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TISCHTENNIS: BUNDESLIGA
Bei Salifou platzt der Knoten
Abdel-Kader Salifou lässt seiner Freude freien Lauf. Mit seinen ersten beiden Siegen im TSV-Trikot war er der Matchwinner im Heimspiel gegen den ASV Grünwettersbach.
Foto: Rudi Dümpert | Abdel-Kader Salifou lässt seiner Freude freien Lauf. Mit seinen ersten beiden Siegen im TSV-Trikot war er der Matchwinner im Heimspiel gegen den ASV Grünwettersbach.
Von Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 23.11.2020 02:13 Uhr

Tischtennis

Bundesliga Männer

TTC Neu-Ulm – Post SV Mühlhausen 3:1
TSV Bad Königshofen – ASV Grünwettersbach 3:1
Borussia Düsseldorf – TTC OE Bad Homburg 3:0

1. (1.) Borussia Düsseldorf 7 7 0 0 21 : 2 14 : 0
2. (2.) TTC Neu-Ulm 5 5 0 0 15 : 6 10 : 0
3. (4.) TTC Schw. Bergneustadt 6 4 0 2 12 : 11 8 : 4
4. (3.) ASV Grünwettersbach 7 4 0 3 15 : 14 8 : 6
5. (5.) TTF Ochsenhausen 3 3 0 0 9 : 2 6 : 0
6. (6.) 1. FC Saarbrücken 7 3 0 4 16 : 12 6 : 8
7. (7.) SV Werder Bremen 7 3 0 4 11 : 15 6 : 8
8. (8.) Post SV Mühlhausen 5 2 0 3 8 : 10 4 : 6
9. (10.) TSV Bad Königshofen 6 2 0 4 12 : 13 4 : 8
10. (9.) TTC Fulda Maberzell 6 2 0 4 8 : 16 4 : 8
11. (11.) TTC Zugbrücke Grenzau 5 0 0 5 4 : 15 0 : 10
12. (12.) TTC OE Bad Homburg 6 0 0 6 3 : 18 0 : 12
Die nächsten Spiele, Sonntag, 15. November, 15 Uhr: TTC Schw. Bergneustadt – TTC Neu-Ulm, TTC Zugbrücke Grenzau – Post SV Mühlhausen, Mittwoch, 18. November, 19 Uhr: TTC Neu-Ulm – Borussia Düsseldorf, Sonntag, 22. November, 15 Uhr: Post SV Mühlhausen – TSV Bad Königshofen

Die Segel beim TSV Bad Königshofen standen eigentlich auf Halbmast. Die Vorfreude auf das Heimspiel gegen den ASV Grünwettersbach war nicht nur wegen der fehlenden Zuschauer getrübt. Nein, weil es mit den Genickschlägen und Verletzungen bisher ja nicht reichte, zog sich am Freitagabend beim Training im Kühlhaus Shakehands-Arena auch noch Bastian Steger eine Rückenverletzung zu. Und die ließ beim letzten Test am Sonntagvormittag ein Mithelfen bei der Herkules-Aufgabe gegen den Deutschen Pokalsieger von 2020 und Halbfinalisten 2021 nicht zu. Doch was wurde dann nicht alles auf den Kopf gestellt. Auch Kilian Ort musste erst therapeutisch spielfähig gemacht werden, mit Risiko verbunden. Ohne die gelobten Fans, die, nach Aussage der Spieler, so viele Bälle mit gewinnen. Ein Xi Wang beim Gegner, der alle seine acht Einzel bisher gewonnen hatte. Ein Salifou, der noch nichts gewonnen hatte. Wettquoten hätten für eine Heimniederlage nicht viel hergegeben.

Fast leere Shakehands-Arena wird zum Tollhaus

Doch dann gewinnen diese vermeintlichen Zuschauer-Günstlinge zum zweiten Mal ein Heimspiel vor leeren Rängen. Die Arena, die bei der Begrüßung noch eine gespenstische Atmosphäre ausstrahlte, wurde gegen kurz vor 18 Uhr zum Tollhaus der Mannschaft und eines zwölfköpfigen Helferstabs. Wovon die drei Vertreter von Presse, Rundfunk und Fernsehen mitgerissen wurden – ob sie wollten oder nicht. Das war ein demonstratives Signal an alle, die schon von Abstiegsangst geträumt hatten. Als der stellvertretende Hallensprecher Jürgen Hoffmann bei der Begrüßung völlig emotionslos sagte, „Bastian Steger wurde heute an Position 4 gesetzt“, wussten die Wenigen: Er spielt überhaupt nicht.

Der von Chef-Taktiker Koji Itagakio als Nummer 1 nominierte Abdel-Kader Salifou, der bisher im TSV-Trikot sieglos geblieben war und zumindest persönlich mächtig unter Druck stand, sollte es richten. Die Gäste hatten den Dänen Tobias Rasmussen auf 2 gestellt. Wenn Salifou denn überhaupt eine Chance einzuräumen war, dann gegen ihn. 13:11 im ersten Satz und 12:10 im zweiten: Insgesamt 25 Mal durfte er seine geschätzt 20 Meter lange Ehren- bzw. Aufputschrunde nach jedem Ballgewinn drehen, benötigte jeweils vier Satzbälle. Wenn schon einen Satz verlieren, dann g'scheit, würde der Grabfelder sagen: Salifou gab den dritten Satz mit 4:11 ab und schlug im vierten siegbringend zu – 11:8. Endlich, eine Zentnerlast schien ihm von den Schultern gefallen nach seinem ersten Sieg im TSV-Trikot.

Kilian Ort entzaubert den noch ungeschlagenen Xi Wang

Dann musste Kilian Ort gegen den in dieser Saison noch unbesiegten (8:0) Xi Wang ran. Zwei Mal schon hatte er ihn, als er noch für Fulda spielte, auf der Schippe, hat mit seinem Elefanten-Gedächtnis viel daraus gelernt. Diesmal war Xi Wang, der Matchwinner von vier Grünwettersbacher Siegen, reif. Die unberechenbare Taktik dieses 36-jährigen Deutsch-Chinesen besteht darin, dass er entweder keine hat oder dass er sie ständig von Abwehr auf Angriff und umgekehrt wechselt, man weiß nur nicht wann. Um aber Kilian Ort in seiner momentanen Form zu schlagen, braucht auch ein gehöriges Stück Arbeit und Konzentration. Kurzum, der Ur-Königshöfer spielte in der Aruna-Form vom Sieg gegen Fulda, wenn nicht sogar noch stärker. Er gewann den ersten Satz 11:8, verlor den zweiten nach Aufholjagd von 6:10 aus noch 10:12 und kam im dritten mit 11:3 zurück. Im vierten zeigte er Nerven wie Drahtseile, verdaute gleich mehrere Netz-plus-Kanten-Bälle und gewann mit 12:10. Es war Xi Wangs erste Saison-Niederlage, seine zweite sollte noch folgen.

Von wem würde der ersehnte dritte Sieg kommen können? Oder würde es laufen wie schon so oft nach einer solchen Führung? Zu schmelzen begann diese, als sich Filip Zeljko dem Nationalspieler Dang Qiu nach vier Sätzen beugen musste. Kilian Orts Freund seit der Schülernationalmannschaft kennt Zeljkos Problemzone Rückhand natürlich auch und ist ein intelligenter Spieler dazu. Er zog die Taktik, ihn dort fest zu nageln vom ersten bis zum letzten Ballwechsel durch, so dass Zeljko insgesamt gefühlt keine fünf Bälle mit seiner bärenstarken Vorhand spielen konnte – nur noch 2:1 für den TSV und die Königshöfer in der Halle und wahrscheinlich auch daheim an den Bildschirmen begannen zu rechnen. Für Salifou würde Xi Wang wohl doch zu stark sein. Also doch wieder das Schlussdoppel, mit dem man so oft unglückliche Erfahrungen gemacht hatte.

Salifou lässt sich auch von einem 1:2-Satzrückstand nicht bremsen

Doch bei Abdel-Kader Salifou war der Knoten geplatzt und das Knallen klang auch Xi Wang in den Ohren. Nach 1:2-Satzrückstand schien allerdings das Vertrauen in ihn überstrapaziert. Schließlich hatte er bisher noch nicht viele Argumente liefern können. Bei 6:9 und 9:10 war er am Abgrund. Dann folgte der Reflex: Er gewann den vierten Satz mit 12:10 und den fünften 11:9. Die wunderbare Wandlung vom Loser zum Matchwinner trieb Abdel Kader Salifou zum Winken und Bedanken in jeden Winkel der Arena. Auch hinauf zur Tribüne. Bis er wahrnahm, dass gar niemand da war, sich den Zeigefinger an die Schläfe setzte und lachte.

Die Statistik des Spiels

Tischtennis, Bundesliga

TSV Bad Königshofen – ASV Grünwettersbach 3:1

Abdel-Kader Salifou – T. Rasmussen 3:1 (13:11, 12:10, 4:11, 11:8)

Kilian Ort – Xi Wang 3:1 (11:8, 10:12, 11:3, 12:10)

Filip Zeljko – Dang Qiu 1:3 (8:11, 11:8, 2:11, 8:11)

Abdel-Kader Salifou – Xi Wang 3:2 (11:8, 6:11, 5:11, 12:10, 11:9)

 
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