesentlich bessere" Jugendarbeit leistet. 

"Wir müssen im Jugendbereich unseren eigenen Weg finden", sagt Ihl. Der Klub habe einen Plan, "den müssen wir versuchen, umzusetzen. Nämlich die Jugendlichen, die wir haben, so gut wie möglich auszubilden. Einfach wird das nicht."

 
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