Julian Grell hatte einmal mehr den „siebten Sinn“. Hatte er schon im März einen Sieg seiner Mannschaft prognostiziert, lag er erneut richtig. Wieder bejubelte der TSV Aubstadt einen 1:0 (0:0)-Sieg im prestigeträchtigen Grabfeld-Derby der Bayernliga Nord beim TSV Großbardorf vor der imposanten Kulisse von 1050 Zuschauern. Der Erfolg war nicht einmal unverdient, wie auch Großbardorfs Trainer Dominik Schönhöfer in der Pressekonferenz einräumte. „In der ersten Halbzeit war die Partie ausgeglichen. In den zweiten 45 Minuten hatte Aubstadt eine Chance mehr als wir. Das reichte zum Sieg.“
Sein Gegenüber Josef Francic freute sich, dass seine Taktik mit der Dreierkette aufgegangen war. „Die Dreierkette hat ordentlich gespielt. Wir waren gut im Raum gestanden und haben nur wenig zugelassen.“ Das Einzige, was ihm fehlte, war „die Lebendigkeit im Sturm“. Francic wechselte zur Pause für den Ex-Bardorfer Philipp Kleinhenz („Philipp hatte nicht seinen besten Tag“) Max Schebak ein. Dadurch wurde das Sturmspiel der Gäste wesentlich belebt und gefährlicher, wie Francic analysierte. Dennoch war eine Viertelstunde vor Schluss auch ihm wie sicher allen Zuschauern klar, dass das prestigeträchtige Derby entweder torlos enden oder durch einen einzigen Treffer entschieden werden würde.
Dass dieses entscheidende Tor seiner Mannschaft gelang, machte Francic so richtig happy. „Wäre das Spiel 0:0 ausgegangen, wären wir beide zufrieden gewesen“, versuchte er Schönhöfer zu trösten. Doch dem war nicht so, da Joker Max Schebak stach. Ihm gelang in der Schlussminute der entscheidende Treffer. Umstritten deshalb, weil in der Szene kurz vorher die Großbardorfer Spieler ein Foul an Dominik Zehe in der Hälfte der Gäste gesehen hatten. Doch Schiedsrichter Sven Bode sah es anders und ließ weiterspielen. Für Zehe eine klare Fehlentscheidung. „Er hat mir klar in die Hacken getreten. Das muss der Schiedsrichter pfeifen.“ Ihm stimmte Manager Gerhard Schüler zu. „So ein eindeutiges Foulspiel muss er einfach sehen.“
So war der Weg frei zum Siegtreffer der Gäste – bedingt durch die Tatsache, dass sich Hausherren lautstark beschwerten und aufregten, dafür aber die Rückwärtsbewegung fast völlig vergaßen. Das nutzte Schebak aus: Mit einem langen Ball bedient, ließ er allein vor Marcel Wehr dem Keeper keine Abwehrchance mit einem platzierten Rechtsschuss, der vom Innenpfosten ins Netz prallte.
„Mich ärgert die Niederlage an sich nicht so sehr, aber ihr Zustandekommen. Es kann nicht sein, dass man diskutiert und dabei eine intensive Rückwärtsbewegung vergisst“, ärgerte sich Schüler. Dagegen war der Torschütze nach dem Abpfiff der glücklichste Mensch auf dem Platz. „Es ist ein geiles Gefühl, so ein Tor zu erzielen und damit der Mannschaft zu helfen.“ In der Beurteilung der Qualität der Partie gingen die Meinungen weit auseinander. So sprach Großbardorfs Innenverteidiger Manuel Orf von einem „guten Derby auf hohem Niveau“, während Aubstadts Mannschaftskapitän Julian Grell ganz anderer Ansicht war. „Es war ein schwaches Spiel. Es wurden auf beiden Seiten viel zu viele lange Bälle gespielt. Außerdem gab es viele taktische Fouls.“ Die Höhepunkte, die Torraumszenen, lagen vorwiegend in den zweiten 45 Minuten, da in der ersten Halbzeit beide Abwehrreihen eindeutig das Geschehen beherrschten. Nur Pascal Stahl war zweimal, einmal per Kopf, einmal mit dem Fuß, für die Platzherren gefährlich, traf aber beide Male das Tor nicht, während Ingo Feser die einzige Chance für die Gäste auf dem Fuß hatte. Wesentlich mehr zu bieten hatte die zweite Halbzeit. Erst rettete Hausherren-Keeper Marcel Wehr mit dem Gesicht gegen Schebak, dann hatte Pascal Stahl das 1:0 auf dem Fuß, doch er traf frei stehend nur den am Boden liegenden Dominik Grader.
In der Schlussphase schlug die Stunde von Max Schebak. Erst lenkte Wehr seinen fulminanten 17 m-Knaller noch gegen die Latte, dann aber war er machtlos beim entscheidenden Treffer. „Es war klar, dass es ein Geduldsspiel werden würde. Zum Glück waren wir das glücklichere Team. Unser Sieg geht in Ordnung“, so Christoph Rützel und erhielt für seine Meinung allgemeine Zustimmung – jedenfalls bei denen, die es mit dem TSV Aubstadt halten.
Statistik zum Spiel
Bayernliga Nord
TSV Großbardorf – TSV Aubstadt 0:1 (0:0)
Großbardorf: Wehr – Seufert, Orf, Hölderle, Kanz – Kirchner, Piecha – Schönwiesner (57. Leicht), Zehe, Breunig (69. Etzel) – Stahl (75. Rugovj).
Aubstadt: Reusch – Benkenstein, Köttler, Grader – Trunk, Rützel – Noack, Feser, Kleinhenz (46. Schebak), Thomann (82. Dellinger) – Grell (74. Hümmer).
Tor: 0:1 Schebak (90.).
Schiedsrichter: Bode (Nürnberg).
Zuschauer: 1050.
Stimmen zum Derby
Josef Demar (Bürgermeister von Großbardorf): „Ein faires Derby, von zwei guten Abwehrreihen geprägt. Ein früheres Tor hätte dem Spiel gut getan. Bei einem so späten Tor ist der Sieg für Aubstadt natürlich als etwas glücklich zu bezeichnen. Ich denke, es war trotzdem ein gutes Spiel, in dem die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind.“
Dieter Raab (Aubstadt, Ex-Trainer der DJK Wargolshausen): „Für mich war das ein ganz schlechtes Spiel, das keinen Sieger verdient gehabt hätte. Beide hatten zu viel Angst voreinander.“
Wolfgang Abschütz (Alt-Bürgermeister von Aubstadt): „Von den Spielanteilen her fast ausgeglichen mit geringen Vorteilen für Aubstadt. Wenn man die wenigen Chancen einander gegenüber stellt, hatten wir eine leichte Überzahl. Wenn ein Tor aber so spät fällt, ist es immer glücklich. Ich hatte mich schon auf ein Unentschieden eingestellt.“
Martin Thomann (TSV Aubstadt): „Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel. Ich denke aber, dass wir es verdient gewonnen haben, weil wir besonders in der zweiten Halbzeit als Mannschaft gut gespielt und hinten nichts zugelassen haben. Der Max (Schebak) hat ein überragendes Spiel gemacht, ich hab´ ihm das Tor gegönnt. Mit mir selber bin ich heute nicht zufrieden, aber das ist in dem Moment jetzt nebensächlich. Derby-Sieger, was gibt´s Schöneres?“
Marcel Hölderle (TSV Großbardorf): „Ich hatte eine gute Chance und war auch immer der Meinung, dass wir noch ein Tor schießen und das Spiel gewinnen. Wir haben eigentlich gut gespielt, unsere Taktik ist voll aufgegangen. Wenn man in der 90. Minute ein Tor kriegt, ist das immer unglücklich.“
Christoph Rützel (TSV Aubstadt): „Ich habe das Spiel 60:40 für uns gesehen. Es war ein Kampf- und ein Geduldsspiel und wir haben es geduldiger gespielt und diese Chance in der letzten Minute halt genutzt. Mit einem 0:0 wäre ich aber auch zufrieden gewesen. Meine eigene Leistung? Hat gepasst, viel Laufarbeit.“
Manuel Leicht (TSV Großbardorf) „Dass ich nicht in der Startelf stand, lag daran, dass ich in der letzten Zeit weniger trainieren konnte. Dann ist das logisch, dass sich andere Spieler einen Einsatz verdient haben. Es war kein Hochglanz-Derby, sondern von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägt. Es ist sicherlich kein gerechtes Ergebnis, es war ein typisches Unentschieden-Spiel. Ärgerlich, dass man durch ein Tor verliert, dem aus meiner Sicht ein Foul am anderen Strafraum vorausgegangen ist. Es war sicherlich kein Elfmeter, aber eben ein Foul.“
Max Schebak (Torschütze des TSV Aubstadt): „Ich fühle mich sehr gut. Es ist immer geil rein zu kommen und ein Tor zu machen. Dass es noch so ein wichtiges war, ist umso schöner. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft so helfen konnte. Wie ich es geschossen habe? Wir haben total schnell umgeschaltet. Ehe die Großbardorfer wussten, was los ist, haben wir Einwurf gemacht, ich krieg' den Ball, komme in spitzem Winkel aufs Tor zu, wusste, der muss rein und habe einfach drauf gezogen.“
Lennart Seufert (Neuzugang des TSV Großbardorf): „Es war meine erste Punktspiel-Niederlage hier. Natürlich bin ich sauer, zumal noch gegen Aubstadt. Es war am Ende auch noch ein Stück weit eine falsche Schiedsrichterentscheidung. Meine eigene Leistung? Ich bin noch ein junger Spieler und die Bayernliga ist eine starke Liga. Für mein drittes Spiel in Ordnung. Spielerisch und vom Tempo her kann man die Bayernliga mit der U19-Bundesliga, wo ich her komme, vergleichen, vom Körperlichen her besteht ein großer Unterschied.“
Julian Grell (Kapitän des TSV Aubstadt): „Ich bekam schon sehr früh einen Schlag auf die Wade und war dadurch etwas gehandicapt. Ich denke, wir haben verdient und glücklich zugleich gewonnen. Das Spiel war gewiss nicht immer schön anzusehen. Das spielt für uns jetzt aber keine Rolle. Wir wollen in andere Regionen und dazu brauchen wir Siege. Wir haben eine ganze Trainingseinheit an der Taktik gearbeitet. Wir haben gewonnen, dann muss sie wohl richtig gewesen sein.“