
Die Form der Mannschaft ist, obwohl zuletzt mit dem 2:1 in Las Palmas der dritte Sieg in Serie gelang, nicht sonderlich gut. Aber das trübt keineswegs die Vorfreude in der andalusischen Metropole. Die Chancen des FC Sevilla, gegen Manchester United (Hinspiel am Mittwoch, 20.45 Uhr) im fünften Anlauf zum ersten Mal das Viertelfinale der Champions League zu erreichen, sind zwar schon wegen der Klasse des Gegners gering.
Doch Sevillas Fans erinnern sich gerne daran, dass ihre Mannschaft bereits in der Gruppenphase der laufenden Saison einen Topklub aus der Premier League geärgert hat. Gegen den FC Liverpool schaffte man zwei Unentschieden. Wie Sevilla im Heimspiel aus einem schier hoffnungslosen 0:3-Rückstand im stimmungsvollen Estadio Ramon Sanchez Pizjuan noch ein 3:3-Unentschieden machte, war kämpferisch bemerkenswert.
Gute Erinnerungen an die Champions League
Auch Johannes Geis hat an diese Partie im November sicher nur gute Erinnerungen. Er stand in der Startelf, es war sein einziger Einsatz in der Königsklasse bisher. Gegen ManU wird der 24-Jährige an diesem Mittwoch wahrscheinlich wieder die Bank drücken, wie meist. Seit er sich am letzten Tag der Wechselperiode im August vom FC Schalke 04 nach Sevilla ausleihen ließ, haben sich für Geis nicht viele Hoffnungen erfüllt.
In Gelsenkirchen war seine Karriere zuletzt ins Stocken geraten. Seit seiner Fünf-Spiele-Sperre nach einem unerklärlichen Foul an dem dabei schwer verletzten Mönchengladbacher André Hahn im November 2015 erreichte er nicht mehr die Verfassung früherer Tage, die ihn sogar an den Rand einer Berufung in die Nationalmannschaft gebracht hatte.
Nur fünfmal in der Startelf
Einen Neuanfang, mehr Anerkennung und mehr Spielpraxis versprach sich Geis in Spanien. Zu Buche stehen bisher aber nur zehn Liga-Einsätze mit 477 Minuten Spielzeit, lediglich fünfmal stand der Unterfranke aus Oberstreu (Lkr. Rhön-Grabfeld) in Sevillas Startelf.
Und in diesem Jahr noch gar nicht. Dabei hatte er unter Trainer Eduardo Berizzo für seine fleißigen Bemühungen, sich an die neue Umgebung anzupassen, zunehmend Anerkennung gefunden. Zehn Wochen nach der Ankunft im 40 Grad heißen Sevilla feierte Geis im Heimspiel gegen Celta Vigo seinen Startelf-Einstand und bereitete gleich ein Tor per Standard vor. Berizzo stellte ihn nun häufig auf, wegen personeller Probleme meist in der Innenverteidigung. In den spanischen Zeitungen wurde jedoch bereits diskutiert, ob Geis wegen seiner spielerischen Qualitäten Sevilla im hinteren Mittelfeld, wo er eigentlich zu Hause ist, nicht mehr helfen könne.
Es läuft nur mittelprächtig
Dann musste der argentinische Trainer wegen einer Krebserkrankung in die Klinik. Kaum zurück nach der Operation, wurde Berizzo wenige Tage vor Weihnachten wegen sportlichen Misserfolgs entlassen. Das mag man gnadenlos nennen. Doch die Ansprüche sind nun mal groß beim FC Sevilla, der zwischen 2013 und 2015 dreimal in Folge die Europa League gewonnen hat. In der laufenden Saison läuft es mit Rang sechs bisher mittelprächtig, immerhin wurde das Pokal-Finale gegen den FC Barcelona erreicht.
Ob er bleibt, ist fraglich
Der Trainerwechsel war nicht gut für Geis. Der neue Mann Vincenzo Montella, ein Italiener, lässt ihn meist links liegen. Immer wieder mal wird Geis kurz eingewechselt, aber in der Hierarchie steht er weit hinten.
Über seine Situation mag der Unterfranke nicht reden, wiederholte Interviewanfragen blieben unbeantwortet. Ob er über das Saisonende hinaus in Sevilla Fußball spielt, ist fraglich. Die Andalusier sollen eine Kaufoption für ihn besitzen, die wäre aber angeblich mit einer Ablösesumme von zehn Millionen Euro verbunden. Viel Geld für einen Reservisten.