
Tischtennis (rd)
Bundesliga Männer TSV Bad Königshofen – TTC Zugbrücke Grenzau (Samstag, 19 Uhr, Shakehands-Arena)
Endlich hat der TSV Bad Königshofen sein erstes und einziges Heimspiel am Samstagabend in der Shakehands-Arena. Gegner ist der TTC Zugbrücke Grenzau, ein Traditionsverein aus dem Ortsteil von Höhr-Grenzhausen im Westerwald, nahe Koblenz in Rheinland-Pfalz. Dort ist auch eine Tischtennis-Schule und ein Olympia-Stützpunkt Tischtennis beheimatet. Die Historie und Erfolgsstory dieses Vereins sind beeindruckend. In der ewigen Tabelle der Bundesliga nimmt Grenzau Platz zwei von 61 Vereinen hinter Borussia Düsseldorf ein. In 35 Jahren absolvierte man 614 Spiele und errang 402 Siege und 58 Unentschieden. Den Briefkopf des Vereins zieren 14 nationale und internationale Titel: sechs Deutsche Meisterschaften, vier Pokalsiege, drei Europapokal-Siege und ein ETTU-Pokalsieg.
Ein Spiel auf Augenhöhe
Lichtjahre entfernt davon sind Erfolge und Strukturen des Newcomers TSV Bad Königshofen, in der aktuellen Tabelle aber ganz nah und auf Augenhöhe. Die Sonne am Tischtennis-Himmel scheint nicht mehr so hell über Grenzau. Ob der Neuling ein Fixstern sein wird oder doch ein Komet, der irgendwann verglüht: es wird fleißig daran gearbeitet. Die Philosophie des TSV gründet auf intensiver Nachwuchsarbeit, der einzigen Chance bei den Gegebenheiten der Region.
Beide Teams warten auf den ersten Sieg. Seit Wochen meint man beim und im Umfeld des TSV zu riechen, dass das die Chance auf den ersten Bundesliga-Sieg sein könnte. Bei gleicher Punktzahl ist Grenzau Letzter. Natürlich reist die Mannschaft aus dem Westerwald ins Grabfeld mit dem Auftrag, wenigstens hier einen Sieg einzufahren, um das Saisonziel zu erreichen: „besser abschneiden, als es die Setzliste aussagt“. Dort rangiert Grenzau vor Mühlhausen und Bad Königshofen.
„Du kannst vielleicht gegen jeden Gegner überraschen, aber auch gegen jeden eine auf die Backen kriegen“, sagte Trainer Dirk Wagner vor der Runde. In Mühlhausen gab es gleich am Anfang eine 0:3-Klatsche. Dabei hatte man sich von zwei Spielern der vergangenen Saison getrennt. Nur die Nummer 1, Kou Lei (10:10-Bilanz), durfte bleiben. Einen relativ guten Griff hat man mit dem jungen Kasachen Kirill Gerassimenko gemacht, vor dem Bad Königshofens Kilian Ort „großen Respekt“ zeigt. Gegen Deutschlands Nummer 3, Ricardo Walther (Grünwettersbach), unterlag Gerassimenko knapp mit 2:3.
Constantin Cioti war mal als Neuzugang beim TSV im Gespräch. Andy Albert hatte den 34-jährigen Rumänen als Vater-Figur-Nachfolger für Richard Vyborny im Visier. Cioti bringt enorm viel Erfahrung aus 15 Jahren Bundesliga, davon zehn bei Werder Bremen, mit. Die Entscheidung fiel aber auf Darko Jorgic (19). Wagner traut Cioti – zwei Mal Meister, drei Mal Pokalsieger – wieder bessere Ergebnisse als zuletzt in Bremen zu. Nach der Niederlage gegen Dang Qiu ging Wagner hart ins Gericht mit Cioti. Es war von „Blackout“ und „hergeschenkt“ die Rede. Zuvor noch nahm er ihn in Schutz: „Auch ihn belastet die Situation um unsere Nummer 1.
“ Um Kou Lei also. Kilian Ort sieht?s aus der Distanz so: „Kou Lei zündet einfach nicht als Nummer 1. Er ist schließlich die 37 auf der Weltrangliste und eigentlich ein Klasse-Spieler. Es ist aber schon merkwürdig, wie weit seine internationalen Ergebnisse und die im Verein auseinander liegen.“
Kou Leis Körpersprache beim 0:3 gegen Grünwettersbachs Morizono, so wurde berichtet, habe Kopfschütteln auf den Rängen erzeugt. Da hielt auch Wagner nicht mit Kritik zurück: „Wir brauchen eine starke Nummer 1 und die haben wir nicht. Wir müssen uns zusammen setzen und die Situation verbessern.“ Es ist damit zu rechnen, dass diese Sitzung in dieser Woche war.
Ort bei Bundeswehr-Lehrgang
Kilian Ort verbrachte die Woche sportlich wenig professionell: „Ich war seit Montag in Hannover auf einem Bundeswehr-Lehrgang, wobei mein Trainingspensum deutlich eingeschränkt war, nur ein bisschen abends nach Dienstschluss. Das alles war schon sehr gewöhnungsbedürftig. Ich werde aber mein Bestes für die Mannschaft geben.“ Ob?s reicht? Mizuki Oikawa, die Nummer 1, muss ersetzt werden. Er muss in Japan eine WM-Qualifikation bestreiten. „So müssen wir uns halt doppelt und dreifach zerreißen. Dann schauen wir mal, was möglich ist.“
Direkt im Anschluss an den letzten Ballwechsel hält der TSV Bad Königshofen einen „Tischtennis-Talk“ ab. Daran teilnehmen sollen unter anderem zwei Akteure als auch die sportlich Verantwortlichen der beiden Mannschaften sowie der Bad Königshofen Manager Andy Albert.