„Tollhaus Dreifachturnhalle“. Dieser Begriff geisterte vor Kurzem anlässlich des Sieges von Tischtennis-Zweitligist TSV Bad Königshofen gegen Tabellenführer ASV Grünwettersbach durch die Presse. Gehörigen Anteil an dieser emotionalen Atmosphäre in der Halle im Grabfeld trägt einer, der an und für sich schon vor der letzten Saison auf der Wunschliste von Bad Königshofens Manager Andy Albert stand: Joao Geraldo, 19-jähriger portugiesischer Neuzugang, derzeit Nummer 156 der Weltrangliste und die Nummer 1 des Bad Königshöfer Zweitliga-Teams. „Ich habe den Weg von Joao eine ganze Zeit lang verfolgt. Seine Entwicklung ist der von Kilian Ort sehr ähnlich. Mir war klar, dass er nicht nur gut zu unserem Team, sondern auch zu unserem Publikum passt“, gibt Albert tiefere Einblicke in die Gründe für die Verpflichtung des Portugiesen.
Dass Albert voll ins Schwarze getroffen hat, bewies sich spätestens nach Geraldos spektakulärem Match gegen den Grünwettersbacher Spitzenspieler, den Spanier Alvaro Robles. Als das portugiesische Nachwuchstalent einen 0:2-Satzrückstand noch in einen Sieg verwandelt hatte, hielt es die Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen und sie spendeten stehende Ovationen. Fantastische Ballwechsel, ausgeprägter Kampf- und Siegeswille, artistisch anmutende Beinarbeit, erfolgreiche Rückhandschüsse aus schier aussichtslosen Defensivpositionen und eine an die legendäre Becker-Faust erinnernde Geraldo-Faust – das sind die Markenzeichen des Portugiesen, der mit seiner Spielweise das Bad Königshöfer Publikum spätestens seit diesem Match mitten ins Herz getroffen und es im Sturm erobert hat.
„Es ist fantastisch hier zu spielen. So ein Publikum und so eine tolle Atmosphäre habe ich in meiner Tischtenniskarriere noch nicht erlebt. Der Kampf, der Erfolgsschrei, das Publikum, das mich trägt. Das ist wie eine Art Befreiung und ganz wichtig für mein Spiel“, meint der aus dem im Nordosten Portugals in der Provinz Tras os Montes gelegenen Städtchen Miralda stammende Joao Geraldo, der dort auch die Grundlagen seiner Tischtennisausbildung erhalten hat. Über die Station Ottenau – letztjähriger Rivale der Badestädter in der Zweiten Bundesliga Süd – und die Vermittlung des Managers des Ochsenhausener Tischtennisinternats, Daniel Zwickl, kam Geraldo nach Bad Königshofen.
Am Tischtennisinternat in Ochsenhausen arbeitet er – ähnlich wie sein Mannschaftskollege Kilian Ort in Düsseldorf – derzeit an seiner Karriere als Tischtennisprofi. Seine größten Erfolge waren zwei Mal Bronze bei den Jugend-Europameisterschaften und in diesem Jahr mit Portugal der Europameisterschafts-Mannschaftstitel bei den Männer. Dafür bekam er zusammen mit seinen Nationalmannschaftskollegen von Portugals Staatspräsident Anibal Cavaco Silva höchstpersönlich den „Ordem do Infante D. Henrique“ im Grad eines „Comendadors“ (Komtur) – eine dem deutschen Bundesverdienstkreuz ähnliche Auszeichnung – überreicht.
Geraldos nächste Ziele lauten: Mit Bad Königshofen die Liga erhalten („Wir haben in unserem Team einen tollen Teamgeist und jeder hilft jedem“), von der Bilanz her zu den fünf Besten der Zweiten Bundesliga gehören und in fernerer Zukunft europäische Titel holen und Bundesliga spielen. „Bei Joao Geraldo handelt es sich um einen technisch sehr versierten, ehrgeizigen und kampfkräftigen Spieler, der auch das Spiel seines Gegners gut lesen kann, sich gut in die Mannschaft einfügt und auch unterordnet“, bringt es mit Helmar Erhard einer, der es wissen muss, auf den Punkt. Erhard ist nicht nur ein Bad Königshöfer Tischtennis-Urgestein, sondern auch einer der wichtigsten Förderer der Bad Königshöfer Tischtennisszene. Am Samstag ab 19 Uhr ist in der Dreifachturnhalle der TTC Weinheim zu Gast. „Ich werde alles geben, damit wir gewinnen“, versichert Publikumsliebling Joao Geraldo.