Wie im Sandwich reisten die drei Aufrechten des TSV Bad Königshofen zum thüringisch-fränkischen Derby in der Tischtennis-Bundesliga der Männer hinüber zum Post SV Mühlhausen, das sie nach einem Krimi mit 3:2 gewannen. Aufrechte deshalb, weil ihr zuletzt Stärkster, Kilian Ort, daheim blieb und mit Fieber im Bett lag. Und Sandwich, weil sie als Siebter von Zwölf mitten drin in der Tabelle waren: nur zwei Punkte hinter dem Gastgeber Mühlhausen auf dem Play-Off-Platz 4. Aber auch nur vier vor einem Abstiegsplatz. Weil auch noch Martin Allegro nach seiner Hüft-OP fehlte, war wieder einmal in dieser so vertrackten Saison personell der Worst Case eingetreten.
Die Mannschaft stellte sich von selbst auf, blieb nur die Taktik mit der Besetzung der Positionen. Herausgekommen ist ein grandioser 3:2-Sieg, nach 1:0-Führung und 1:2-Rückstand. Die damit postwendend die Antwort auf die Heimniederlage gegen Schlusslicht Mainz gaben. Die Halle am Kristanplatz war zum Bersten gefüllt, sodass sogar Zuschauer wieder heim geschickt werden mussten. Die Euphorie ist groß bei den "Postlern" nach dem Einzug ins Champions League-Halbfinale und dem 3:1-Auswärtssieg in Neu-Ulm.
Bastian Steger legt den Grundstein
"So muss Tischtennis sein", sagte Andy Albert nach dem ersten Satz (12:10) von Bastian Steger gegen Ovidiu Ionescu, dem er in den letzten zwei Begegnungen unterlegen war. Wenig später hatte Steger unter dem Jubel der geschätzten 50 TSV-Sympathisanten unter den Zuschauenden 3:0 gewonnen. Und schickte Yukiya Uda (21/164 cm), den von der Rolle geratenen Japaner in den Ring. Gegen einen Steffen Mengel (34, 195 cm), der sich in Topform befindet und zwei Tage vorher in Neu-Ulm beide Einzel gewonnen hatte. Er gewann auch gegen Uda und brachte diesem im achten Einzel in der TTBL die siebte Niederlage bei. Denkbar unglücklich diesmal, mit toller Moral, nach 0:2 und 2:2 Sätzen und mit einem klaren 3:11 im fünften. Uda kämpfte diesmal wie ein japanischer Samurai-Kämpfer. Seinen Lohn sollte er sich im zweiten Einzel noch holen.
Danach brachte der Österreicher Daniel Habesohn den Gastgeber mit 2:1 in Führung, war eindeutig der Bessere im Duell mit Filip Zeljko. Der vergab im ersten Satz bei 10:8 zwei Satzbälle und kam dann nicht mehr auf die Beine. Wobei beide Akteure nicht ihre Normalform erreichten. Mit welch geringer stabiler Verfassung sie sich präsentierten, zeigte der dritte Satz mit dem Verlauf 1:6-6:6-6:11 aus Zeljko-Sicht. Zeljko war unter Wert geschlagen, schickte aber den zuletzt so gebeutelten Uda in die Herkules-Aufgabe gegen den rumänischen Ex-Vize-Europameister im Einzel und Ex-Vizeweltmeister im Doppel Ionescu – und zurzeit nicht gerade in Topform.
Yukiya Uda überwindet sein Trauma der verlorenen fünften Sätze
Uda holte seinen zweiten Einzelsieg im neunten Spiel, überwand sein Trauma der verlorenen fünften Sätze. Er kam nach 1:2-Satzrückstand (11:4, 9:11, 11:13) zurück, nutzte seine Satz- und Matchbälle im vierten und fünften Durchgang (11:8, 11:8) so schnell wie möglich und öffnete dem Doppel Steger/Zeljko die Tür zum ersten Sieg des Jahres einer Gastmannschaft in dieser Halle.
Was würde dieses Duo, das bisher erst einmal zusammen gespielt hatte, gegen "die geballte Erfahrung am Tisch", so hinterher die Einschätzung ihres Trainers Erik Schreyer, ausrichten? Immerhin ist Habesohn der Europameister im Doppel, Mengel in Topform. Und bei Bad Königshofen war der Doppelspezialist Kilian Ort daheim im Bett. Und die Nr. 1 der Doppel-Weltrangliste, Yukiya Uda, auf der Bank, weil er von Koji Itagaki als Einser nominiert war und seine beiden Einsätze schon hinter sich hatte. So viel vorweg: Sie setzten die Erfolgsserie Königshöfer Doppel in dieser Saison fort, in welcher Besetzung auch immer, und holten den fünften Sieg im sechsten Schlussdoppel.
"Basti-Fantasti" macht den Unterschied
Nach 11:6 und 11:8 war das leidenschaftliche, aber faire thüringische Publikum brav und still. Umso lauter die TSV-Delegation, die ihre "Basti-Basti" und "Filip-Filip" nach vorne peitschten. Bis deren Fehlerquote auf einmal stieg und Zeljkos Dominanz der ersten zwei Sätze zerplatzte wie eine Seifenblase. Bis auf einmal Mengel den Unterschied machte und den Post SV zum 2:2-Satzausgleich führte.
Also musste der fünfte und letzte Satz des Jahres die Entscheidung bringen. Steger/Zeljko strapazierten die 15-Sekunden-Regel über Gebühr, beratschlagten, bis sie vom Publikum ausgepfiffen wurden, und gewannen ihn mit 11:3. Wonach Bastian Steger mit kindlicher Freude wie Rumpelstilzchen um den Tisch herum hüpfte. Und im Interview hinterher den Respekt des gegnerischen Trainers als "Basti-Fantasti, der den Unterschied gemacht hat, im Doppel wie im Einzel", bekam.
Ergebnisse
Post SV Mühlhausen – TSV Bad Königshofen 2:3
Ovidiu Ionescu – Bastian Steger 0:3
(10:12, 6:11, 9:11)
Steffen Mengel – Yukiya Uda 3:2
(11:6, 11:6, 5:11, 9:11, 11:3)
Daniel Habesohn – Filip Zeljko 3:0
(13:11, 11:7, 11:6)
Ionescu – Uda 2:3
(4:11, 11:9, 13:11, 8:11, 8:11)
Habesohn/Mengel – Steger/Zeljko 2:3
(6:11, 8:11, 11:8, 11:7, 3:11)
Zuschauende: 426.